Hamburg. Warum es hier nur Gewinner gibt. Mehr als 500 Teams beim 22. HafenCity Run. Erlös kommt dem Abendblatt-Verein zugute.
Schnell noch das Gesicht mit Nivea eincremen, und dann geht‘s los. 1200 Beiersdorf-Mitarbeiter und deren Familienangehörige sind an diesem Sonnabend auf den Beinen, sie tragen türkisfarbene Trikots und schreiten schnellen Schrittes von ihrem provisorischen Firmenzelt am Baakenhafen auf eine kleine Anhöhe - nicht weit vom View-Point, dem markanten Aussichtspunkt in der Hafencity, entfernt.
Bis dorthin geht es über Asphalt, dann über eine Sandpiste mit den einigen Regenpfützen. Schließlich steht die Beiersdorf-Kolonne am zentralen Startpunkt des 22. HafenCity Run - Norddeutschlands größtem Charity- und Firmenlauf - mit diesmal insgesamt 17.000 Teilnehmern. Dabei geht es nicht um Gold, Silber oder Bronze. Es gibt keine Sieger, sondern nur Gewinner. Denn die Teams von Firmen, Institutionen und Vereinen mit ihren Familien laufen für einen guten Zweck durch die Hafencity - das tut Körper und Seele gut, fördert den Teamgeist. Und hilft anderen Menschen.
HafenCity Run: Beiersdorf schickt 1200 Teilnehmer ins Rennen
Beiersdorf stellt von den 508 teilnehmenden Unternehmen mit der Startnummer 148 wieder das größte Team. Eine Läuferin trägt einen Niveaball in den Händen, andere haben Wasserflaschen und ihre Smartphones dabei, die zur Messung biologischer Parameter am Oberarm befestigt sind. „Ihr tut jeden Tag Gutes“, ruft der Moderator kurz vor dem Start den Läuferinnen und Läufern des Unternehmens zu, das weltweit 20.000 Mitarbeiter zählt. 11.26 Uhr ragen auf Kommando 2400 Beiersdorf-Hände in die Höhe, jetzt startet das Team zum 4,5 Kilometer langen Lauf durch die Hamburger HafenCity. Blick auf die Elbphilharmonie inklusive.
Hier finden Sie die Fotos der einzelnen Teams: www.hafencityrun.de/teamfotos/
Senatorin Karen Pein eröffnet 22. HafenCity Run
Kurz zuvor war bei bestem Wetter um 9 Uhr der 22. HafenCity Run eröffnet worden. Mit dabei: Karen Pein (SPD), Senatorin für Stadtentwicklung, und Andreas Kleinau, Vorsitzender der Geschäftsführung der HafenCity Hamburg GmbH - sie gehen danach selbst an den Start - sowie Steven Richter, Geschäftsführer des Veranstalters BMS- Die Laufgesellschaft, und Sabine Tesche, Vorstandsvorsitzende des Vereins Hamburger Abendblatt hilft e.V.
Shell-Konzern nimmt mit 340 Läufern am HafenCity Run teil
Nirgendo in Hamburg sind an diesem Tag so viele Berufsgruppen auf einmal vertreten. Es geht es Schlag auf Schlag, ein Team startet nach dem anderen. Jedes Team wird am Start an diesem Tag wieder bis zum letzten Lauf gegen 18 Uhr von dem bewährten und sprachgewandten Moderatoren-Duo Lou Richter und Sven Flohr anmoderiert. Die Apotheke am Dermatologicum ist zum ersten Mal hier, ihr folgt die 50 Jahre alte Stiftung „Freundeskreis - stark für psychische Gesundheit“. Die globale Kanzlei BCLP ist ebenso vertreten wie der Mineralöl- und Erdgaskonzern Shell. Das Unternehmen ist bereits zum sechsten Mal Premiumpartner des HafenCity Run und schickt 340 Teilnehmer ins Rennen. Das Pharmaunternehmen Johnson & Johnson beteiligt sich mit 300, die Hamburger Hochbahn mit 363 und die „Elbkinder - Vereinigung Hamburger Kindertagesstätten“ mit 360 Teilnehmenden.
Derweil trifft sich das Accenture Team, um pünktlich um 12 Uhr am Startpunkt zu sein. Der internationale Dienstleister im Bereich der Unternehmens- und Strategieberatung ist mit rund 50 Läufern vertreten. Mitarbeiter Rainer Sternberg läuft bereits zum fünften Mal mit und freut sich auf die Strecke genauso wie sein Kollege Jens Bockelmann, der für den Run auf dem Rahlstedter Höltigbaum trainiert hat. Spontan hat sich Anmoldeep Gill, Change-Managerin bei Accenture, entschieden, mitzumachen. Sie freut sich wie die anderen auf das Teambuildung beim Laufen - und das gemütliche Zusammensein danach.
Das Team von Hamburger Abendblatt hilft e.V: Mitarbeiter und Abendblatt-Leser
Auch der Verein Hamburger Abendblatt hilft e.V. ist mit rund 95 Abendblatt-Mitarbeitern, deren Anhörigen sowie Abendblatt-Lesern beim 22. HafenCity Run präsent. Der 74 Jahre alte Rentner Ernst Rieband aus Tostedt läuft zum ersten Mal mit und sagt: „Das war ein ganz tolles Erlebnis. Nächstes Jahr mache ich wieder mit.“
Dabeisein ist schließlich alles. Beim HafenCity Run geht es nicht um Sieg und Punkte, sondern um den guten Zweck. So zahlt jede verkaufte Startnummer in den Spendentopf ein, welcher zum einen dem Charity-Partner Hamburger Abendblatt hilft e.V. zugutekommt. Schwerpunkte des Abendblatt-Vereins ist die Unterstützung alleinerziehender Mütter und ihrer Kinder, sowie Lernförderung .
Zum anderen profitieren weitere wohltätige Organisationen und Einrichtungen in der Hamburger Metropolregion von den Spenden. Darunter befinden sich soziale Projekte, die ihr Augenmerk auf Sport-, Bildungs- und Freizeitangebote für Kinder und Jugendliche aus sozial schwächen Familien legen. „Zu der bisherigen Gesamtspendensumme von mehr als zwei Millionen Euro wird in diesem Jahr ein Betrag von rund 90.000 Euro dazukommen“, sagt Marcus Hillebrand, Sprecher von BMS - Die Laufgesellschaft.
Auf Zeitnahme und Ergebnislisten wird seit der ersten Austragung im Jahr 2002 verzichtet. Ein Team besteht aus mindestens zehn Personen, eine Startnummer kostet je nach Teamgröße zwischen 25 und 30 Euro. Davon fließen pro Team 10 Euro und pro Startnummer 5 Euro an den Abendblatt-Hilfsverein.
„Die fröhliche Atmosphäre beim HafenCity Run ist einfach unvergleichlich. Und ich bin tief dankbar, dass wieder so viele Menschen zugunsten des Abendblatt-Vereins gelaufen sind. Mit dem Spendenerlös können wir unsere eigenen Programme und wichtige Kinder- und Jugendprojekte in der Stadt unterstützen“, sagt Sabine Tesche, Vorstandsvorsitzende von Hamburger Abendblatt hilft.
Inklusion: Barrierefreie Streckenführung beim Lauf durch die Hafencity
Ausdrücklich zum Mitlaufen aufgerufen sind diesmal auch Menschen mit Behinderung. Um mehr Personen mit körperlichen und geistigen Einschränkungen die Teilnahme zu ermöglichen, wurde im Vorfeld der Austausch mit sozialen Einrichtungen wie dem Sozialkontor intensiviert. Deshalb gibt es ab Startpunkt Baakenhöft eine weitgehend barrierearme Streckenführung. Hohe Kantsteine und Treppen sollen vermieden werden. An Stellen, wo dies nicht möglich ist, kommen mobile Rampen zum Einsatz oder werden Ausweichrouten angeboten.
Diese Maßnahme hat das Interesse zahlreicher Menschen mit Handicap geweckt, sich jetzt auf den Weg durch die HafenCity machen. Insgesamt 751 Teilnehmer in 13 inklusiven Teams sind am Start, was fast eine Verdopplung zu 2023 bedeutet. Die größte Gruppe mit 176 Läufern stellen wieder die Elbe-Werkstätten. Im nächsten Jahr soll die Zahl noch steigen – weitere Interessen für 2025 liegen laut Hans-Jürgen Schulke, Initiator der inklusiven Bewegungsinseln, bereits vor. „Ein Erfolg des Engagements und der Begeisterung von vielen Aktiven und Betreuern in den Werkstätten und Wohneinrichtungen. Immer mehr Betroffene wollen gleichberechtigt beim Sport dabei sein – der HafenCity Run gibt ein starkes Signal!“
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HafenCity Run: Finale: Das sagen die Läufer der Bramfelder Gemeinschaftspraxis
Während immer mehr Teams zum Startpunkt strömen, sitzt das elfköpfige Team der Gemeinschaftspraxis Bramfeld, eine Hausarztpraxis, entspannt auf den Stufen im Baakenhafen. Sie haben die 4,5 Kilometer durch die Hafencity bereits absolviert. Der jüngste Läufer heißt Leonardo, ist elf Jahre alt und schaffte die Distanz in nur 20 Minuten. In seiner Freizeit spielt Leonardo Fußball. „Wir haben es genossen, ohne Baustellen durch die Hafencity zu laufen und die Elbphilharmonie zu sehen“, sagt Allgemeinmediziner Matthias Döring.
Wie diese Läufer treffen sich auch die anderen Teams danach zum entspannten Klönen. Beiersdorf veranstaltet auf dem Gelände sogar ein großes Fest. Und manche gehen, wie eine Leitende Angestellte mit ihrem Mann und Neffen sagt, danach einen Burger essen. Laufen für einen guten Zweck macht hungrig - und schmiedet Teams zusammen.