Hamburg. Im Hamburger Schrødingers feierten 350 Geflüchtete das christlich-orthodoxe Weihnachtsfest – mit Tanz und Tränen.

Die Tische in den drei großen, weihnachtlich geschmückten Räumen im Schrødingers bogen sich unter leckeren Speisen – viele der 350 Frauen und Kinder, die mit dem City-Kids-Team am 6. Januar das orthodoxe Weihnachtsfest feierten, hatten ukrainische Spezialitäten mitgebracht. Es war eine schöne und auch sehr emotionale Feier – fern der Heimat, in der viele der ukrainischen Ehemänner und Väter derzeit an der Front kämpfen.

Beim kurzen Gedenken an sie rollten bei einigen Gästen die Tränen, auch als Oksana Agapova mit ihrer Geige das bekannte Volkslied „Myroslav Skoryk – Melody“ anstimmte. Die Musikerin arbeitete davor an der Kiewer Musikakademie und hatte ein kurzes Konzert mit ihren kleinen Geigenschülern vorbereitet, die sie aktuell im ukrainischen Begegnungszentrum Schrødingers City Kids im Schanzenpark unterrichtet.

Christlich-orthodoxe Weihnachtsfeier im Schrødingers City Kids: Claudia Mohr und John Schierhorn leiten die Einrichtung, Sabine Tesche vom Abendblatt und Dolmetscherin Lisa Kotiuk (v.l.).
Christlich-orthodoxe Weihnachtsfeier im Schrødingers City Kids: Claudia Mohr und John Schierhorn leiten die Einrichtung, Sabine Tesche vom Abendblatt und Dolmetscherin Lisa Kotiuk (v.l.). © Liv Sachisthal

Der Abendblatt-Verein finanziert das Projekt für Ukrainer

Das Projekt wird vor allem vom Verein „Hamburger Abendblatt hilft“ finanziert, der auch viele Weihnachtsgeschenke für den Abend gespendet hatte. Organisiert wurde die Weihnachtsfeier unter anderem von Projektleiterin Solveig McCaughtrie und Dolmetscherin Lisa Kotiuk. Auch einige Sponsoren feierten mit.

Berührende Momente gab es etliche, doch vor allem war die Verbundenheit unter den Gästen spürbar, die immer wieder an ihren Tischen ukrainische Weihnachtslieder anstimmten und später auch in der Orangerie des Schrødingers zu osteuropäischer Popmusik tanzten, während ihre Kinder im Keller des Hauses bei Popcorn Kinofilme sahen.

Ukrainische Lehrerin vermisst ihre Eltern sehr

„Bei uns gibt es an Weihnachten in der Ukraine immer mindestens zwölf Gerichte auf dem Tisch, das ist hier wie zu Hause. Auch wenn ich meine Eltern sehr vermisse, sie leben noch in Cherson“, sagte Anna Myronchenko auf Deutsch.

„Weihnachten ist ein ganz wichtiges Fest für die Familie, doch meine Eltern und mein Bruder sind in der Ukraine, deswegen bin ich heute im Schrødingers. Ich habe hier viele Freunde gefunden und es fühlt sich so an, als wäre meine Familie nun um mich herum“, sagt Tanja Plotinova, die mit ihren drei kleinen Kindern als eine der Ersten im April 2022 in das Schrødingers City Kids kam. Inzwischen arbeitet sie als Englischlehrerin am Hochradgymnasium.