Hamburg. Falscher Polizist überrumpelt 83-Jährigen mit ausgedachter Geschichte. Weitere Senioren am Telefon hereingelegt.
Wie in Schockstarre sei er gewesen, sagt Henry B. (83) über den vergangenen Dienstag. An dem Tag rief ihn ein angeblicher Polizist an und log ihm vor, dass sein Enkel einen tödlichen Verkehrsunfall verursacht habe. „Miese Masche“ nennt die Polizei solche Taten, die in verschiedenen Variationen verübt werden, wobei die „Schockanrufe“ besonders perfide sind, weil die Opfer völlig überrumpelt nicht mehr klar denken.
Das war auch bei dem 83-Jährigen so. „Er hat noch gesagt, dass mein Enkel dabei ein Handy in der Hand gehabt habe, was strafverschärfend sei, und er, sollte keine Kaution gezahlt werden, in Haft müsse“, sagt der Senior über den Anrufer. Was folgte, war ein Gespräch mit einem angeblichen Staatsanwalt, der den 83-Jährigen zusätzlich unter Druck setzte, indem er behauptete, dass dessen Enkel sich bereits in psychologischer Betreuung befinde, weil er selbstmordgefährdet sei.
Polizei Hamburg: Senior rettet Münzsammlung im letzten Moment
„Ich war in einem Ausnahmezustand“, sagt der Mann. Als sich ein Mitarbeiter der Gerichtskasse ankündigte, um statt Geld Goldmünzen abzuholen, sei es seine Frau gewesen, die sagte, dass es das nicht gebe, dass jemand von der Gerichtskasse vorbeikomme. „Sie hat früher bei der Behörde gearbeitet“, so der 83-Jährige.
Am Übergabeort wollte der Senior den Ausweis des Abholers sehen. Der flunkerte noch, dass der auf der Polizeiwache als Sicherheit liege, damit er mit dem Geld nicht abhaue. Als er die Münzen dennoch nicht bekam, suchte der Täter ohne Beute das Weite. „Es ist ein Jammer, dass ich nicht vorher geschaltet und die Polizei gerufen habe“, so der 83-Jährige. Dann hätte man zumindest den Abholer geschnappt. Letztendlich sei er jedoch mit einem „blaue Auge davongekommen“.
Täter erbeuten bei 93-Jähriger mehr als 30.000 Euro
Nicht mit einem „blauen Auge kamen drei andere Senioren davon. Im Bereich Sasel erbeuteten Täter mit der „miesen Masche“ bei einer 93-Jährigen mehr als 30.000 Euro, nachdem sie behauptet haben, dass ihre Enkelin einen Verkehrsunfall verursachte.
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Ein 81-Jähriger aus Altona wurde um Schmuck und um mehr als 20.000 Euro gebracht, nachdem ein Anrufer behauptet hatte, dass seine Tochter einen Verkehrsunfall mit gleich mehreren Toten verursacht habe. Die Täter hatten, nachdem sie wussten, dass bei dem Senior „etwas zu holen sei“, noch einmal angerufen, sich als Staatsanwalt ausgegeben und 150.000 Euro gefordert, die der 81-Jährige aber nicht aufbringen konnte.