Hamburg. Sind in Hamburg tatsächlich bedeutend mehr Verkehrsrüpel als in anderen Städten unterwegs? Experten haben für die Statistik eine andere Erklärung.
- Im vergangenen Jahr wurden in Hamburg 5,44 Verkehrsstraftaten und 93,48 Verkehrsordnungswidrigkeiten pro 1000 Fahrer begangen
- Das legt eine Studie der Allianz Direkt nahe
- Doch diese Statistik sagt laut Experte wenig über das Fahrverhalten in Hamburg aus
In Hamburg sind viele Rüpel als Fahrer unterwegs. Das legt eine Studie der Allianz Direkt nahe. Demnach wurden im vergangenen Jahr in der Hansestadt 5,44 Verkehrsstraftaten und 93,48 Verkehrsordnungswidrigkeiten pro 1000 Fahrer begangen. Das ist bundesweit jeweils der dritte Platz im Negativ-Ranking. Bei Rotlichtverstößen liegt Hamburg sogar auf dem zweiten Platz bundesweit.
Die hohen Zahlen sind aber nicht nur ein Indiz für besonders rücksichtslose Autofahrer, sondern auch ein Hinweis auf eine besonders hohe Kontrolldichte. Zudem wird die Statistik durch die vielen Pendler „verwässert“, die täglich auf Hamburgs Straßen unterwegs sind. Eines sagen die Zahlen aber doch aus: In Hamburg werden Verkehrssünder besonders oft erwischt.
Verkehr Hamburg: Delikte wie Fahrerflucht, Unfälle, Fahrverbot – im Negativ-Ranking ist Hansestadt oft oben
Bei allen Verkehrsstraftaten ist Hamburg zumeist im oberen Drittel des Negativ-Rankings zu finden. 2,3 von 1000 Autofahrern waren ohne Führerschein unterwegs und wurden erwischt. 1,86 pro 1000 Fahrer wurden letztes Jahr wegen eines Alkoholverstoßes angezeigt. 0,074 Prozent der Führerscheininhaber begingen eine Fahrerflucht. 0,012 Prozent haben einen Unfall mit einem Verletzten oder Toten verursacht und 0,009 Prozent waren mit einem Fahrzeug unterwegs, obwohl gegen sie ein Fahrverbot bestand.
Eine Ordnungswidrigkeit als Fahrzeugführer haben im vergangenen Jahr statistisch knapp 9,4 Prozent aller Führerscheininhaber begangen. Hier zeigt sich auch, welchen Einfluss Kontrollen haben. Bekamen statistisch rund 4,8 Prozent aller Führerscheininhaber wegen eines Geschwindigkeitsverstoßes ein Bußgeld, so waren es bei den Abstandsverstößen lediglich 0,002 Prozent. „Das ist kein Wunder“, sagt ein Polizeibeamter. „In Hamburg werden Geschwindigkeitsverstöße intensiv geahndet, während die Einhaltung des Abstands eher selten kontrolliert wird.“
Verkehrsstraftaten: Statistik sagt laut Experte wenig über das Fahrverhalten in Hamburg aus
Das sieht Christian Hieff vom ADAC-Hansa ähnlich. „Solche Statistiken sind interessant zu lesen. Bei den Rückschlüssen, die man daraus zieht, wird dagegen oft zu kurz gedacht“, so Hieff. „Maßgeblich für die hohen Zahlen ist eine hohe Kontrolldichte.“ Sehr gut könne man dagegen sehen, welche Schwerpunkte die Polizei bei der Verkehrsüberwachung setze. „Wenn die Kontrolle von Rotlichtverstößen Priorität bekommt, gehen die Zahlen hoch“, so Hieff.
Das war im vergangenen Jahr tatsächlich so. Rotlichtsünder wurden besonders intensiv verfolgt, auch weil das zu einer der Hauptunfallursachen gehört. Und so landete die Hansestadt mit 17,86 Verstößen pro 1000 Führerscheininhaber auch bundesweit an der Spitze bei den Rotlichtfahrern.
Polizei Hamburg: Verstärkte Kontrollen lassen mehr Tempoverstöße auffliegen
„In Hamburg ist in den vergangenen Jahren beispielsweise die Kontrolle von Geschwindigkeitsverstößen durch die Anschaffung der Blitzanhänger, die ja rund um die Uhr im Einsatz sind, deutlich intensiviert worden. Da werden auch deutlich mehr Verstöße dokumentiert.“ Dass man daraus Rückschlüsse auf das Fahrverhalten der Hamburger, gerade im Vergleich zu anderen Bundesländern oder Städten ziehen könnte, hält Hieff für „gewagt“.
Einziger Punkt, der einen Vergleich zulässt: die Zahl der Verfahren, die wegen fahrlässiger Körperverletzung oder fahrlässiger Tötung eingeleitet werden, wenn bei Verkehrsunfällen jemand verletzt wurde oder ums Leben kam. So ein Verfahren traf statistisch 0,012 Prozent der Hamburger Führerscheininhaber. Mit dem Wert liegt die Hansestadt leicht unter dem Bundesdurchschnitt von 0,013 Prozent.
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Tatsächlich ist Hamburg gut aufgestellt. Für die Überwachung des Verkehrs gibt es eine eigene Verkehrsdirektion, bei der zahlreiche Spezialisten tätig sind. Auch die zivilen Videoüberwachungsfahrzeuge sind bei der Verkehrsdirektion angedockt. Für die Geschwindigkeitsüberwachung standen im vergangenen Jahr 39 stationäre und 26 mobile Blitzer zur Verfügung.