Der erneute Brandanschlag in Hummelsbüttel bei dem sechs Autos brannten, hat jetzt auch Innensenator Ahlhaus auf den Plan gerufen.

Hamburg. Die Polizei reagiert auf den beängstigenden Anstieg der nächtlichen Brandstiftungen an Autos und richtet eine Zentrale Ermittlungsgruppe beim Hamburger Landeskriminalamt ein. Die Sonderkommission ist notwendig geworden, weil seit Jahresbeginn mindestens 67 Autos im gesamten Stadtgebiet angezündet wurden - 2009 verzeichnete die Polizei in der Hansestadt 145 Brandstiftungen an Fahrzeugen. Um den Fahndungsdruck auf die unbekannten Täter zu erhöhen, werden bereits in der Nacht zu Mittwoch 100 Beamte in Zivil auf den straßen unterwegs sein. Alle Spuren und Hinweise, die sich daraus ergeben, werden in der Zentralen Ermittlungsgruppe gebündelt.

Hamburgs Innensenator Christoph Ahlhaus (CDU) hatte sich nach den erneuten Brandanschlägen auf Autos in Hummelsbüttel „zutiefst schockiert“ gezeigt. „Die Brandanschläge der vergangenen Nacht haben eine erschreckend neue Qualität erreicht, die auch Menschen gefährdet hat“, sagte Ahlhaus am Dienstag.

„Hier spielen Hirnlose mit dem Leben und der Gesundheit unserer Bürger. Wer Autos anzündet, muss wissen, dass er eine schwere Straftat begeht und sich gesellschaftlich ins Abseits stellt", so der Innensenator weiter. "Mein Appell an alle Menschen in dieser Stadt: Helfen Sie mit, dass wir gemeinsam diesen feigen Brandstiftern das Handwerk legen, damit der Spuk schnell ein Ende hat. Mein Mitgefühl gehört allen Familien, die Opfer dieser feigen Brandanschläge geworden sind. Ich hoffe, dass Sie sich von diesen schrecklichen Erlebnissen schnell erholen", sagte Ahlhaus.

In der Nacht zu Dienstag waren in Hummelsbüttel sechs Autos und ein Motorroller in Flammen aufgegangen. Unbekannte Täter hatten fünf Autos angezündet. Die Fahrzeuge brannten ebenso aus wie ein sechster Wagen, auf den die Flammen übersprangen. An der Straße Kirchenredder waren zudem Carports abgebrannt. Dort verbrannten auch fünf Fahrräder und ein Kinderroller.

Das Feuer drohte auch, auf zwei Wohnhäuser überzugreifen. An einem Haus war die Hitze derart stark, dass zwei Fensterscheiben zu Bruch gingen. Feuerwehrleute konnten das Übergreifen der Flammen verhindern. Verletzt wurde niemand, der Schaden ist jedoch immens. Die Polizei hat bislang keine Hinweise auf eine politisch motivierte Tat.

Anwohner teilten mit, sie hätten nach dem Ausbruch des Feuers einen weißen Golf Variant älterer Baureihe mit hoher Geschwindigkteit vom Tatort in Richtung Hummelsbüttler Hauptstraße fahren sehen.

Seit Mitte März dieses Jahres sehen die Ermittler der Polizei Zusammenhänge zwischen einigen Anschlägen, wie Hamburgs Polizeipräsident Werner Jantosch berichtet. Die Polizei geht von einer Serie von bisher acht Taten aus. Auch die jüngsten Brandstiftungen in Hummelsbüttel gehören nach ersten Erkenntnissen der Fahnder dazu. Jantosch weiter: „Die Zivilpolizisten werden völlig unberechenbar in den unterschiedlichsten Stadtteilen auftauchen. Heute hier, morgen da.“ Die Mitarbeiter sollen sich Nacht für Nacht ausschließlich um die Brandanschläge auf Fahrzeuge kümmern – „notfalls auch unter Vernachlässigung anderer Aufgaben“. „Das hat für mich absolute Priorität, das Thema.“

Der Leitende Polizeidirektor Kuno Lehmann ist für den Einsatz der Hundertschaft verantwortlich. Um Hinweise auf Verdächtige zu bekommen, wollen die Ermittler zudem Kontakt aufnehmen „mit allen Sicherheitsunternehmen dieser Stadt“, mit Taxifahrern und mit Busfahrern der Hochbahn. „Wir brauchen Informationen – auch aus der Öffentlichkeit. Wir müssen Informationen haben von Menschen, die nachts spät nach Hause kommen, die nicht schlafen können und aus dem Fenster gucken. Lieber ein Anruf mehr als einer zu wenig.“ Die neue Zentrale Ermittlungseinheit mit mindestens zehn Mitarbeitern solle sich ausschließlich mit den Fahrzeugbränden beschäftigen, erklärte der Polizeipräsident. „Das war bisher nicht in dieser konsequenten Form – wir haben da immer noch differenziert zwischen vermeintlich politischen und anderen Delikten.“ Die Motive der Brandstifter seien ihm aber „eigentlich völlig egal“: „Wichtig ist, dass wir diesen Tätern endlich Einhalt gebieten.“