Hamburg. Wie sich die Diakonie um alleinstehende Menschen in der Großstadt kümmert. Freiwillige unterstützen das einzigartige Projekt.
Es klingelt. Marianne M. , 89, erhebt sich vom Sofa, es geht nicht so schnell. Die Kniee schmerzen wegen der Arthrose. Auf dem Couchtisch steht ein Kaffeegedeck für zwei Personen. Sie hat Kaffee gekocht und Kuchen gekauft.
Die Seniorin, die ihren vollen Namen nicht gern in der Zeitung lesen will, lebt allein im Bezirk Hamburg-Nord. Seit dem Tod ihres Mannes sind 13 Jahre vergangen. Einmal in der Woche schaut die Tochter nach ihr und hilft im Haushalt. Und doch fehlen ihr Gespräche mit anderen Menschen über Gott und die Welt.
SeniorPartner hilft einsamen Menschen auf Augenhöhe
Deshalb klingelt jetzt Nathaly Adler, 57. Sie ist Rentnerin wie die betagte Dame und gelernte Floristin. Freudig begrüßen sich die beiden Frauen. Gleich danach wird geschnackt. Über die kleinen und großen Wehwehchen. Immer wieder erzählt Marianne stolz von ihrer Tochter und fragt, welche Aktivitäten sie denn mit Frau Adler demnächst starten könnte. Eine Fahrt nach Blankenese und dort einen leckeren Eisbecher essen – das wäre doch was.
Allein zu Haus: Bürger helfen einsamen Senioren
Stimmt, sagt Nathaly Adler. Das können wir wieder machen. Denn sie hat und nimmt sich die Zeit dafür. Nathaly Adler kommt nicht als Privatperson zu der Seniorin, sondern engagiert sich ehrenamtlich für ein Diakonie-Projekt gegen die Einsamkeit in der Großstadt. Es heißt „SeniorPartner“ und existiert bereits seit dem Jahr 2008.
Marion Rinck, Freiwilligenkoordinatorin am Diakonie-Standort Eimsbüttel, arbeitet von Anbeginn für Senior-Partner und skizziert die Zielrichtung so: „Wir bringen Freiwillige wie Frau Adler und ältere Menschen wie Marianne, die einsam sind, zusammen und wollen zudem pflegende Angehörige entlasten.“ Dafür gebe es einen regelmäßigen Besuchsdienst - und zwar auf Augenhöhe. „Unsere Ehrenamtlichen kümmern sich um die älteren Menschen. Nur im Haushalt und bei der Pflege – da helfen sie nicht mit.“
Besuchsdienst: 160 Freiwillige besuchen 240 Senioren
In ganz Hamburg sind rund 160 geschulte Freiwillige im Einsatz. Sie besuchen etwa 240 ältere Menschen im Alter von mehr als 65 Jahren. Betreut werden die Nutzer und Freiwilligen von den sechs Standortbüros des Projekts (Eimsbüttel/Altona, Bergedorf, Billstedt, Poppenbüttel, Harburg und Hamburg-Nord).
Nathaly Adler macht die Arbeit Freude. „Sie erfüllt mich.“ Wie allen anderen Freiwilligen musste sie dafür Schulungen und einen kostenfreien Erste-Hilfe-Kurs absolvieren sowie ein Polizeiliches Führungszeugnis vorlegen. Beim Kennlerngespräch mit MarianneM. war Freiwilligen-Koordinatorin Marion Rinck anwesend. „Ich achte bei diesen Vorstellungsgesprächen immer darauf, dass die Chemie im neuen Tandem stimmt.“
Mindestens zwei Stunden in der Woche sollte eine Freiwillige an Zeit mitbringen. Es kann aber auch gern etwas mehr sein. „Wir sind schon gemeinsam schwimmen gegangen“, sagt Seniorin Marianne. „Das können wir ja bald wieder machen! Wir waren auch schon auf einem Spielplatz auf einer Schaukel.“ Marion Rinck zeigt ein Foto, auf dem beide Frauen schaukelnd zu sehen sind. Wie fröhliche Kinder. Aus dem Besuchsdienst ist längst eine Freundschaft geworden.
- Wohngemeinschaft der schwer kranken Mieter
- Kolumne Sabine Tesche
- Plötzlich schwanger und keine Krankenversicherung
SeniorPartner kostet zehn Euro pro Stunde, die Hälfte davon erhält der oder die Freiwillige als steuerfreie Aufwandsentschädigung. Bei Pflegegrad 1 bis 5 können die Pflegekassen die Kosten übernehmen. Die SeniorPartnerinnen und -partner sind unfall- und haftpflichtversichert.
Interessenten melden sich unter : seniorpartner@diakonie-hamburg.de E-Mail bitte eintragen Service Nummer 040-30620411