Hamburg. Männer wollten laut Anklage von Gästen Geld erpressen. Wie die Situation eskalierte und was den Angeklagten vorgeworfen wird.

Eine Machete, zwei Schusswaffen, ein Kuhfuß: Das Quartett, das damals in eine Bar in Altona stürmte, war massiv bewaffnet. Mit diesem martialischen Auftritt wollten die jungen Männer durchsetzen, dass die Gäste keinen Widerstand leisten und Geld herausrücken. Doch es blieb nicht allein bei dem Überfall und der Forderung nach Wertsachen. Es kam zu roher Gewalt, mit Schlägen und Messerstichen. Und am Ende fiel ein Schuss. Es hätte nicht viel gefehlt, und ein Mann wäre umgekommen.

So sieht es zumindest die Staatsanwaltschaft in einem Prozess vor dem Landgericht, in dem drei jungen Männern jetzt unter anderem versuchter Mord vorgeworfen wird. Mit dem Schuss, der einen 37-Jährigen in den Bauch traf, hätten die Männer „billigend in Kauf genommen“, dass das Opfer tödlich verletzt wird, heißt es in der Anklage. Ein vierter Täter, der bei der Aktion dabei war, ist noch nicht ermittelt.

Prozess Hamburg: Mit Machete und Pistole in Bar Gäste bedroht – und geschossen

Neben dem Angriff auf das Leben des 37-Jährigen wird den drei Angeklagten im Alter von 17, 19 und 21 Jahren gefährliche Körperverletzung und schwere räuberische Erpressung vorgeworfen. Bei den beiden jüngeren Männern handelt es sich um Brüder. Und so lief die Tat den Ermittlungen zufolge ab: In der Nacht des 8. November vergangenen Jahres kommen die drei Angeklagten sowie ein weiterer Mittäter in eine Bar in Altona. Die Männer sind bewaffnet und maskiert und fordern Geld. Ihre Beute ist zunächst mager, gerade mal 40 Euro bekommen sie aus der Kasse der Bar.

Nun schreien die Verbrecher die Gäste an und fordern sie auf, ihre Taschen zu leeren. Als diese sich daraufhin wehren, versetzt einer der Angeklagten einem Mann mit einer Waffe einen Schlag auf den Hinterkopf. Zwei weiteren Opfern werden schwere Schnittverletzungen zugefügt. Trotzdem gelingt es den Geschädigten, den damals 16-Jährigen zu Boden zu bringen. Sein älterer Bruder sowie der 21-Jährige und der vierte Täter flüchten zunächst.

Schütze soll es für möglich gehalten haben, dass das Opfer stirbt

Doch sie sind noch nicht weit gekommen, als dem 19-Jährigen auffällt, dass sich sein jüngerer Bruder noch in der Bar befindet. Er kehrt zurück in die Lokalität und schießt einem der Männer, der bereits Schnittverletzungen erlitten hat, in den Bauch. Dabei soll er es für möglich gehalten haben, dass das Opfer sterben könnte. Doch es sei ihm vor allem darauf angekommen, seinen Bruder zu befreien und zu verhindern, dass er und seine Mittäter entdeckt und strafrechtlich verfolgt werden, so die Anklage.

Auch nach dieser Aktion war der Gewaltakt laut Anklage noch nicht zu Ende. Nicht weit von der Bar entfernt, in der den Gästen Geld abgepresst werden sollte, halten die beiden seinerzeit 16 und 18 Jahre alten Männer jemanden an, der auf einem E-Scooter unterwegs ist. Während der ältere Bruder dem Opfer ein Messer an die Kehle hält, verlangen sie, dass der 22-Jährige den E-Scooter an sie herausgibt. Anschließend flüchten beide mit dem geraubten Fahrzeug.

Nach dem Überfall rauben die Täter noch einen E-Scooter

Im vergangenen Juni hatte die Polizei die drei Tatverdächtigen gefasst. Zunächst nahmen die Beamten den 21-Jährigen im Stadtteil Stellingen fest. In der Wohnung seiner Großeltern hatte er der Polizei zufolge eine Schusswaffe, Munition sowie Cannabis, mit dessen Verkauf er offenbar Geschäfte machen wollte. Deshalb wirft ihm die Staatsanwaltschaft jetzt auch Handeltreiben mit Betäubungsmitteln vor. In einer anderen Wohnung, die die Polizei im Zusammenhang mit dem Verbrechen vom 8. November durchsuchte, fanden die Beamten eine Machete sowie Schreckschusswaffen.

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Alle drei Verdächtigen sitzen in Untersuchungshaft. Für den Prozess sind bislang 15 Verhandlungstage bis Ende März kommenden Jahres terminiert.