Hamburg. DAK-Report zeigt: Rund 7300 Kinder bis 14 Jahre erkrankt – der höchste Stand der vergangenen fünf Jahre. Welches Alter stark betroffen ist.
Es klingt beunruhigend: Scharlach-Infektionen bei Kindern nehmen in Hamburg stark zu. So wurden 2023 rund dreimal mehr Kinder mit Scharlach in Arztpraxen behandelt als im Vorjahr. Insgesamt waren hochgerechnet rund 7300 Kinder im Alter von einem bis 14 Jahre betroffen – der höchste Stand der vergangenen fünf Jahre. Medikamente wurden in Hamburg sogar knapp. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Sonderanalyse im Rahmen des DAK-Kinder- und Jugendreports Hamburg. Mediziner haben auch bereits eine Ursache ausgemacht.
Scharlach ist eine häufige bakterielle Infektionskrankheit bei Kindern, die durch Streptokokken verursacht wird. Die hochansteckende Erkrankung tritt meist gehäuft in Einrichtungen wie Kindergärten oder Schulen auf. Für die aktuelle DAK-Sonderanalyse im Rahmen des Kinder- und Jugendreports untersuchten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von Vandage und der Universität Bielefeld Abrechnungsdaten von rund 23.000 Kindern und Jugendlichen bis einschließlich 17 Jahre, die bei der DAK-Gesundheit in Hamburg versichert sind. Analysiert wurden die Jahre 2018 bis 2023. Der Fokus der Analyse liegt auf den 1- bis 14-Jährigen, da Scharlach hier am häufigsten auftritt.
Vor allem junge Kinder leiden unter der Infektionskrankheit
„Wir spüren noch immer die Nachwirkungen der Corona-Pandemie bei Kindern und Jugendlichen. Das zeigt der starke Anstieg bei Scharlach-Erkrankungen in unserer Stadt“, sagt Jens Juncker, Landeschef der DAK-Gesundheit in Hamburg. „Wir müssen die Entwicklung im Blick behalten. Aufklärung der Eltern über Infektionskrankheiten, wie Scharlach, sind dabei genauso wichtig wie das Einhalten der einschlägigen Hygieneregeln.“
Der DAK-Kinder- und Jugendreport zeigt, dass sich 2023 der Anteil der Kinder im Alter von einem bis 14 Jahre, die aufgrund von Scharlach in Hamburg ärztlich behandelt wurden, im Vergleich zum Vorjahr fast verdreifacht hat. Konkret gab es einen Anstieg um 193 Prozent. Wurden 2022 noch 9,6 Fälle je 1000 Kinder von Ärztinnen und Ärzten dokumentiert, so waren es 28,2 Fälle je 1000 Jungen und Mädchen in 2023.
Scharlach in Hamburg: Warum die Zahl der Fälle so stark anstieg
Besonders betroffen waren 10- bis 14-jährige Mädchen: Hier haben sich die Infektionen fast versiebenfacht (plus 583 Prozent). Anders als bei manchen anderen Kinderkrankheiten kann man an Scharlach mehrmals im Leben erkranken, auch im Erwachsenenalter.
„Die Ergebnisse des Kinder- und Jugendreports spiegeln die Realität in den Praxen eindrucksvoll wider“, so Michael Hubmann, Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ). „Der starke Anstieg von Scharlach-Fällen bei Kindern ist auf Nachholeffekte nach der Pandemie zurückzuführen. Die pandemiebedingte ‚Infektvermeidung‘ hatte neben den schwierigen sozialen auch negative infektiologische Folgen. Das sehen wir am Beispiel Scharlach.“
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Während der Covid-19-Pandemie gingen die Scharlach-Diagnosen von Ärztinnen und Ärzten stark zurück – mit dem niedrigsten Stand 2021. Ab 2022 nahmen die Scharlach-Infektionen dann wieder merklich zu. Von zentraler Bedeutung sei die Arzneimittelversorgung, sagt Hubmann. „Wir brauchen eine stabile Versorgung mit oralem Penicillin.“
Aktuell scheint die Welle der Scharlach-Infektionen abgeebbt zu sein. Derzeit würden nur sehr vereinzelt Kinder mit dieser Krankheit in den Kinderarztpraxen in Hamburg vorgestellt, sagen die Hamburger Kinderärztinnen Claudia Haupt und Charlotte Schulz vom Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte Hamburg auf Anfrage.