Berlin. Experten des Bundeskriminalamts haben in der 60-jährigen Geschichte der Behörde große Ermittlungserfolge gefeiert. Heute hat die Behörde an drei Standorten 5500 Mitarbeiter. Bekannt wurde das BKA vor allem durch die Fahndung nach den Terroristen der RAF. Dabei gab es auch Misserfolge: Tiefpunkt war wohl die misslungene Polizeiaktion 1993 in Bad Kleinen.

ZIELFAHNDUNG: Das Aufspüren eines Mörders, Entführers oder Millionenbetrügers gleicht oftmals der Suche nach einer Nadel im Heuhaufen. BKA-Zielfahndungskommandos erstellen ein Persönlichkeitsprofil und machen sich die Gewohnheiten des Gesuchten zunutze. Auf diese Weise wurden der Reemtsma-Entführer Thomas Drach (1988 in Argentinien), der betrügerische Finanzjongleur Jürgen Harksen (2002 in Südafrika) und der gescheiterte Baulöwe Jürgen Schneider (1995 in USA) aufgespürt und festgenommen. Auch der im Mai 2009 in Hamburg gefasste Erpresser und Bankräuber Thomas Wolf wurde über eine Zielfahndung aufgestöbert.

SPEZIALKOMMISSION „IDKO“: Die BKA-Spezialkommission zur Identifizierung von Unglücksopfern wurde 1972 bei einem Flugzeugunglück auf Teneriffa erstmals gebildet und kam insgesamt 36 Mal zum Einsatz. Heute stehen der Identifizierungskommission rund 140 Spezialisten aus verschiedenen Abteilungen zur Verfügung. Zu ihren wichtigsten Einsätzen gehörte das ICE-Unglück in Eschede im Juni 1998, der Flugzeugabsturz von Überlingen im Juli 2002 und das Tsunami-Unglück rund um den Indischen Ozean an Weihnachten 2004. Dabei konnten in Sri Lanka und Thailand 2900 Menschen identifiziert werden.

ONLINEKRIMINALITÄT: Die Beamten des BKA haben ihre Aktivitäten auch auf den Onlinebereich ausgeweitet. Hier geht es unter anderem um Internet-Betrug und Kinderpornografie. Im November 2009 durchsuchten bei einer Razzia gegen Betrüger mehr als 200 Polizisten 46 Wohnungen im gesamten Bundesgebiet. Drei Verdächtige wurden vorläufig festgenommen und Computer sowie Datenträger sichergestellt. Die Mitglieder eines Internet-Forums (“Elite Crew“) sollen in fremde Computer eingedrungen sein (Hacking) und Internet-Betrügereien begangen haben.

BAD KLEINEN: Ein V-Mann führt Fahnder an die hochkarätigen RAF-Terroristen Birgit Hogefeld und Wolfgang Grams heran. Beim komplett verunglückten Zugriff auf dem Bahnhof von Bad Kleinen in Mecklenburg-Vorpommern im Juni 1993 erschießt Grams zunächst den GSG-9-Polizisten Michael Newrzella und stirbt im Zuge der anschließenden Schießerei selbst. Etliche Fehlleistungen der BKA-Spezialisten bei der Spurensicherung, eine unsichere Zeugin und eine verheerende Informationspolitik nach dem Ereignis lösten erhebliche Zweifel an der Polizeiversion aus, dass Grams sich selbst erschossen habe. Auf dem Höhepunkt der Affäre nahm Bundesinnenminister Rudolf Seiters (CDU) seinen Hut, Generalbundesanwalt Alexander von Stahl musste in den Ruhestand. (dpa)