Hamburg. Zahl der Einwohner deutlich gestiegen. Statistikamt nennt Ursachen. Allerdings gibt es Streit um die korrekten Zahlen – mit teuren Folgen.
Hamburg ist weiter auf Wachstumspfad, auch was die Einwohnerzahl betrifft. Ende 2023 lebten 1.851.596 Menschen in Hamburg, wie das Statistikamt Nord jetzt mitteilte. „Das sind 18921 Personen bzw. 1,0 Prozent mehr als ein Jahr zuvor“, so die Statistiker. „Dabei wuchs die Hansestadt vor allem aufgrund von Zuzügen. Die Zahl der Sterbefälle überstieg die Zahl der Geburten und dämpfte das Wachstum damit.“
Den stärksten Einfluss auf die Bevölkerungszunahme hatte demnach die Differenz aus Zu- und Fortzügen, der sogenannte Wanderungssaldo. „Es zogen gut 20.130 Menschen mehr nach Hamburg als fortzogen. Dabei kamen etwas mehr der Zugezogenen aus dem übrigen Bundesgebiet als aus dem Ausland“, so das Amt.
Hamburg wächst weiter stark: Das sind die Gründe
Demografische Faktoren hätten das Wachstum hingegen gebremst. In Hamburg überstieg die Zahl der Sterbefälle mit 19.400 im vergangenen Jahr die Zahl der Geburten 18.200. Das „Geburtendefizit“ betrug damit rund 1200 Personen.
Zuletzt hatte es um die korrekte Einwohnerzahl Hamburgs Streit gegeben. Denn der „Zensus 2022“ hatte die Bevölkerungszahl deutlich nach unten korrigiert, und zwar um fast 64.000 Menschen auf 1,81 Millionen. Diese Neuberechnung hat schwerwiegende Auswirkungen. Wie die Finanzbehörde bereits im Sommer auf Abendblatt-Anfrage mitteilte, entgehen Hamburg dadurch rund 190 Millionen Euro im Jahr – Geld, das möglicherweise irgendwo eingespart werden muss. Der Behörde zufolge setzt sich die Summe zusammen aus rund 130 Millionen Euro, die die Hansestadt mehr in den Länderfinanzausgleich einzahlen muss, und 60 Millionen Euro, die man bei der Umsatzsteuerverteilung zwischen Bund, Ländern und Gemeinden verliere.
Bevölkerung Hamburg: Nach Zensus musste Zahl deutlich nach unten korrigiert werden
Die im Zensus 2022 dargestellten Verschiebungen beziehen sich auf die „amtliche Bevölkerungsfortschreibung“, die die Statistikämter durchführen. Demnach wohnten in Hamburg eigentlich bereits 1,875 Millionen Menschen – diese Zahl, die entscheidend für alle Bund-Länder-Finanzbeziehungen war, wurde nun auf 1,811 Millionen korrigiert.
Daneben führt jede Kommune ein eigenes Melderegister, in dem festgehalten wird, wer in ihrem Verbreitungsgebiet gemeldet ist. Und demnach wohnten in Hamburg rund um den Zensus-Stichtag sogar mehr als 1,96 Millionen Menschen. Den Wert für den 15. Mai 2022 konnte die zuständige Wissenschaftsbehörde zwar nicht nennen, aber am 30. Juni 2022, also nur sechs Wochen nach Zensus-Stichtag, habe man dem Statistikamt exakt 1.963.979 Einwohner gemeldet.
Melderegister Hamburg: Viele Karteileichen wurden aussortiert
Die Diskrepanz kommt laut Statistikamt dadurch zustande, dass es in den Melderegistern zahlreiche „Karteileichen“ gebe, also Menschen, die zwar noch offiziell hier gemeldet seien, aber längst nicht mehr in Hamburg lebten. So meldeten sich ausländische Einwohnerinnen und Einwohnern bei Rückzug in ihre Herkunftsländer häufig nicht in Hamburg ab.
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Auch beim Zensus 2022 sei dies ein wesentlicher Faktor dafür gewesen, dass die Einwohnerzahlen sowohl bundesweit als auch insbesondere in den Großstädten nach unten korrigiert worden seien.