Hamburg. Neue Daten zeigen, wie schleppend Umstellung in Hamburg läuft. Für die Klimaziele ist das verheerend. Was der Senat an Geld verspricht.
Die zügige Umstellung der Heizungen gilt als eine wesentliche Voraussetzung für das Erreichen der Klimaziele. In Hamburg rechnet der Senat in seiner Klimaplanung damit, dass bis 2030 im heutigen Gebäudebestand rund 63.000 und bis 2045 rund 159.000 klimafreundliche Wärmepumpen installiert und entsprechend viele Öl- oder Gasheizungen abgeschaltet werden. Angesichts aktueller Daten aber scheinen diese Vorgaben kaum noch zu erreichen.
So sind in den ersten sieben Monaten dieses Jahres aus Hamburg gerade einmal 840 Anträge auf Bundesförderung für Wärmepumpen gestellt worden. Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage des Hamburger CDU-Bundestagsabgeordneten Christoph Ploß hervor, die dem Abendblatt vorliegt.
Heizungen Hamburg: „Grüne scheitern mit Prestige-Projekt an der Realtität“
Damit hat sich die Zahl der Anträge im Vergleich zu den ersten sieben Monaten des Jahres 2023 zwar erhöht, damals waren es noch 496 Anträge. Sie bewegt sich aber noch leicht unter dem Niveau des Vergleichszeitraums 2022, in dem 876 Anträge gestellt wurden. Laut einer Senatsantwort auf eine CDU-Anfrage waren mit Stand Januar 2024 in Hamburg gerade einmal 5845 Wärmepumpen installiert. Das Ziel von 63.000 neuen Wärmepumpen allein in Bestandsgebäuden bis 2030 kann bei gleichbleibendem Umrüsttempo unmöglich erreicht werden.
„Sogar bei ihrem Prestige-Projekt Wärmepumpen scheitert die grüne Partei in Hamburg an der Realität. Selbst mit finanzieller Förderung des Bundes werden kaum neue Wärmepumpen eingebaut“, kommentierten der Bundestagsabgeordnete Ploß und der CDU-Bürgerschaftsabgeordnete Sandro Kappe die aktuellen Zahlen. „In diesem Tempo würde es etwa bis 2070 dauern, um nur das erste Ziel von 63.000 Wärmepumpen in Hamburg zu erreichen.“ Das sei „ein Armutszeugnis für die Klimaschutzpolitik des rot-grünen Senats“.
Behörde räumt „allgemeinen Einbruch“ bei Installationen neuer Heizungen ein
Statt die Bürger „ideologisch zu bevormunden, sollte besonders die grüne Partei endlich zur Besinnung kommen und wirklich sinnvolle Maßnahmen für den Klimaschutz unterstützen“, so die beiden CDU-Politiker. Dazu zählten „wirksamer Bürokratieabbau bei Bau- und Modernisierungsvorhaben, schnelleres Planen und Bauen für neue Infrastrukturprojekte, klimafreundliche Kraftstoffe wie E-Fuels und die Kernenergie“.
Auch die zuständige Umweltbehörde von Senator Jens Kerstan (Grüne) räumte auf Abendblatt-Anfrage ein, „dass es einen allgemeinen Einbruch bei der Heizungsinstallation gegeben hat“. Das habe unterschiedliche Gründe, „darunter die mangelnde Verfügbarkeit von Anlagen sowie Kapazitäten bei den Handwerksbetrieben“, sagte Kerstan-Sprecherin Franziska Fleischhauer dem Abendblatt.
Wärmepumpen Hamburg: Das gibt es laut Senat jetzt an Förderungen von Stadt und Bund
Diese Situation habe sich aber inzwischen deutlich verbessert. „Es gibt keine Engpässe mehr bei der Produktion von Anlagen, und die Fachbetriebe sind auch besser aufgestellt für die Installation von Wärmepumpe“, so Fleischhauer. „Tatsächlich zeigen die aktuellen Förderzahlen, sowohl von Bundesförderprogrammen als auch von Landesförderprogrammen in Hamburg, dass sich ein Aufschwung beim Einbau von Wärmepumpen abzeichnet. Dieser Aufschwung wird sich verstärken, sobald die Pflicht im Gebäudeenergiegesetz (GEG) zur Nutzung von 65 Prozent erneuerbarer Energien nach Heizkesseltausch spätestens 2026 in Kraft tritt.“
Zugleich machte die Behörde noch einmal Werbung für den Einbau der klimaschonenden Heiztechnik. „Vor allem unter Berücksichtigung von Fördermitteln können Wärmepumpen schon jetzt wirtschaftlicher im Einbau als fossile Heizkessel sein“, sagte Umweltbehörden-Sprecherin Fleischhauer. „In Hamburg zum Beispiel erhält jeder Gebäudeeigentümer unter Berücksichtigung von Landes- und Bundesfördermitteln eine Förderung in Höhe mindestens 50 Prozent der Investitionskosten.“
Robert Habeck warnt: Neue Bundesregierung könnte die Förderung wieder zurückzunehmen
Daher gehe die Behörde davon aus, „dass wir, auch bereits in diesem Jahr, eine deutliche Zunahme sehen werden“, so die Sprecherin von Umweltsenator Kerstan. „Im Übrigen ist in Hamburg bei einigen Wohnquartieren der Einbau von Großwärmepumpen in Planung. Wir sind hier also gemeinsam mit allen Beteiligten auf einem sehr guten Weg und, unsere Ziele gehen keinesfalls an der Realität vorbei.“
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Zuletzt hatte auch Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) Immobilienbesitzern zur schnellen Umstellung auf eine Wärmepumpe geraten. „Solange ich Minister bin, werden wir die Förderung stabil halten”, sagte Habeck bei einem Besuch des Wärmepumpen-Herstellers Stiebel Eltron im niedersächsischen Holzminden. „Warten lohnt sich nicht. Jetzt ist der Moment, wenn man eine alte Gas- oder Ölheizung ersetzen will.” Die CDU/CSU habe angekündigt, die Förderung wieder zurückzunehmen. „Man weiß ja nicht, wie Wahlen ausgehen.”