Hamburg. Statt zu steigen, geht der Anteil sauberen Stroms zurück. CDU kritisiert Umweltsenator. Dessen Behörde nennt Gründe für die Entwicklung.

Das ist eine Entwicklung, die so gar nicht zu den Zielen der Energiewende passen will: In Hamburg ist der Anteil des Stroms, der aus erneuerbaren Energien gewonnen wird, im vergangenen Jahr deutlich zurückgegangen. Von den rund 2,2 Millionen Megawattstunden, die 2023 in Hamburg selbst erzeugt wurden, stammten laut Statistikamt Nord lediglich rund 0,5 Millionen Megawattstunden aus regenerativen Energien.

„Das sind 13,6 Prozent weniger als im Vorjahr und entspricht 23,5 Prozent der gesamten Stromerzeugung“, schreibt das Statistikamt. „Knapp die Hälfte davon stammte aus Windenergie, gefolgt von Deponie-, Klärgas und Klärschlamm mit einem Anteil von 15 Prozent.“ Damit liegt die Menge an sauberem Strom sogar unter der, die 2019 in Hamburg erzeugt wurde. Damals waren es noch 0,6 Millionen Megawattstunden.

Energie Hamburg: Wenig Photovoltaik, Rückgang bei Strom aus Biomasse

„Während bei Photovoltaikanlagen auf öffentlichen Gebäuden, der Baumpflanzung und der Pflege von öffentlichem Grün Versprechen gemacht wurden, die nicht eingehalten wurden, zeigt sich nun auch bei der Stromproduktion ein alarmierender Rückgang“, sagte CDU-Umweltpolitiker Sandro Kappe dem Abendblatt. „Hamburgs Energiewende gerät ins Stocken – mit dramatischen Folgen für die Klimaziele und die Versorgungssicherheit.“

Erneut verweist der CDU-Mann auf den langsamen Ausbau von Photovoltaik in Hamburg, auch vonseiten der Stadt selbst. „Von den über 10.700 städtischen Gebäuden sind lediglich 255 mit Photovoltaikanlagen ausgestattet – ein magerer Anteil von nur zwei Prozent“, konstatiert Kappe. „Die Zahlen sind ein alarmierendes Signal für Hamburgs Klimaziele. Die sinkende Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien zeigt, dass wir dringend umsteuern müssen. Die CDU-Fraktion hat mehrfach ein Förderprogramm für Balkonkraftwerke, PV-Anlagen sowie Speicher gefordert. Der Senat ist jetzt in der Pflicht, den Ausbau erneuerbarer Energien konsequent voranzutreiben und endlich die notwendige Infrastruktur für die Energiewende zu schaffen.“ Schon 2023 hatte der Klimabeirat des Senats moniert, dass Hamburg beim Solarausbau bundesweit Letzter sei, und einen „Photovoltaik-Gipfel“ gefordert.

Windräder Hamburg: Hamburg plant deutlichen Ausbau

Die Umweltbehörde nennt vor allem einen Grund für den Rückgang des Anteils von erneuerbarem Strom. „Die Erzeugung von erneuerbarem Strom aus Müll und Biomasse war aufgrund des Umbaus der Müllverwertungsanlage Borsigstraße eingeschränkt“, sagte Behördensprecherin Birgit Seitz dem Abendblatt. „Bedingt durch die Größe der Anlage hat dies einen sichtbaren Effekt auf die Gesamtbilanz der Erzeugung aus erneuerbaren Energien. Dieser Effekt ist jedoch temporär.“

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Hamburg habe zudem „in den Jahren 2023 und 2024 jeweils ca. 50 MWp an Photovoltaikleistung hinzugebaut und damit die installierte Leistung gegenüber Ende 2022 auf aktuell ca. 180 MWp deutlich gesteigert“, so Seitz. Mit MWp oder „Megawatt-Peak“ wird die potenzielle Maximalleitung einer Anlage gemessen.

Behörde: Umweltsenator Jens Kerstan setze sich mit aller Kraft für Ausbau der Erneuerbaren ein

Zu dem Ausbau hätten „öffentliche und vor allem auch private Akteure in besonderem Maße beigetragen“, so die Sprecherin von Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne). „Grundsätzlich ist der Ertrag aus Photovoltaik (ebenso aus Windkraft) witterungsabhängig und kann bezogen auf die installierte Leistung schwanken. Auch die Nachfrage nach Biogas und daraus erzeugtem Strom kann schwanken. Der Senat insgesamt, allen voran Senator Kerstan, setzen sich auch weiterhin mit aller Kraft für den weiteren Ausbau erneuerbarer Energien u. a. aus Photovoltaik und Windkraft in Hamburg ein.“

Zudem betonte Seitz, dass die Stromerzeugung aus Wind und Photovoltaik zwischen 2019 und 2023 deutlich zugenommen habe. Aus Wind seien 2023 insgesamt 243.466 Megawattstunden erzeugt worden, 2019 dagegen noch 237.254. Bei Photovoltaik sei die Erzeugung von 27.235 im Jahr 2019 auf 41.086 im vergangenen Jahr gestiegen. Zuletzt hatte Hamburg den massiven Ausbau der Windkraftanlagen in Hamburg angekündigt und 18 Stadtteile genannt, in denen neue Windräder installiert werden sollen.