Hamburg. Eltern aus Hamburg wissen viel zu wenig über E-Zigaretten. Doch man kann Kindern das Vapen ausreden. Welche Rolle Rapper und Videos spielen.
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Cotton Candy, Strawberry Cheesekake, Chewy Watermelon oder doch lieber die Alphagy-Frucht? Was nach ungefährlichen, vielleicht etwas übervermarkteten Namen für Eissorten klingt, ist in Wahrheit brandgefährlich. Im wahrsten Sinne des Wortes, denn hier geht es um Vapes und E-Zigaretten, die durch blumige, bunte Verkaufe in ganz Hamburg in Kiosken und Tankstellen oder im Internet das Interesse von Kindern und Jugendlichen erregen.
Beim Vapen, also dem Rauchen der Vapes, entstehen durch eine erhitzte Flüssigkeit im Inneren der Sticks Hitze und Dampf, den die Nutzer dann in ihre Lungen ziehen. Eine gefährliche Entwicklung, die ebenso wie der Missbrauch von Lachgas, auch an Schulen der Stadt zu beobachten ist.
„Die Kombination von süß und fruchtig gibt es mit und ohne Tabak oder Nikotin in vielen unterschiedlichen Ausführungen, die sich rasend schnell verändern“, sagt Andrea Rodiek, Leiterin des SuchtPräventionsZentrum (SPZ) in Hamburg. „Es ist ein noch teilweise unbekanntes Terrain, das ist ein Dilemma für Eltern, die eigentlich alles darüber wissen sollten.“
Denn das Alter, in dem Kinder in Kontakt mit Vapes kommen, ist jung, der SPZ liegt ein Fall einer Hamburger Schule vor, an welcher Drittklässler Vapes ausprobierten. „Ansonsten setzen wir mit unseren Maßnahmen zur Tabakprävention an Schulen ab Jahrgang sechs bis acht an“, sagt Rodiek, die mit ihrem Team Schulen bei Vorfällen berät und begleitet sowie Lehrer schult, Elternabende abhält und Materialien zur Prävention im Unterricht zur Verfügung stellt.
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Doch um was geht es genau, was sind die Risiken der bunten Vapes, die aussehen wie größere USB-Sticks? Vapes sind Vaporizer, also Einweg-E-Zigaretten, bei denen eine Flüssigkeit (Liquid) nicht verbrannt, sondern verdampft wird. Damit wird der Anschein erweckt, sie seien gesünder als die herkömmliche Zigarette. Zudem gibt es Vapes auch ohne Nikotin, doch das Dampfen ist auch dann schädlich.
Denn: Wer weiß genau, was drinsteckt in den Liquids, die bei wiederverwendbaren Modellen einfach online gekauft werden können? „Wie schädlich auch die nikotinfreien Vapes sind, das weiß man einfach noch gar nicht im Detail, da es bislang keine Langzeitstudien gibt“, sagt Rodiek. Sicher ist jedoch, dass darunter kanzerogene Stoffe sind.
Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) gibt an: „Abhängig von der Batteriestärke, dem Nutzungsverhalten und dem Gerätetyp finden sich im Aerosol von E-Zigaretten unterschiedliche Konzentrationen krebserzeugender und wahrscheinlich krebserzeugender Substanzen wie Formaldehyd und Acetaldehyd.“ Auch wenn die Konzentration dieser Kanzerogene im Aerosol, also dem eingesogenen Dampf, meist gering sei, gebe es keine Menge für krebserzeugende und wahrscheinlich krebserzeugende Substanzen, die als unbedenklich anzusehen wären.
Rodiek bringt dazu noch das Alter ist Spiel: „E-Varianten, Vapes, Tabakerhitzer, alles ist schädlich, und alle Varianten, ob mit oder ohne Tabak oder Nikotin, sind nach dem Jugendschutzgesetz für Jugendliche unter 18 Jahren verboten. Mit Blick auf die Gesundheit und eine mögliche Abhängigkeit der Kinder und Jugendlichen ist es in der Prävention wichtig, dass gar nicht oder möglichst spät Konsumerfahrungen gemacht werden.“
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Sie sieht die Eltern in der Verantwortung, sich mit dem Thema zu beschäftigen und das Gespräch mit den Kindern zu suchen. „Eltern sind mehr denn je gefordert und werden gebraucht, aus meiner Sicht gerade in Zeiten der digitalen Transformation, wo in den sozialen Medien aggressiv für Vapes geworben wird, beispielsweise von Rappern und Influencern. Eltern müssen sich ihrer Rolle bewusst sein und sich klar positionieren, auch unbequem sein.“ Dabei helfe der erhobene Zeigefinger nicht weiter, vielmehr das echte Interesse am Leben des eigenen Kindes. „Wenn man selbst raucht, kann man auch thematisieren, dass man abhängig ist und nicht aufhören kann und es gerade deshalb vom Kind fernhalten will.“
Schwierig zur erkennen, ob das Kind bereits vaped, ist es für Eltern und Sorgeberechtigte deshalb, weil alle verräterischen Parameter des Zigarette-Rauchens wegfallen: Man riecht nicht nach Zigaretten-Rauch, die Finger und Nägel färben sich nicht gelb. Der Geruch hängt nicht in den Klamotten. Vielmehr sind es jetzt wimperntuscheartige, bunte Plastikstifte, die nach Erdbeere und Waldmeister duften. „Wenn so ein Vape mal auf dem Tisch liegt bei Älteren, dann sollten Eltern fragen, was das ist, warum es gekauft wird, was es macht“, sagt Rodiek, denn das Wichtigste sei es, im Gespräch und Kontakt zu bleiben.
Denn dass eine jahrelange, gesundheitsschädliche Abhängigkeit droht, sehen die wenigsten jungen Menschen, die Lust haben, die harmlos wirkenden Dampfer auszuprobieren. Aus Coolness-Gründen, weil es alle machen, die Hürde gering ist und der Dampf nicht mal in den Lungen brennt oder eklig schmeckt.
Görke, Django, Baba-Liquid oder Ballerliquid: Schmeckt harmlos süß, kann Atemnot und Panik auslösen
Und der nächste Schritt ist dann manchmal nicht mehr so fern – der hin zu ganz anderen Inhaltsstoffen. Diese Liquids für Vapes kann man äußerlich nicht von anderen unterscheiden. Sie können aber synthetische und damit noch gefährlichere Inhaltsstoffe wie synthetische Cannabinoide oder andere psychoaktive Substanzen enthalten und haben Namen wie C-Liquid, Django, Baba-Liquid oder Ballerliquid. „Zugangswege finden Jugendliche häufig über das Internet“, erklärt Rodiek. „Hier ist die Verquickung von Drogen und sozialen Medien sichtbar.“
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Gerade höre man auch viel von der Droge „Görke“, auch diese sei ein synthetisches Cannabinoid. „Es ist je nach Zusammensetzung viel potenter als herkömmliches Cannabis“, warnt Rodiek, „durch das Rauchen oder Vapen von diesem synthetischen, hochpotentem Cannabis sind Jugendliche einfach zusammengebrochen.“ Jugendliche wüssten nicht unbedingt, was sie da konsumieren. Görke ist in der Wirkung um ein Vielfaches stärker und länger wirksam als übliches THC, das in der Cannabispflanze vorkommt.
Der Konsum kann zu Kreislaufproblemen, Atemnot, Ohnmacht, Herzrasen, Bluthochdruck, Übelkeit mit Erbrechen, Verwirrung, Angst und Panik führen. Und auch hier wieder: Es kommt harmlos und günstig daher, als pinkes Liquid mit süßlichem Geschmack.
Was Eltern im Gespräch helfen kann, sei, die Kinder darauf aufmerksam zu machen, was die Einweg-Vapes für die Natur bedeuten. „Die meisten jungen Menschen sind heutzutage sehr umweltbewusst, und der Müll der Vapes, der entsteht und oft nicht fachgerecht im Sondermüll entsorgt wird – da ein fest verbauter Lithium-Ionen-Akku drin ist –, stellt eine weitere Belastung für die Umwelt dar“, sagt Rodiek. Das könne ein weiteres Argument sein, die Finger vom Dampf zu lassen. Weitere Tipps für Eltern gibt es hier.