Hamburg. Seit 17 Jahren ist Peter Marquardt beim Hamburger MoGo mit Leidenschaft als Helfer dabei. Nun erklärt er, warum bald Schluss sein könnte.

  • Viele Motorradfahrer sind mit großer Leidenschaft beim Motorradgottesdienst dabei, aber es fehlt am Geld.
  • Spendenaktion gestartet. Aber: Gibt es keine nachhaltige Finanzierung, muss auch der letzte MoGo 2025 im Michel ausfallen.
  • Auch Helfer fehlen. Organisatoren schätzen Chancen für MoGo 2025 auf etwa „fifty-fifty“.

Peter Marquardt ist schon seit 2007 beim Hamburger MoGo dabei – aus voller Leidenschaft für die Gemeinschaft und das Motorradfahren. Mehr als 40 Jahre schon wird der Motorradgottesdienst im Hamburger Michel gefeiert, abgesehen von einer kurzen coronabedingten Unterbrechung. Aber das Spektakel aus Chrom, Choppern und Christentum, das ausnahmsweise dieses Jahr ohne den traditionellen Konvoi stattfand, steht kurz vor dem Aus.

Zunächst fehlt es vor allem an Geld. „Wenn es finanziell so weitergeht wie bisher, wäre das schon mal super“, meint Marquardt recht optimistisch. In den vergangenen Tagen kamen ein paar Spenden zusammen – es fehlen aber immer noch rund 55.000 Euro. Das liegt besonders daran, dass in den vergangenen Jahren immer mehr Sponsoren abgesprungen sind: „Wir haben langsam wirklich alle infrage kommenden Sponsoren abgegrast.“

Motorradgottesdienst in Hamburg: Insgesamt 80.000 Euro benötigt

Häufig gehe es den Geschäften und Firmen selbst nicht besonders gut, Corona hat Spuren hinterlassen. Das ist ein großes Problem für den Hamburger Verein: Denn ab November muss mit der Planung für das Traditions-Event für das folgende Jahr angefangen und die Sperrungen bei der Stadt beantragt werden. Gibt es keine nachhaltige Finanzierung, können Planung und Anträge nicht umgesetzt werden. Die gemeinsame Ausfahrt liegt den Bikern besonders am Herzen. Ohne den Konvoi wäre der MoGo für die meisten von ihnen nicht dasselbe. Doch gerade für ihn fallen die meisten Kosten an.

Europas größter Motorradgottesdienst im Hamburger Michel ist seit mehr als 40 Jahren ein Riesen-Event. Doch jetzt droht das Aus.
Europas größter Motorradgottesdienst im Hamburger Michel ist seit mehr als 40 Jahren ein Riesen-Event. Doch jetzt droht das Aus. © dpa | Georg Wendt

Insgesamt werden jährlich etwa 80.000 Euro benötigt, um den MoGo mit Absperrungen, Transporten, Toiletten und allem Organisatorischen zu realisieren. Dieses Jahr fand der MoGo in einem etwas kleineren Ausmaß statt: Die alljährliche Konvoi-Ausfahrt nach Buchholz konnte aufgrund einer Brückensperrung nicht stattfinden. Dabei ist die Ausfahrt, an der mehrere Tausend Biker und Bikerinnen teilnehmen, für Marquardt das absolute Highlight des MoGos. In den vergangenen Jahren hatten teilweise knapp 30.000 Personen an der Veranstaltung teilgenommen.

Helfer dringend benötigt: „Uns geht die Puste aus“

Beim eigentlichen Motorradgottesdienst, der um 12.30 Uhr im Michel stattfindet, können nicht annähernd so viele Besucherinnen und Besucher dabei sein. Denn selbst Hamburgs größte Kirche ist mit den 2500 Sitzplätzen maximal ausgelastet. Der Gottesdienst wird aber auch auf den Vorplatz übertragen. Und die Teilnehmer sollen ihren Helm abnehmen, darauf achten die Helfer des MoGos besonders.

Aber genau daran fehlt es dem Verein massiv: an Helfenden in jeder Form. „An der Tür stehen und den Leuten sagen, dass sie doch bitte ihre Helme abnehmen sollen, ist wahrscheinlich einfach nicht sexy genug“ erklärt sich Marquardt den rapiden Rückgang der MoGo-Unterstützer. Die Uhrzeiten, an denen die Helfer unter anderem auch zum Einsatz kommen, sind auch nicht unbedingt attraktiv: Bereits um 7 Uhr morgens stehen die Helfer am MoGo-Tag auf der Matte, um der Veranstaltung den letzten Feinschliff zu verpassen. Dazu kommt, dass viele der aktuellen Helfer älter werden und keine Zeit mehr haben. Vielen ist es schlichtweg auch einfach zu anstrengend.

Kritik wegen Umweltbelastung: So geht der Verein damit um

Deshalb ist es neben der Finanzierung mindestens genauso wichtig, neue Helferinnen und Helfer zu gewinnen. Aktuell schätzt Marquardt seine Hoffnungen auf den geplanten MoGo 2025 etwa „fifty-fifty“ ein: „Wenn wir genug Gelder sammeln, dann könnte man die Helfer wahrscheinlich noch mal anders motivieren.“

Auch die Unterstützung der evangelischen Nordkirche wird durch ihr Vorhaben, die Emissionen bis 2035 auf „null“ zu reduzieren, immer weniger. Kritik durch Medien und Umweltverbände wie etwa dem Nabu machen es dem Verein auch nicht unbedingt leichter. „Wir nehmen die Kritik zur Kenntnis“, so Marquardt. Wirklich etwas ändern könne man aber am MoGo nicht. „Der MoGo ist die Mutter der Motorradgottesdienste in Deutschland“, sagt er, „und wenn wir den Konvoi nicht mehr fahren, ist der MoGo einfach nicht mehr der alte.“

Motorradgottesdienst im Hamburger Michel: Helfer dringend gesucht

In anderen kleineren Städten gebe es Motorradgottesdienste, die auch ohne Konvoi gut auskommen. Aber in Hamburg, wo der größte MoGo in ganz Europa stattfindet, hat die Ausfahrt mit seinen großflächigen Straßenabsperrungen und allem, was dazu gehört, einfach Tradition. Dabei geht es nicht darum, wer am schnellsten unterwegs ist: „Schnell fahren geht in der Menge sowieso nicht, wir fahren alle maximal mit 60 km/h über die Autobahn.“ Vielmehr steht die Gemeinschaft, das Treffen alter Bekannter, der Austausch mit Gleichgesinnten und das „Erleben von Gemeinsamkeit“ im Vordergrund.

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Dafür braucht es am Tag selbst bis zu 150 freiwillige Helfende, die absperren, aufräumen, Plakate verteilen, den Weg weisen. Sollte der MoGo 2025 tatsächlich stattfinden, stimmen sich die Helfer bis dahin immer wieder bei den organisierten Helfertreffen miteinander ab. Wer spenden möchte, kann das über die Webseite des Vereins per SMS, Paypal oder klassischer Überweisung tun.