Hamburg. Laut Sozialbehörde stieg die Zahl der Hinweise auf mutmaßliche Misshandlungen oder Vernachlässigungen um 23,4 Prozent.

Die Hinweise auf Kindeswohlgefährdung haben in Hamburg 2016 im Vergleich zum Vorjahr um 23,4 Prozent zugenommen. In absoluten Zahlen entspricht das rund 2600 Fällen mehr, teilte die Hamburger Sozialbehörde auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit. Die Behörde sieht darin allerdings kein Alarmzeichen.

Demnach registrierten die städtischen Stellen im vergangenen Jahr insgesamt 13.910 Meldungen nach 11.271 im Jahr 2015 zu möglicherweise gefährdeten Kindern. Die meisten Hinweise stammten von Polizisten oder Zollbediensteten. Die Gründe für die Steigerung im Jahr 2016 sieht die Sozialbehörde vor allem darin, dass die „Öffentlichkeit sensibler geworden“ sei und die Bürger eine „verstärkte Kultur des Hinsehens“ entwickelt hätten.

Drei Todesfälle seit 2012

Seit 2012 sind in Hamburg drei Kinder, die unter der Aufsicht des Jugendamts standen, ums Leben gekommen. Die elfjährige Chantal war 2012 an einer Überdosis Methadon gestorben. Die Heroin-Ersatzdroge war für ihre Pflegeeltern gedacht. Die dreijährige Yagmur überlebte 2013 die Misshandlungen durch ihre Mutter nicht. Zwei Jahre später hatte ein damals 26-Jähriger seinen einjährigen Stiefsohn Tayler zu Tode geschüttelt. Das Landgericht hatte ihn 2016 wegen Totschlags zu elf Jahren Gefängnis verurteilt.

In mehreren Parlamentarischen Untersuchungsausschüssen hat die Stadt seit Jahren um Aufklärung und die Verbesserung der Strukturen bzw. Klärung der teilweise unscharfen Zuständigkeiten in den Behörden und Jugendämtern gerungen.