Hamburg. Fahrgäste müssen im Norden der Stadt wochenlang auf Schienenersatzverkehr umsteigen. Doch dann wird es für beide Linien eine besondere Strecke.

Wer dieser Tage an der U1-Haltestelle Sengelmannstraße aussteigt, könnte meinen, sich in einem geschäftigen Bienenstock zu befinden. In einer Tour „fliegen“ hier Arbeiter ein und aus, allesamt mit Helm und Weste bekleidet, zügigen Schrittes in Sicherheitsschuhen unterwegs und oft mit Werkzeug in der Hand.

160 eifrige Bauarbeiter werkeln derzeit in und an der Station. Denn hier läuft Hamburgs größtes Verkehrsprojekt auf Hochtouren: der Bau der Linie U5 – zumindest mittelbar. Denn damit die U5 ab 2029 an der Station Sengelmannstraße halten kann, muss zunächst der Bahnsteig der U1 verlegt werden. Fahrgäste erwartet deshalb schon bald eine fünfwöchige Sperrung auf der Strecke.

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Es ist ein Wermutstropfen, bevor der neue, nördliche U1-Bahnsteig nach zwei Jahren Bauzeit im Dezember öffnet. Für den Abschluss der Arbeiten an der Haltestelle Sengelmannstraße, die bislang im laufenden Betrieb stattfanden, muss die Strecke gesperrt werden. Zwischen dem 4. November und dem 10. Dezember sind Reisende zwischen den Haltestellen Ohlsdorf und Lattenkamp auf Schienenersatzverkehr angewiesen. In dieser Zeit werden die neuen Gleise für die U1 geschnitten und in Position gebracht.

Visualisierung neuer Bahnsteig Sengelmannstraße U1 für Bau U5
So soll die Haltestelle Sengelmannstraße in Hamburg-Alsterdorf nach Abschluss aller Bauarbeiten aussehen. Auf den mittleren Gleisen fahren dann die Züge der U5, außen jene der Linie U1. © Hochbahn | Hochbahn

„Zum Jahresende steht ein großer Meilenstein an: Der erste von zwei Bahnsteigen an der Sengelmannstraße wird fertiggestellt. Der U1-Betrieb wechselt dann dorthin, damit wir mit dem Neubau des südlichen Bahnsteigs beginnen können“, erklärt Klaus Uphoff, technischer Geschäftsführer der Hochbahn U5 Projekt GmbH.

Eigentlich braucht die U1 gar keinen neuen Bahnsteig – die Linie muss zugunsten der U5 weichen. Zunächst werden beide U1-Gleise (stadtein- und stadtauswärts) an den neuen, nördlichen Bahnsteig verlegt. Dann baut die Hochbahn den südlichen Bahnsteig um. Von 2029 an sollen dann an beiden Bahnsteigen Züge der Linien U1 und U5 halten, damit Fahrgäste möglichst bequem umsteigen können.

U1 Sengelmannstraße: Grundstein für neuen Bahnsteig schon in den 70ern gelegt

Den „Grundstein“ für den neuen, nördlichen Bahnsteig hat die Hochbahn übrigens schon in den 1970er-Jahren gelegt, als von der U5 noch lange nichts zu ahnen war. Damals wurde an der Haltestelle Sengelmannstraße ein zusätzlicher Steig für eine mögliche Netzerweiterung gebaut, der jetzt als Grundkonstrukt für den neuen Bahnsteig dient. Auch die tragenden Mauern der Gebäudestruktur darunter kann die Hochbahn als Schalterhalle weiternutzen.

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Mit ein wenig Fantasie lässt sich bereits erahnen, wie die U5 in ein paar Jahren in die Haltestelle Sengelmannstraße einrollt. Die sieben Meter hohe Stahlkonstruktion des Haltestellengebäudes steht bereits, schon bald soll sie überdacht sein. Auch der nördliche Bahnsteig nimmt Form an, und im Leitstellengebäude liegt schon der Estrich.

Hochbahn Hamburg: Hier fährt die U5 schon bald im Testbetrieb

Dass ausgerechnet die Haltestelle Sengelmannstraße die zweite U-Bahn-Leitstelle (neben der Zentrale an der Steinstraße) erhält, kommt nicht von ungefähr. Diese „sekundäre Leitstelle“ ist notwendig, damit der Testbetrieb der vollautomatischen U5 zwischen den Stationen Sengelmannstraße und City Nord von 2027 an gesteuert und überwacht werden kann.

U5/U1 Baustelle Haltestelle Sengelmannstraße, 14.10.2024
Noch braucht es Fantasie, um sich vorzustellen, dass hier bald die Züge der Linie U1 durch Hamburg-Nord brausen sollen. Schon am Jahresende soll es so weit sein. © HA | Anika Würz

Die kurze Strecke bietet sich deshalb für den Testbetrieb an, weil die U5 hier gleich eine Reihe von Herausforderungen meistern muss: das Fahren und Halten an einer oberirdischen (Sengelmannstraße) sowie einer unterirdischen Station (City Nord) und die Auffahrt dazwischen. Außerdem ist die U5 über die Haltestelle Sengelmannstraße schon im Probebetrieb an das Bestandsnetz angeschlossen.

Nach zwei Testjahren wird der Abschnitt auch der erste sein, auf dem die U5 im Jahr 2029 in den regulären Fahrgastbetrieb geht. Dann ist die Haltestelle Sengelmannstraße die erste von insgesamt acht Verknüpfungen zwischen der U5 und dem Hamburger Schnellbahnnetz.