Hamburg. Verkehr in Hamburg soll besser fließen. Auf Videowand haben Beamte Bilder von 50 Kameras gleichzeitig im Blick. Wie sie eingreifen.
- 1,6 Millionen Euro hat die Modernisierung der Verkehrszentrale in Hamburg gekostet – dafür soll sie aber leistungsfähiger sein
- 1700 Ampeln in Hamburg können vom Polizeipräsidium aus direkt angesteuert und beeinflusst werden
- Jeden Tag greifen Polizisten im Schnitt 240-mal bei der Verkehrslenkung ein, um Staus zu verhindern
Es ist eine Investition in die Nerven der Hamburgerinnen und Hamburger: 1,6 Millionen Euro hat es sich die Stadt kosten lassen, damit der Verkehr in Hamburg besser flutscht. Das Geld ist in die Modernisierung der Verkehrsleitzentrale der Hamburger Polizei geflossen. 22 Beamte sitzen hier rund um die Uhr an Rechnern vor einer 20 Quadratmeter großen Videowand, um den Verkehrsfluss auf den Straßen der Stadt im Blick zu haben. Wenn es nötig wird und Stau droht, greifen die Polizisten ein. Das passiert gut 240-mal am Tag.
Es mag für die Verkehrsteilnehmer wie ein schwacher Trost wirken, wenn sie wissen, wie viel Steuergeld in die Verkehrslenkung fließt, wenn sie mal wieder im Stau stehen. Auflösen kann die Polizei die Probleme, die durch hohes Verkehrsaufkommen, Baustellen, Veranstaltungen, Demonstrationen oder Unfälle entstehen, nicht.
Verkehr Hamburg: Fast alle Ampeln können direkt aus der Verkehrsleitzentrale gesteuert werden
Aber sie kann sie durch eine bessere Regelung des Verkehrs mindern. Und da kommen die etwa 1800 Ampelanlagen auf Hamburgs Straßen ins Spiel. 1700 von ihnen sind an die elf Verkehrsrechner der Verkehrsleitzentrale angeschlossen und können vom Polizeipräsidium in Hamburg-Alsterdorf aus direkt angesteuert und beeinflusst werden. Doch Stopp: Einfach mal eine Ampel länger auf Grün zu schalten, das geht nicht ohne Weiteres. Hinterlegt sind verschiedene Programme. Denn so ein Verkehrsfluss ist eine komplizierte, aufeinander abgestimmte Sache. Jede Veränderung bringt nicht nur Entlastung, sondern an anderer Stelle zusätzliche Belastung.
So wird über die verschiedenen Programme gleich eine ganze Reihe von Ampeln angesteuert, die bei Bedarf im Verbund in einen anderen Modus versetzt werden können. Das kann gezielt bei einer besonderen Störung oder automatisch im Alltag passieren, insbesondere im Berufsverkehr. So sind morgens Ampeln so geschaltet, dass der Verkehr stadteinwärts bevorzugt wird. Abends ist es andersherum.
Leitzentrale: Täglich wird mehr als 240-mal eingegriffen, damit der Verkehr fließt
Dass die Beamten aus der Verkehrsleitzentrale unvorhergesehen eingreifen, ist nicht die Ausnahme. Es ist die Regel. Mehr als 89.000 manuelle, also außerplanmäßige Eingriffe ins System werden im Jahr durchgeführt. Das sind umgerechnet mehr als 240-mal am Tag.
Die etwa 100 Ampeln, die nicht aus der Verkehrsleitzentrale angesteuert werden können, sind außen vor. Sie spulen störrisch ihr Programm ab. Das macht nichts. Sie sind, so heißt es aus der Polizei, weniger relevant und befinden sich in der Regel in Randgebieten an Stellen mit geringerem Verkehrsaufkommen.
Gut 300 Kameras haben den Verkehr in Hamburg im Auge
Damit die Beamtinnen und Beamten auf dem Laufenden sind, hat die Verkehrsleitzentrale ihre Augen in Form von rund 300 Kameras in der Stadt. Die Masse, etwa 200 Kameras, sind im und rund um den Elbtunnel verbaut. Der Rest ist auf die wichtigen Verkehrsachsen und Knotenpunkte der Stadt gerichtet.
Dazu kommen Informationen aus dem Einsatzleitsystem, dem Polizeifunk oder anderen zugänglichen Quellen, damit sich die Beamten in der VLZ, Polizisten lieben Abkürzungen, ein möglichst umfangreiches Bild machen können.
Verkehrsleitzentrale zeigt auch Einsatzkräften den besten Weg
Dabei sind die Informationen nicht nur für Autofahrer wichtig. Bei größeren Einsätzen werden aus der Verkehrsleitzentrale auch Einsatzkräfte gelotst. Beispielsweise dann, wenn es einen größeren Verkehrsunfall gab und rund um die Unfallstelle der Verkehr zusammengebrochen ist.
Aus der Verkehrsleitzentrale kommen auch die Tipps, die in der Regel an Radiosender gehen, aber die auch von Navigationssystemen oder Apps genutzt werden. Dabei geht es nicht nur um die aktuellen Staulagen, sondern auch Gefahrenmeldungen wie Geisterfahrer oder Warnungen bei Hochwasser oder Straßenglätte. Bis zu 60.000 solcher Meldungen gehen im Jahr über die Hamburger Verkehrsleitzentrale raus.
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Aktuell bezeichnet die Innenbehörde die Verkehrsleitzentrale als „die modernste Europas“. So verfügt sie beispielsweise über ein „Multistreaming-System“, das es ermöglicht, auf der 20 Quadratmeter großen Videowand die Bilder von gut 50 Kameras gleichzeitig zu sehen.
Eines können die Beamten der Verkehrsleitzentrale allerdings nicht: zaubern. So wird man sich auch in Zukunft in Hamburg auf Staus durch die vielen Baustellen oder zur Rushhour, wenn sich die Autofahrer sich in Richtung der Elbübergänge quälen, einstellen müssen.