Kiel. In Hamburg ist der Rockerkrieg in vollem Gange und auch in einigen Orten in Schleswig-Holstein zeigen die Rocker wieder mehr Präsenz.

Vor einigen Jahren tobte in Schleswig-Holstein ein Rockerkrieg. Es folgten Verbote von Ortsgruppen der Hells Angels in Flensburg (2010) und Kiel (2012) sowie der verfeindeten Bandidos in Neumünster (2010). Seitdem war es eher ruhig im nördlichsten Bundesland. „Die Vereinsverbote haben die kriminelle Ausrichtung der genannten Gruppierungen bestätigt und deren Machtstrukturen geschwächt“, sagte der Sprecher des schleswig-holsteinischen Landeskriminalamtes (LKA), Uwe Keller.

Vereinsverbote reichen nicht

Vereinsverbote können im Kampf gegen die Rockerkriminalität helfen, sie allein führen aber nicht zwangsläufig zu weniger Straftaten, meinte Keller. In Geschäftsfeldern der Milieu- und Rotlichtkriminalität ließen sich weiterhin kriminelle Gewinne erzielen, eine konsequente Strafverfolgung sei daher wichtig. „Die Landespolizei verfolgt daher nach wie vor eine Null-Toleranz-Strategie, die ein niedrigschwelliges Einschreiten gegen kriminelle Rocker vorsieht.“

„Bundesweit muss die gesamte Rockerszene als zumindest gewaltbereit eingestuft werden“, sagte der LKA-Sprecher. So hat es in Hamburg immer wieder gewaltsame Auseinandersetzungen zwischen Mitgliedern der Mongols und der Hells Angels gegeben. Hier wurde Ende des Jahres 2015 nach einer Schießerei auf der Reeperbahn eine Soko Rocker mit rund 60 Beamten eingerichtet.

Razzia gegen Rocker: Polizei durchsucht Bordell

Schwer bewaffnete Beamte der SOKO
Schwer bewaffnete Beamte der SOKO "Rocker" durchsuchten gegen Mitternacht ein Bordell auf der Reeperbahn. 52 Personen wurden überprüft © HA | TV News Kontor
Schwer bewaffnete Beamte der SOKO
Schwer bewaffnete Beamte der SOKO "Rocker" durchsuchten gegen Mitternacht ein Bordell auf der Reeperbahn. 52 Personen wurden überprüft © HA | TV News Kontor
Schwer bewaffnete Beamte der SOKO „Rocker“ durchsuchten gegen Mitternacht ein Bordell auf der Reeperbahn. 52 Personen wurden überprüft - hier im Champions Coffee, einer Shisha Bar an der Silbersackstraße, die als Treffpunkt der Hells Angels gilt
Schwer bewaffnete Beamte der SOKO „Rocker“ durchsuchten gegen Mitternacht ein Bordell auf der Reeperbahn. 52 Personen wurden überprüft - hier im Champions Coffee, einer Shisha Bar an der Silbersackstraße, die als Treffpunkt der Hells Angels gilt © André Zand-Vakili
Schwer bewaffnete Beamte der SOKO „Rocker“ durchsuchten gegen Mitternacht ein Bordell auf der Reeperbahn. 52 Personen wurden überprüft - hier im Champions Coffee, einer Shisha Bar an der Silbersackstraße, die als Treffpunkt der Hells Angels gilt
Schwer bewaffnete Beamte der SOKO „Rocker“ durchsuchten gegen Mitternacht ein Bordell auf der Reeperbahn. 52 Personen wurden überprüft - hier im Champions Coffee, einer Shisha Bar an der Silbersackstraße, die als Treffpunkt der Hells Angels gilt © Andre Zand-Vakili | André Zand-Vakili
Schwer bewaffnete Beamte der SOKO „Rocker“ durchsuchten gegen Mitternacht ein Bordell auf der Reeperbahn. 52 Personen wurden überprüft - hier im Champions Coffee, einer Shisha Bar an der Silbersackstraße, die als Treffpunkt der Hells Angels gilt
Schwer bewaffnete Beamte der SOKO „Rocker“ durchsuchten gegen Mitternacht ein Bordell auf der Reeperbahn. 52 Personen wurden überprüft - hier im Champions Coffee, einer Shisha Bar an der Silbersackstraße, die als Treffpunkt der Hells Angels gilt © André Zand-Vakili
Schwer bewaffnete Beamte der SOKO „Rocker“ durchsuchten gegen Mitternacht ein Bordell auf der Reeperbahn. 52 Personen wurden überprüft - hier im Champions Coffee, einer Shisha Bar an der Silbersackstraße, die als Treffpunkt der Hells Angels gilt
Schwer bewaffnete Beamte der SOKO „Rocker“ durchsuchten gegen Mitternacht ein Bordell auf der Reeperbahn. 52 Personen wurden überprüft - hier im Champions Coffee, einer Shisha Bar an der Silbersackstraße, die als Treffpunkt der Hells Angels gilt © André Zand-Vakili
Schwer bewaffnete Beamte der SOKO
Schwer bewaffnete Beamte der SOKO "Rocker" durchsuchten gegen Mitternacht ein Bordell auf der Reeperbahn. 52 Personen wurden überprüft © André Zand-Vakili
Schwer bewaffnete Beamte der SOKO
Schwer bewaffnete Beamte der SOKO "Rocker" durchsuchten gegen Mitternacht ein Bordell auf der Reeperbahn. 52 Personen wurden überprüft © HA | TV News Kontor
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Schwer bewaffnete Beamte der SOKO "Rocker" durchsuchten gegen Mitternacht ein Bordell auf der Reeperbahn. 52 Personen wurden überprüft © André Zand-Vakili
Schwer bewaffnete Beamte der SOKO
Schwer bewaffnete Beamte der SOKO "Rocker" durchsuchten gegen Mitternacht ein Bordell auf der Reeperbahn. 52 Personen wurden überprüft © HA | TV News Kontor
Schwer bewaffnete Beamte der SOKO
Schwer bewaffnete Beamte der SOKO "Rocker" durchsuchten gegen Mitternacht ein Bordell auf der Reeperbahn. 52 Personen wurden überprüft © HA | TV News Kontor
Schwer bewaffnete Beamte der SOKO
Schwer bewaffnete Beamte der SOKO "Rocker" durchsuchten gegen Mitternacht ein Bordell auf der Reeperbahn. 52 Personen wurden überprüft © HA | TV News Kontor
Schwer bewaffnete Beamte der SOKO
Schwer bewaffnete Beamte der SOKO "Rocker" durchsuchten gegen Mitternacht ein Bordell auf der Reeperbahn. 52 Personen wurden überprüft © HA | TV News Kontor
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„In Schleswig-Holstein sind in der jüngeren Vergangenheit gewalttätige Auseinandersetzungen ausgeblieben“, sagte Keller. Dennoch beobachtet die Polizei die Szene wachsam. „Die Bekämpfung der Rockerkriminalität ist aber nach wie vor ein Schwerpunkt der polizeilichen Bearbeitung.“

Tragen von Kutten nicht mehr strafbar

Im nördlichsten Bundesland gibt es Ortsgruppen verschiedener Motorradclubs, etwa der Hells Angels und Bandidos. Auch entsprechende Unterstützerclubs - sogenannte Supporter - existieren. Und es werden wieder mehr: 2013 hat sich das Charter der Hells Angels in Lübeck aufgelöst - wohl um einem Verbot zuvorzukommen. „Im 2. Halbjahr 2015 traten die Mitglieder als MC Lubeck wieder auf“, sagte Keller. Einzelne hätten dabei auch ihre symbolträchtigen Club-Lederwestenhaben getragen.

Rocker-Schaulaufen auf dem Kiez

In ihren Luxusautos haben sich Mitglieder der Rockergruppen Mongols und Bandidos auf dem Kiez präsentiert - und wurden schließlich von Polizisten durchsucht
In ihren Luxusautos haben sich Mitglieder der Rockergruppen Mongols und Bandidos auf dem Kiez präsentiert - und wurden schließlich von Polizisten durchsucht © HA | TV Newskontor
In ihren Luxusautos haben sich Mitglieder der Rockergruppen Mongols und Bandidos auf dem Kiez präsentiert - und wurden schließlich von Polizisten durchsucht
In ihren Luxusautos haben sich Mitglieder der Rockergruppen Mongols und Bandidos auf dem Kiez präsentiert - und wurden schließlich von Polizisten durchsucht © HA | TV Newskontor
In ihren Luxusautos haben sich Mitglieder der Rockergruppen Mongols und Bandidos auf dem Kiez präsentiert - und wurden schließlich von Polizisten durchsucht
In ihren Luxusautos haben sich Mitglieder der Rockergruppen Mongols und Bandidos auf dem Kiez präsentiert - und wurden schließlich von Polizisten durchsucht © HA | TV Newskontor
In ihren Luxusautos haben sich Mitglieder der Rockergruppen Mongols und Bandidos auf dem Kiez präsentiert - und wurden schließlich von Polizisten durchsucht
In ihren Luxusautos haben sich Mitglieder der Rockergruppen Mongols und Bandidos auf dem Kiez präsentiert - und wurden schließlich von Polizisten durchsucht © HA | TV Newskontor
In ihren Luxusautos haben sich Mitglieder der Rockergruppen Mongols und Bandidos auf dem Kiez präsentiert - und wurden schließlich von Polizisten durchsucht
In ihren Luxusautos haben sich Mitglieder der Rockergruppen Mongols und Bandidos auf dem Kiez präsentiert - und wurden schließlich von Polizisten durchsucht © HA | TV Newskontor
In ihren Luxusautos haben sich Mitglieder der Rockergruppen Mongols und Bandidos auf dem Kiez präsentiert - und wurden schließlich von Polizisten durchsucht
In ihren Luxusautos haben sich Mitglieder der Rockergruppen Mongols und Bandidos auf dem Kiez präsentiert - und wurden schließlich von Polizisten durchsucht © HA | TV Newskontor
In ihren Luxusautos haben sich Mitglieder der Rockergruppen Mongols und Bandidos auf dem Kiez präsentiert - und wurden schließlich von Polizisten durchsucht
In ihren Luxusautos haben sich Mitglieder der Rockergruppen Mongols und Bandidos auf dem Kiez präsentiert - und wurden schließlich von Polizisten durchsucht © HA | TV Newskontor
In ihren Luxusautos haben sich Mitglieder der Rockergruppen Mongols und Bandidos auf dem Kiez präsentiert - und wurden schließlich von Polizisten durchsucht
In ihren Luxusautos haben sich Mitglieder der Rockergruppen Mongols und Bandidos auf dem Kiez präsentiert - und wurden schließlich von Polizisten durchsucht © HA | TV Newskontor
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Dies ist für die Rocker nach einem Urteil des Bundesgerichtshofs (BGH) vom Sommer 2015 wieder leichter geworden. Demnach ist das Tragen der Kutten nicht strafbar, selbst wenn einzelne Rocker-Gruppen verboten sind. Voraussetzung ist, dass auf den Kutten die Ortsbezeichnung einer nicht verbotenen Gruppe angebracht ist, wie das BGH entschied. Allerdings kann das Tragen untersagt werden, wenn die Ziele eines Ortsvereins mit denen einer verbotenen Gruppe übereinstimmen.

Rocker ziehen wieder häufiger durch Kneipen

Nach der Entscheidung des BGH zum Insignienverbot seien auch in Schleswig-Holstein wieder vermehrt Rockersymbole öffentlich zur Schau gestellt worden berichtete Keller. „Da die Insignien nicht nur der Erkennbarkeit dienen, sondern in der Rockerszene auch als Machtsymbole verstanden werden, dürfte das BGH-Urteil in der Szene mit Zufriedenheit aufgenommen worden sein.“

Ihre Kutten sollen die Lübecker Höllenengel auch getragen haben, als sie gemeinsam mit Unterstützern am 9. Januar in der Lübecker Innenstadt auftraten und durch Kneipen und Diskotheken zogen. „Dieses Ereignis kann als Machtdemonstration bewertet werden“, sagte Keller. Vergleichbare Ereignisse in anderen Städten habe es aber nicht gegeben. Von einer „Rückkehr der Rocker“ könne nicht gesprochen werden, versicherte Keller. Die Landespolizei werde kriminellen Strukturen innerhalb der Rockerszene auch künftig konsequent entgegentreten.

Chronologie des Rockerkriegs in Hamburg

Juli 2015

Das Mobile Einsatzkommando landet mit einem Hubschrauber auf dem Dach des Penthouses von Erkan U. an der Hoheluftchaussee und stürmt die Wohnung – auf der Suche nach einer Schusswaffe.

Oktober 2015

Im Oktober explodiert eine Handgranate unter dem Lamborghini des Mongols-Präsidenten Erkan U. – wieder an der Hoheluftchaussee.

November 2015

Schaulaufen von Mongols und Bandidos in Kutten auf der Reeperbahn. Ermittler der Polizei werten die Aktion in erster Linie als Provokation – inoffiziell gilt der Hamburger Kiez als Gebiet der Hells Angels.

November 2015

Tage später wird Erkan U. von einem Rollkommando in seinem Penthouse überfallen und verprügelt. Dabei stehlen ihm die Angreifer seine Präsidenten-Lederkutte, ziehen sie an der Reeperbahn einem Transvestiten an, der damit schließlich vor Susis Showbar an der Großen Freiheit tanzt – eine Demütigung, die per Handyvideo über Facebook verbreitet wird.

Anfang Dezember 2015

Anfang Dezember wird der bis dahin "amtierende" Hamburger Mongols-Präsident Erkan U. vom Mobilen Einsatzkommando in seinem Penthouse verhaftet. Stunden später übernimmt Kevin S. dessen Rolle.

Mitte Dezember 2015

Die Polizei stürmt und durchsucht zehn Wohnungen und verhaftet drei Mongols-Rocker.

28. Dezember 2015

Am Montag nach Weihnachten wird in der Nähe der Reeperbahn auf ein Taxi geschossen. Dabei werden zwei Mitglieder der Mongols verletzt. Der Chef der Hamburger Gruppe, Kevin S., bleibt unverletzt. Ein weiterer Rocker bricht sich bei der Flucht einen Fuß. Die Polizei nimmt in der Folge zwölf Mitglieder der Hells Angels fest, muss sie aber wieder auf freien Fuß setzen.

2. Januar 2016

Bei einer Messerstecherei am frühen Morgen des 2. Januar wird ein Mitglied der Mongols schwer verletzt. Das Opfer ist nach Abendblatt-Informationen der 26 Jahre alte Hidi G., der schon bei dem Angriff auf ein Taxi an der Reeperbahn vor einer Woche einen Prellschuss erlitten hatte. Am Abend des selben Tages stürmt das Mobile Einsatzkommando (MEK) der Polizei Wohnungen unter anderem in Jenfeld, Horn und Billstedt sowie den Saunaclub „Atmos“ in Harburg - ohne aber Mitglieder der Hells Angels anzutreffen.

4. Januar 2016

Die Hamburger Polizei gründet die "Soko Rocker" mit 50 Beamten, um der eskalierenden Gewalt zwischen mit Mongols und Hells Angels entgegen zu treten. Unter anderem sollen Szenetreffs beobachtet und ein Verbot der Mongols geprüft werden.

12. Januar 2016

Hamburger Beamte nehmen drei Männer fest, die verdächtigt werden, am 2. Januar ein Mitglied der Mongols niedergestochen zu haben.

19. Januar 2016

Großrazzia in Norddeutschland: Die "Soko Rocker" nimmt zwei Hells-Angels-Mitglieder im Alter von 35 Jahren fest. Insgesamt 20 Durchsuchungsbeschlüsse im Norden wurden vollstreckt. 250 Beamte waren im Einsatz.

2. Februar 2016

Die "Soko Rocker" stürmt eine Werkstatt am Billwerder Steindamm, die offenbar einem Hells Angels-Mitglied gehört. Verdacht: Gewerbsmäßige Hehlerei mit Autoteilen. Die Beamten haben Tausende offensichtlich gestohlene BMW-Autoteile sichergestellt, die in der Halle gelagert wurden.

2. Februar 2016

Die "Soko Rocker" nimmt zwei Männer in Haft, die dringend tatverdächtig des schweren gemeinschaftlichen Raubs sind. Das Opfer des Raubes wird ebenfalls wegen eines ausstehenden Haftbefehls verhaftet.

3. Februar 2016

Die "Soko Rocker" stürmt acht Wohnungen in Hamburg und Norddeutschland. Ein 28 Jahre alter Iraner wurde bei dem Einsatz festgenommen. Es wurde unter anderem eine geladene Maschinenpistole gefunden und sicher gestellt.

5. Februar 2016

Die Polizei durchsucht fünf Wohnungen in Schnelsen und Eidelstedt und verhaftet einen weiteren Tatverdächtigen des Raubs vom 2. Februar.

11. Februar

Die "Soko Rocker" verhaftet einen weiteren Tatverdächtigen im Zusammenhang mit dem Raub vom 2. Februar, außerdem werden zwei Wohnungen in St. Georg und Billstedt durchsucht.

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