Hamburg. Geld und Schmuck im Wert von fast 4,4 Millionen Euro in den ersten drei Quartalen erbeutet. Welche Tricks besonders „erfolgreich“ sind.
Der Fall des 70 Jahre alten Rentners aus Osdorf, dem Trickdiebe Goldbarren im Wert von 1,13 Millionen Euro abgeluchst haben, hat die „Miese Masche“ wieder in den Fokus gerückt. Darunter versteht man Taten, bei den Diebe und Betrüger mit Tricks Leute dazu bringen, ihnen Geld und Wertsachen auszuhändigen oder sie in die Wohnung zu lassen. Bis zu dem Coup mit den Goldbarren, war in diesem Jahr Lovescam die Vorgehensweise beim Trickbetrug, bei dem die Täter die meiste Beute machten. Insgesamt wurden in Hamburg mit der „Miesen Masche“ in den ersten drei Quartalen des Jahres knapp 4,4 Millionen Euro erbeutet.
Lovescam: Darunter versteht man das Vortäuschen von Liebe, um an das Geld der Opfer zu kommen. 59 Fälle gab es bereits in diesem Jahr, bei dem die überwiegend weiblichen Opfer den Tätern knapp 1,64 Millionen Euro überwiesen. Pro Fall sind es fast 28.000 Euro.
Trickbetrug in Hamburg: Beim Lovescam sind zumeist Frauen die Opfer
Die Masche ist immer gleich. Die Täter, die in der Regel in Afrika sitzen, suchen sich in den sozialen Medien ihre Opfer. Dabei nutzen sie ausgedachte Profile. Beißt ein Opfer, überwiegend Frauen, an, wird eine Beziehung aufgebaut und Liebe geheuchelt. Mal gibt sich der Täter aus als Soldat, zumeist aus den USA, im Auslandseinsatz. Auch Arzt oder Geschäftsmann sind Berufe, die die Täter gerne bei ihren Betrügereien nennen. In ganz dreisten Fällen geben sie sich als Prominente aus.
Was immer passiert: Irgendwann täuscht der Täter eine finanzielle Notlage vor. In der Regel braucht er Geld, um etwas abzuwickeln oder um möglich schnell zu der Frau zu kommen, die er umgarnt. So werden die Opfer meist über längere Zeit ausgenommen. Sicher ist nur: Der Angehimmelte wird nie erscheinen. Das Geld ist weg.
Gut organisierte Banden ködern ihre Opfer über Callcenter
Bis zu dem Fall mit den Goldbarren lag der „Call-Center-Betrug“ auf Platz zwei. In den drei ersten Quartalen dieses Jahres erbeuteten Täter damit 974.000 Euro von 38 Opfern. Das sind rund 25.600 Euro pro Tat. Die Täter sind professionelle Banden. Die Callcenter, deren Mitarbeiter auf Betrügereien „geschult“ sind, sitzen oft in der Türkei.
In der Regel geben sie sich als Polizist oder Amtsperson, wie ein Staatsanwalt, aus, wenn sie ihre Opfer anrufen. Die Masche ist immer ähnlich. Das Opfer ist angeblich in das Visier einer Einbrecherbande oder von kriminellen Bankmitarbeitern geraten. Geld und Wertsachen sind zu Hause oder bei der Bank nicht mehr sicher. Sie müssten der Polizei übergeben werden. Das geschieht im öffentlichen Raum in der Regel unter dubiosen Umständen.
Der Schockanruf ist die häufigste Variante bei der „Miesen Masche“
770.000 Euro erbeuteten Täter mit sogenannten Schockanrufen. Dabei wird vorgegeben, dass ein naher Verwandter, in der Regel ein Enkelkind, einen tödlichen Verkehrsunfall verursachte und Haft droht. Die könnte nur durch die schnelle Zahlung einer Kaution abgewendet werden. Damit das reibungslos klappe, müsse sie einem „Mitarbeiter“ übergeben werden, der geschickt werde. In den ersten drei Quartalen dieses Jahres klappte das bereits in 26 Fällen. Allerdings blieb es in 382 Fällen beim Versuch. Solche Schockanrufe sind mit insgesamt 408 Taten auch die Variante, von der der Polizei die meisten Fälle bekannt wurden.
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Mit Gewinnversprechen, bei denen das Opfer zunächst eine angebliche Bearbeitungsgebühr zahlen müsse, bevor der große Gewinn ausgezahlt werden könne, erbeuteten Täter in den ersten drei Quartalen dieses Jahres bei 16 Fällen insgesamt 79.000 Euro. Über die WhatsApp-Masche, bei der das Opfer eine Mitteilung angeblich vom Sohn oder Tochter bekommt, wonach das alte Handy weg ist und eine neue Nummer benutzt werden muss, um anschließend eine Notlage vorzutäuschen und so eine Geldüberweisung auszulösen, erbeuteten die Täter 235.000 Euro bei 97 vollendeten Taten.
Trickbetrug in Hamburg: Vorsicht, wenn es an der Haustür klingelt
Durch Tricks, bei denen der Täter an der Wohnungstür klingelt, um eingelassen zu werden und dann einen Diebstahl zu begehen, erlangten sie in den ersten drei Quartalen dieses Jahres 605.000 Euro. 303.000 Euro davon wurden durch Trickdiebe erbeutet, die sich als Dachdecker, Wasserwerker, Heizungsmonteur oder als anderer Handwerker ausgaben. 171.000 Euro erbeuteten angebliche Polizisten, die sich Zugang zu einer Wohnung erschlichen. 131.000 Euro erbeuteten Täter, die unter dem Vorwand, ein Glas Wasser oder einen Zettel zu brauchen, in die Wohnung ihres Opfers kamen.