Gericht hebt Haftbefehl gegen die 17-Jährigen auf, da sie bereits mehr als 6 Monate in Haft sind – länger als die Prozessordnung zulässt.

Hamburg. Die beiden Jugendlichen, die einen 44-Jährigen wegen 20 Cent in Hamburg zu Tode geprügelten haben sollen, sind noch vor einem Urteil aus der Untersuchungshaft entlassen worden. Das Hanseatische Oberlandesgericht hat den Haftbefehl gegen die 17-Jährigen aufgehoben, da sie bereits mehr als sechs Monate in Haft sind – länger als die Strafprozessordnung zulässt. „Der Zweite Strafsenat hat beschlossen, dass die beiden Angeklagten freigelassen werden müssen“, berichtete Justizsprecher Conrad Müller-Horn am Dienstag.

Grund: Das Flugchaos wegen der Vulkanaschewolke hatte die laufende Verhandlung vor dem Landgericht platzen lassen und die Haft verzögert - eine Richterin hatte in Spanien festgesessen und wichtige Fristen verpasst. Der Prozess wird erst Ende Mai erneut aufgerollt.

Eine Überschreitung der Haftdauer von sechs Monaten ist aber nur bei besonderen Schwierigkeiten gemäß Paragraf 121 der Strafprozessordnung erlaubt. „Solch ein wichtiger Grund könnte in der Sperrung des Luftraumes gesehen werden“, erklärte Müller-Horn. Doch sei der Senat der Ansicht, dass das ausgesetzte Verfahren anschließend „nicht mit der gebotenen Beschleunigung geführt wurde“.

Der Verteidiger des jüngeren Beschuldigten begrüßte die Entscheidung des Oberlandesgerichts. „Mein Mandant kann nun als freier Mann zur Hauptverhandlung erscheinen. Seine Eltern haben ihn heute abgeholt und nach Hause gebracht“, sagte Rechtsanwalt Siegfried Schäfer am Dienstagabend.

Die beiden Jugendlichen müssen sich vor Gericht verantworten, weil sie einen 44-Jährigen um 20 Cent angebettelt und ihn dann brutal mit Tritten und Schlägen traktiert haben sollen. Das Opfer starb fast vier Wochen nach der Prügelattacke. Die Staatsanwaltschaft wirft den damals 16- und 17-Jährigen Körperverletzung mit Todesfolge und versuchten Totschlag vor. Am 25. Mai beginnt die neu angesetzte Hauptverhandlung.