Hamburg. Neuer IT-Chef krempelte Abteilung um. 100 neue Mitarbeiter eingestellt. Jetzt bekommen Kripo und Kriminaltechnik neue Möglichkeiten.

Als Daniel Steinlandt vor drei Jahren zur Polizei Hamburg kam, war der Bereich IT alles andere als eine Vorzeigeabteilung. Vielmehr wurde dem Bereich vorgeworfen, eine „Innovationsbremse“ zu sein. Mittlerweile hat der neue strategische Leiter Steinlandt die IT-Abteilung auf „links gedreht“.

Und das mit Erfolg. Die Arbeit findet weit über die Hamburger Polizei hinaus Anerkennung. In diesem Jahr belegte Steinlandt bei einem bundesweiten Wettbewerb der besten IT-Manager einen Spitzenplatz.

Polizei Hamburg dient in vielen Fällen als Vorbild – so verlief der Weg dorthin

Innovationsbremse? „Diesen Ruf haben wir komplett geändert“, sagt Steinlandt selbstbewusst. „Heute dienen wir in vielen Fällen als Vorbild.“ Der Weg dorthin war nicht leicht. Zunächst wurde Personal aus der Wirtschaft rekrutiert. Aus 200 Mitarbeitern der IT-Abteiilung wurden rund 300, von denen die Masse Angestellte bei der Polizei sind. „Dazu sind wir sehr intensiv mit der Personalabteilung an das Thema rangegangen“, so der IT-Chef.

Dazu gehörte auch, Stellausschreibungen zu formulieren, die die richtige Klientel ansprechen. Was man früher so formuliert habe, findet Steinlandt „gruselig“. Da haben wir einen ersten Sachbearbeiter Informationssysteme gesucht. Da konnte kein Mensch etwas mit anfangen.“ Heute schreibe man Stellen „marktgerecht“ aus. „Wir haben die Arbeitgebermarke geschärft und konnten so tolle Leute einstellen“, so Steinlandt.

Erfolgsrezept: Worauf IT-Chef Daniel Steinlandt bei der Polizei Hamburg setzt

So sieht Steinlandt das Personal als eine der fünf Säulen, die für ihn den Erfolg ausmachen. „Hinter allem, was wir bereits erreicht haben, steht ein grandioses Team, das jeden Tag tatkräftig mit mir an einem Strang zieht“, so der IT-Chef.

„Wir hatten als Polizei-IT eine eigene Sprache entwickelt, die weder die Polizei noch der Markt verstanden hat. Das haben wir komplett zurückgedreht.“

Daniel Steinlandt
IT-Chef der Polizei Hamburg.

Säule zwei ist für ihn die Standardisierung und das Einhalten von Markenstandards. Steinlandt präzisiert: „Wir hatten als Polizei-IT hier eine eigene Sprache entwickelt, die weder die Polizei noch der Markt verstanden hat. Das haben wir komplett zurückgedreht.“ Das sei schon deswegen nötig gewesen, um externe Fachleute und Mitarbeiter einzubinden.

IT-Abteilung der Polizei Hamburg: Mittlerweile steckt KI in Programmen

Als dritte Säule wurde die technische Basis erneuert. „Das gehört zu den Aufgaben, die für eine IT-Abteilung nicht sexy sind. Es ist sogenanntes Schwarzbrotgeschäft. Man braucht sie aber, damit die IT funktioniert“, so Steinlandt. „Beispielsweise haben wir begonnen, unsere komplette Entwicklungsumgebung in die Cloud auszulagern. Oder wir haben dafür gesorgt, dass es überall bei der Polizei vernünftiges WLAN gibt.“

Dazu hat man sich des Themas KI angenommen. „Das ist für die Polizei natürlich ein heißes Eisen“, so Steinlandt. Mittlerweile steckt KI in der Software, die im Hafen eingesetzt wird, um nicht deklarierte Gefahrengüter aufzuspüren. KI steckt auch in dem Programm, das in Verbindung mit Überwachungskameras am Hansaplatz in St. Georg pilotiert wurde, um dort automatisiert Auseinandersetzungen zu bemerken.

Polizei Hamburg wird Vorreiter: Kripobeamte erhalten direkten Zugriff auf BKA-Datenbanken

Darüber hinaus habe man viel in externe Partnerschaften investiert, sagt Steinlandt: „Wir arbeiten da sowohl mit lokalen Firmen zusammen, als auch mit internationalen Weltkonzernen, die uns einfach helfen, Themen nach vorne zu bringen. Sie haben ein Wissen, das wir selbst nie aufbauen könnten. Gerade durch diese externen Partner bekommen wir eine ganz andere Geschwindigkeit in unsere Projekte.“

Aktuell wird daran gearbeitet, den Arbeitsalltag der Kripo signifikant zu optimieren. Hamburg ist das erste Bundesland, das sich an eine innovative Plattform des BKA anschließt.  „Das heißt, die Kollegen von der Kripo können zukünftig von ihrem Arbeitsplatzrechner auf einer hochmodernen Cloud-Infrastruktur aus dem BKA jede mögliche digitale Spur auswerten“, so Steinlandt. Darunter fallen Funkzellenauswertungen oder digitale Spuren von Rechnern oder aus Handys.

Steinlandt erklärt: „Im kommenden Jahr wird das Landeskriminalamt nach und nach mit der Möglichkeit ausgestattet.“

Polizei Hamburg: Auch die Kriminaltechnik bekommt eine völlig neue Netzwerkstruktur

Auch die Kriminaltechnik bekommt eine völlig neue Netzwerkstruktur. „Dort wird alles komplett durchdigitalisiert. Wir befinden uns gerade in der finalen Phase mit einer Ausschreibung für ein Management-System dazu, das dann auch entsprechend zertifiziert ist“, berichtet Steinlandt. „Das wird für die Kriminaltechnik einen deutlichen Produktivitätssprung bringen“.

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Und wie kommt einer wie Steinlandt, der in großen Firmen Spitzenpositionen belegte und Teams steuerte, die in Indien, in Silicon Valley oder in China sitzen, zur Polizei? Es ist die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. „Das ist etwas, was wir ganz nach vorn stellen“, sagt er. „Und das funktioniert, auch wenn wir im Schichtbetrieb rund um die Uhr zur Verfügung stehen, relativ gut. Aber klar ist auch: Wir sind noch lange nicht am Ende.“