Hamburg. Es schien, als ob alle Mittäter in Haft seien – doch nun geriet mehr als ein Jahr nach der Tat ein Taxifahrer unter Verdacht.
Es war eine der spektakulärsten Auseinandersetzungen im Hamburger Rotlichtmilieu, eine Tat mit „Hinrichtungscharakter“, wie ein Richter später feststellte. Am 26. August 2018 wurde Dariusch F. am Millerntor in seinem weißen Bentley von fünf Kugeln, abgefeuert aus einem anderen Fahrzeug, getroffen.
Das führende Mitglied der Hells Angels ist seitdem querschnittsgelähmt. Gut 14 Monate nach dem Mordanschlag wurde der 73 Jahre alte Vater des mittlerweile verurteilten Auftraggebers festgenommen. Ihm wird Mittäterschaft vorgeworfen.
Vater des Ex-Mongol Arasch R. verhaftet
An der Rodigallee hatten LKA-Beamte am Mittwochmittag ein Taxi gestoppt. Sie verhafteten den Fahrer Torgjali R.. Der 73 Jahre alte Mann ist der Vater von Arasch R., ehemals führendes Mitglied der mittlerweile aufgelösten Rockergruppierung Mongols, die vor einigen Jahren im Rotlichtmilieu den Hells Angels Konkurrenz machen wollten.
Arasch und seine Freundin Lisa S. waren 2016 in ihrem Haus in Schnelsen angeschossen worden. Beide überlebten schwer verletzt. Die junge Prostituierte starb beinahe an einer Vergiftung, weil eine Kugel ihre Silikonbrust durchschlagen hatten.
Anschlag auf Hells Angels war "Blutrache"
Für die Tat machte das Pärchen die Hells Angels verantwortlich. Dass sie Rache wollten, geht aus abgehörten Telefongesprächen hervor. „Bei uns ist Blutrache Gesetz“, hatte Arasch seiner Freundin in einem Telefonat, dass er aus der Haftanstalt Billwerder führte, aufgetragen, in der er damals wegen Waffen- und Drogendelikten saß.
Arasch R. ist wegen der Schüsse auf den „Höllenengel“ mittlerweile zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Lisa S. bekam eine Haftstrafe von mehr als zwölf Jahren. Sie hatte den Wagen gefahren, aus dem geschossen wurde. Der eigentliche Schütze wurde bislang nicht ermittelt. Als tatverdächtig gilt ein im August 2019 in Bulgarien verhafteter Mann, der inzwischen in Deutschland in Untersuchungshaft sitzt.
73-Jähriger wegen versuchten Mordes verhaftet
Die Kugeln hatten Dariusch F., ein ehemaliger Scharfschütze der Bundeswehr und bei den Hells Angels als so genannter "Sergeant of Arms" (damit für die Sicherheit und Bewaffnung zuständig), in Kopf und Oberkörper getroffen. Eine Kugel vom Kaliber 7,75 blieb in der Wirbelsäule stecken. Dariusch F. ist seitdem querschnittsgelähmt.
Laut Staatsanwaltschaft wird dem 73-Jährigen unter anderem gemeinschaftlicher versuchter Mord vorgeworfen. Er war bei der Tatplanung und Organisation so eingebunden, dass ihm, so die Sprecherin der Staatsanwaltschaft, Nana Frombach, eine Mittäterschaft angelastet wird.