Das Jugendamt Mitte hat inzwischen eine Pflegefamilie für Marie gefunden. Minister Rösler will das Findelbaby heute besuchen.
Hamburg. Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) wird morgen im Kinderkrankenhaus Altona das Hamburger Findelbaby Marie besuchen. Der Besuch kommt kurzfristig zustande, weil sich Rösler eigentlich über das Leistungsspektrum des Krankenhauses informiert. Im Verlauf wird er mehrere Stationen aufsuchen, darunter auch die der Neugeborenen, wo er die kleine Marie besucht. Rösler selbst wurde 1973 von seinen deutschen Eltern in einem Waisenhaus in Vietnam adoptiert und wuchs unter anderem in Harburg auf.
Das Jugendamt des Bezirks Mitte hat unterdessen eine Pflegefamilie für die kleine Marie gefunden. Das bestätigte die Behörde dem Hamburger Abendblatt. „Das Paar, das sich um Marie kümmern wird, werden wir aber erst morgen oder übermorgen informieren“, sagt Bezirksamtssprecher Lars Schmidt.
Bei der Fahndung nach der Mutter des in einem Koffer ausgesetzten Säuglings hat die Polizei am Donnerstag mit Handzetteln nach einer Prostituierten im Stadtteil St. Georg gefahndet. Es war spekuliert worden, dass die Frau das Kind ausgetragen haben könnte, weil sie in den vergangenen Wochen wegen ihrer Schwangerschaft im Milieu aufgefallen war, so ein Sprecher der Polizei. Die Ermittler fahndeten mit Handzetteln und trafen die Frau schließlich auch an. Ergebnis: Sie ist immer noch schwanger, hat ihr Kind noch gar nicht geboren.
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Nach der ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY ... ungelöst" sind lediglich fünf Hinweise zu dem mutmaßlichen Kofferableger vom CCH bei der Polizei eingegangen. "Es ist keine heiße Spur darunter", sagt eine Polizeisprecherin. In der von Rudi Cerne moderierten Sendung wurde das Video aus einer Überwachunsgkamera am Bahnhof Dammtor gezeigt, auf dem ein junger Mann einen Koffer trägt, in dem sich die kleine Marie befunden haben soll. Das Neugeborene war am 4. Januar am nahe gelegenen Lieferanteneingang des CCH in einem Koffer ausgesetzt worden.
Es wird also immer wahrscheinlicher, dass der mutmaflliche Kofferableger vom Congress Center Hamburg (CCH) nicht aus Hamburg stammt. Denn bereits am Mittwoch gingen bei der Polizei auch nur sehr wenige Hinweise auf den gesuchten Mann ein.
Derweil laufen die kriminaltechnischen Untersuchungen an dem Koffer der Marke Omica sowie an der Babykleidung weiter. So versuchen die Ermittler unter anderem, DNA-Spuren zu sichern. Wäre eine der beteiligten Personen bereits polizeilich in Erscheinung getreten, würden die Fahnder sie auf diese Weise aufspüren können.
Wie berichtet, glauben die Ermittler daran, dass der gesuchte Mann mit zwei Koffern unterwegs war. Das Gepäckstück, das auf dem Überwachungsvideo des Bahnhofs Dammtor zu sehen ist, ist größer als jenes, in dem die kleine Marie gefunden wurde. Es könnte sein, dass der kleinere Koffer in dem größeren steckte. Möglicherweise wollte der Verdächtige nicht ohne Gepäckstück gesehen werden. Hinweise auf den Unbekannten an Tel. 4286-56789.
Bislang hat sich das zuständige Jugendamt Mitte noch nicht für eine Adoptivfamilie für Marie entschieden. "Es gibt mehrere Familien, die ihr Interesse bekundet haben und die auch geeignet sind", sagt Bezirksamtssprecher Lars Schmidt. "Aber eine Entscheidung wird es frühestens am Freitag geben." Eine Adoption würde erst ab einem Alter von acht Wochen wirksam. Das Familiengericht hat darüber hinaus verfügt, dass die Adoptivfamilie das Kind für den Fall, dass sich die Mutter meldet, wieder abgeben muss.