Hamburg. Hatespeech bedroht unsere Demokratie und Zivilgesellschaft. Was wir von einem kleinen Dorf in Schleswig-Holstein lernen können.

Auch ich habe als Journalistin immer wieder erlebt, dass unter meine Posts auf Facebook oder Instagram Hasskommentare geschrieben wurden. Meistens agieren diese Menschen aus der Anonymität heraus, nicht mit ihrem Klarnamen, sodass ich nicht gegen sie vorgehen kann. Ich frage mich, was diese Menschen antreibt, auf sachliche Texte mit so viel persönlicher Wut zu reagieren? Ist es ihnen egal, dass sie andere damit verletzten? Ist es ihnen überhaupt bewusst?

Wie aus einer Eskalationssituation ein respektvoller Meinungsaustausch wird

Oft habe ich mir gewünscht, einem anonymen Täter einmal persönlich gegenüberzusitzen und meine Meinung zu vertreten. Dies ist im Dorf meiner Schwiegermutter möglich gewesen. Sie ist ehrenamtlich politisch aktiv, ihre Bürgerinitiative stellt den Bürgermeister. Und der wurde anonym beleidigt und sogar mit dem Leben bedroht. Im Dorf kennt jeder jeden, so war es möglich, die Täter ausfindig zu machen. Statt sie anzuzeigen, kam es zu einem persönlichen und versöhnlichen Gespräch. Es stellte sich heraus, dass beiden die Zukunft des Dorfes sehr am Herzen liegt.

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Das ist, wie ich finde, ein gutes Beispiel, wie aus einer hasserfüllten Eskalation, ein am Ende respektvoller Meinungsaustausch zustande kommen kann. Denn das ist genau das, was unsere Gesellschaft und Demokratie braucht: Achtung vor der Meinung und Würde Andersdenkender.