Der “Santa Fu“-Häftling nutzt einen Besuch bei seiner kranken Mutter zur Flucht. Der 54-Jährige kletterte durch ein Toilettenfenster.
Fulsbüttel/Lübeck. Durch ein Toilettenfenster kletterte "Milliarden- Mike" in die Freiheit: Während eines Besuchs bei seiner kranken Mutter in Lübeck-Moisling ist der im Jahr 2004 zu sechs Jahren Haft und anschließender Sicherungsverwahrung verurteilte "Santa Fu"-Häftling Peter "Mike" Wappler geflohen. Der notorische Betrüger gilt als einer der bekanntesten Häftlinge des Hamburger Gefängnisses.
Bis zu seiner Verhaftung hatte er vor allem durch sein loses Mundwerk und einen ausschweifenden Lebensstil von sich reden gemacht. "Milliarden- Mike" posierte gern vor TV-Kameras, er saß in der Jury zur "Miss Sylt"-Wahl und gründete eine Modelagentur am Gänsemarkt. Mal sorgte er mit dem Plan, den FC St. Pauli zu kaufen, für Furore, mal gab er sich als Freund von Arnold Schwarzenegger aus.
Schon in frühen Jahren saß er im Gefängnis, nachdem er einen Geschäftsmann mit einem angeblichen Diamanten-Deal über den Tisch gezogen hatte. Auf den Pfad der Tugend fand er nicht. Stets trat er auch danach mit Rolex und Goldkette auf. Das Geld allerdings, von dem er behauptete, es an der Börse durch "gute Tipps" verdient zu haben, das stammte nach wie vor zu nahezu 100 Prozent aus Betrügereien. 2004 brach die Scheinwelt des Lamborghini- Liebhabers erneut zusammen: Wappler wurde verurteilt - diesmal mit Sicherungsverwahrung, was bedeutet hätte, dass er nur dann wieder freikommt, wenn er von Gutachtern als ungefährlich angesehen wird.
In neun Tagen wäre Wapplers Haft zu Ende gewesen. Dann wäre er als Sicherungsverwahrter in eine komfortablere Zelle umgezogen. Doch Wappler war das offenbar nicht genug. Eine Suche mit Hunden und vielen Streifenwagen blieb bis Freitagabend erfolglos. Die Fußfesseln, die der von zwei Vollzugsbeamten begleitete Häftling am Freitag trug, lagen durchtrennt unter dem Toilettenfenster.