Hamburg. Umweltbehörde und Hamburger Energiewerke machen klare Ansage an Eigenheimbesitzer. Viele müssen sich auf Wärmepumpe einstellen.
Das Interesse an der Wärmepumpe in Hamburg ist nur sehr verhalten, wie Handwerksbetriebe bestätigen. Doch auch wenn jetzt noch viele Einfamilienhausbesitzer auf einen Fernwärmeanschluss hoffen, eine wirkliche Chance darauf haben sie kaum. Warum sich Hauseigentümer eher früher als später mit dem Thema Wärmepumpe für ihr Haus beschäftigen sollten.
Wie groß ist das Interesse der Hamburger an der Wärmepumpe?
„Die Nachfrage ist sehr verhalten“, sagt Andreas Koop, Geschäftsführer des Hamburger Fachbetriebes Heinz Koop GmbH & Co. KG in Barmbek. Die große Nachfrage sei einfach nicht da, weil das Thema durch die Diskussion um das Heizungsgesetz kaputt geschossen wurde und damit die Wärmewende gefährdet sei. „Viele warten ab, alte Gasheizungen werden repariert oder sogar durch neue Gasheizungen ersetzt“, so Koop.
Das mäßige Interesse zeigt sich auch bei den bundesweiten Zahlen für den Absatz von Wärmepumpen. Von Januar bis Ende Mai 2024 wurden lediglich 74.000 Wärmepumpen bundesweit eingebaut, aber 243.000 Gas- und Ölheizungen. Bei den Wärmepumpen ist das ein Rückgang gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 52 Prozent. Insgesamt sank die Nachfrage nach Wärmeerzeugern deutlich (s. Grafik). „Wenn wir Glück haben, schaffen wir vielleicht zwischen 180.000 und 200.000 Wärmepumpen“, sagte Michael Hilpert, Präsident des Zentralverbandes Sanitär Heizung Klima. Die von der Bundesregierung für 2024 angestrebten 500.000 Geräte seien „illusorisch, auch im nächsten Jahr“.
Nach neueren Zahlen des Bundesverbandes Wärmepumpe wurden im ersten Halbjahr 90.000 Heizungswärmepumpen abgesetzt. Die Zahl bestätigt aber lediglich den Trend, dass rund 15.000 Geräte im Monat bundesweit eingebaut werden. Eine Steigerung ist nicht zu erkennen.
Was sind die Gründe für diese Entwicklung?
„Es gibt nach wie vor eine große Verunsicherung unter den Immobilienbesitzern“, sagt der Hamburger Energieberater Jan-Peter Peters. Das erzeuge eine abwartende Haltung. Die Investitionskosten einer Wärmepumpe für ein Einfamilienhaus liegen nach wie vor zwischen 25.000 Euro und 40.000 Euro, abhängig von der Größe des Hauses und wie umfangreich die Installation ausfällt, ob etwa Heizkörper ausgetauscht werden müssen.
Die Bemessungssumme für die staatliche Förderung ist bei 30.000 Euro gedeckelt. Von Sonderfällen abgesehen können die meisten Eigentümer mit einer Förderquote von 30 bis 55 Prozent rechnen, maximal also mit 16.500 Euro Zuschuss. Die Eigentümer müssen aber den gesamten Betrag vorstrecken. Der Strompreis, mit dem die Wärmepumpe betrieben wird, ist dreimal so hoch wie der Gaspreis. Die abwartende Haltung der Verbraucher wird durch die noch nicht abgeschlossene kommunale Wärmeplanung gefördert, die Eigentümern Hoffnung auf einen Fernwärmeanschluss macht, was allerdings für die meisten in Hamburg ein Trugschluss sein wird.
Warum sind die Chancen auf einen Fernwärmeanschluss für Einfamilienhausbesitzer in Hamburg gering?
Einige Heizungsbauer legen ihren Kunden nahe, nicht auf einen Fernwärmeanschluss zu hoffen, und das ist nicht nur ein Verkaufsargument. „Im Grundsatz stimmt die Aussage“, bestätigt eine Sprecherin der Umweltbehörde. Die Hamburger Energiewerke werden detaillierter: „Beim Fernwärmenetz konzentrieren wir uns aufgrund begrenzter Ressourcen zunächst einmal auf die Mehrgeschosshäuser im hochverdichteten Stadtgebiet und werden hier perspektivisch Gebäude ab einer Leistung von rund 25 kW anschließen“, sagt eine Sprecherin der Hamburger Energiewerke.
Damit erziele man gleichzeitig für die Stadt Hamburg auch den größten ökologischen Nutzen im Sinne der CO₂-Emissionseinsparung. „Für Einfamilien- und Reihenhäuser sind nach unserem Verständnis andere Technologien eine sinnvolle, wirtschaftliche Lösung.“
Welche Lösungen sind das?
Die Hamburger Energiewerke sprechen nur von objektbezogenen Wärmeerzeugern. Fakt ist, dass die Wärmepumpe und auch die Pelletheizung die Anforderungen des Heizungsgesetzes, mit mindestens 65 Prozent erneuerbarer Energie zu heizen, erfüllen. Aus Sicht der Hamburger Energiewerke sollten Eigentümer auch nachbarschaftliche Gemeinschaftslösungen erwägen. „So kann beispielsweise eine große Wärmepumpe mit einem kleinen, nachbarschaftlichen Wärmenetz eine Versorgungsvariante sein“, sagt die Sprecherin der Hamburger Energiewerke.
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„Langfristig wäre der Anschluss von Einfamilien- oder Reihenhäusern an die Fern- oder Nahwärme insofern auch denkbar, wenn diese ein eigenes kleines Wärmenetz aufbauen und betreiben, welches dann mit einer Übergabestation an ein bestehendes Nah- oder Fernwärmenetz angeschlossen wird.“ Doch auch das dürfte mit hohen Investitionen für die Eigentümer verbunden sein.
Was spricht jetzt für den Einbau einer Wärmepumpe im Einfamilienhaus?
Auch wenn das Grundstück in der Nähe des Fernwärmenetzes liegt, ist ein Anschluss nicht sehr wahrscheinlich. Es gibt zudem viele Gebiete in der Stadt, wo ein Anschluss gar nicht möglich ist (https://geoportal-hamburg.de). „Dort sollten die Bewohner auf keinen Fall abwarten, sondern sich frühzeitig kümmern“, sagt eine Sprecherin der Umweltbehörde.
Ab dem Jahr 2026 verringert sich die staatliche Förderung für die Wärmepumpe. Die Lieferzeit der Wärmepumpen hat sich normalisiert. „Wer eine Wärmepumpe will, wartet nicht mehr Monate, sondern nur Wochen“, sagt Heizungsbauer Koop. Auch der elektrische Anschluss ist problemlos möglich. „Jeder Einfamilienhausbesitzer in Hamburg kann seine Wärmepumpe an das Stromnetz anschließen lassen“, sagt ein Sprecher von Stromnetz Hamburg. „Wir sind gut aufgestellt, um die steigende Nachfrage nach Netzanschlüssen für Wärmepumpen zu bewältigen – unabhängig davon, ob die Wärmepumpe über den Haushaltsstrom oder einen speziellen Wärmepumpentarif betrieben wird.
Eignet sich die Wärmepumpe auch für Bestandsbauten?
Viele Experten gehen davon aus, dass Gebäude, die schon unter die Wärmeschutzverordnung fallen, für Wärmepumpen grundsätzlich geeignet sind. Das wären Häuser, die nach 1977 errichtet wurden. „Wir haben Wärmepumpen in vielen Bestandsbauten schon installiert und erreichen dort Jahresarbeitszahlen (JAZ) zwischen vier und fünf“, sagt Geschäftsführer Alexander Brunner von August Kahl Heizungs- und Sanitärtechnik. Aus einer Kilowattstunde Strom werden vier bis fünf Einheiten Wärme.
Warum ist die Gasheizung keine Alternative mehr?
Zwar ist der Einbau einer neuen Gasheizung weiterhin möglich, bis eine kommunale Wärmeplanung vorliegt. Sie muss aber nach dem Hamburger Klimaschutzgesetz von Anfang an mit 15 Prozent erneuerbarer Energie, etwa einem entsprechenden Anteil an Biomethan, betrieben werden. Ab 2035 steigt dieser Anteil auf 30 Prozent. „Es gibt zwei Faktoren, die Gas immer teurer machen. Das ist der steigende Biogasanteil und der steigende CO₂-Preis“, sagt Petersen. „Am Ende wird der Erdgaspreis der Hebel sein, mit dem die Wärmepumpe durchgesetzt wird, auch weil die Vorgaben aus Brüssel kommen.“
Je weniger Gasabnehmer es gibt, desto teurer wird auch das Netzentgelt als Preisbestandteil des Gaspreises für die verbliebenen Bezieher. Aktuell liegt der Preis in Hamburg bei rund 1,6 Cent pro Kilowattstunde. Ohnehin plant Hamburg, das Gasnetz Schritt für Schritt stillzulegen. Gasnetz Hamburg rechnet bereits ab dem Jahr 2030 mit einem Rückgang der Anschlüsse.
Aktuell liegt der CO₂-Preis bei 45 Euro je Tonne. Bis zum Jahr 2027 kann er sich nach Experteneinschätzung aber mehr als verdoppeln. Nach Berechnungen des Vergleichsportals Verivox würde die Kilowattstunde Erdgas bei einem CO₂-Preis von 100 Euro um 1,19 Cent und bei einem CO₂-Preis von 150 Euro um 2,27 Cent verteuert. Gas-Heizungen, die vor 2024 eingebaut wurden, können nach dem Heizungsgesetz noch bis spätestens 31. Dezember 2044 mit bis zu 100 Prozent fossilem Erdgas betrieben werden – sofern noch ein Gasanschluss zur Verfügung steht.