Hamburg. Wetterbedingt hatten sich die Bauarbeiten verzögert. Doch in absehbarer Zeit fährt die U1 wieder alle regulären Haltestellen an.
- Ab 16. Dezember: U1 fährt wieder zwischen Ohlsdorf und Lattenkamp
- Aktuell Arbeiten an der Haltestelle Sengelmannstraße – wird ab 20. Januar wieder angefahren
- U5-Testbetrieb soll ab 2027 zwischen Sengelmannstraße und City Nord starten
Bald ist es geschafft, ab Montag, den 16. Dezember soll die U1 wieder an allen regulären Haltestellen stehen bleiben – und nicht wie in den vergangenen Wochen mit Auslassungen zwischen Ohlsdorf und Lattenkamp.
160 Arbeiter werkelten in den vergangenen Wochen in und an der U1-Haltestelle Sengelmannstraße. Denn hier läuft Hamburgs größtes Verkehrsprojekt auf Hochtouren: der Bau der Linie U5 – zumindest mittelbar. Denn damit die U5 ab 2029 an der Station Sengelmannstraße halten kann, muss zunächst der Bahnsteig der U1 verlegt werden.
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Es ist ein Wermutstropfen, bevor der neue, nördliche U1-Bahnsteig nach zwei Jahren Bauzeit im Dezember öffnet. Für den Abschluss der Arbeiten an der Haltestelle Sengelmannstraße, die bislang im laufenden Betrieb stattfanden, musste die Strecke gesperrt werden.
Ursprünglich sollte die Sperrung der U1 zwischen den Haltestellen Ohlsdorf und Lattenkamp am 11. Dezember aufgehoben werden. Dies verzögerte sich jedoch um fünf Tage. Grund dafür waren die anhaltend schlechten Witterungsbedingungen im November. „Aufgrund des Starkregens konnte zeitweise kein stabiler Bodenuntergrund geschaffen werden, um die Gleistrasse zu verlegen“, sagte Hochbahn-Sprecher Christoph Kreienbaum.
Hochbahn Hamburg bündelt Kräfte, um die Gleise fertig zu stellen
Um die daraus resultierende Verzögerung so kurz wie möglich zu halten und den Betrieb der U1 möglichst schnell wieder aufnehmen zu können, habe das Projekt alle Kräfte für die Fertigstellung der Gleisstrecke gebündelt. Der technische Ausbau der Haltestelle Sengelmannstraße soll bis zum 19. Januar 2025 abgeschlossen sein.
Das bedeutet, dass es weiterhin noch zu Einschränkungen für Fahrgäste kommt: „Im Anschluss an die Sperrung wird die U1 bis einschließlich zum 19. Januar ohne Halt durch die Haltestelle Sengelmannstraße fahren. Die Fahrgäste, die von oder zu der Haltestelle Sengelmannstraße fahren wollen, können ihr Ziel mit den regulären Buslinien erreichen“, so Christoph Kreienbaum.
Die U1 ist auf dem Streckenabschnitt seit dem 4. November gesperrt. Bis zum 15. Dezember sind Reisende zwischen den Haltestellen Ohlsdorf und Lattenkamp weiterhin auf Schienenersatzverkehr angewiesen. In dieser Zeit werden die neuen Gleise für die U1 geschnitten und in Position gebracht.
Für diese Zeit hat die Hochbahn Hamburg zwischen den beiden Stationen einen Ersatzverkehr mit Bussen eingerichtet. Das wirkt sich auch auf die Fahrzeit aus. Je nach Verkehrslage könnte die sich um bis zu 20 Minuten verlängern, hieß es vonseiten des Unternehmens. Und: „Fahrgäste sollten vor Ort die Aushänge sowie Durchsagen beachten und können sich auch auf hvv.de oder in der HVV-App vor Antritt der Fahrt über ihren optimalen Fahrweg informieren.“
Von Seiten der CDU gibt hierfür zwar Verständnis, die Umsetzung sorgt hingegen für Kritik, denn der Ersatzverkehr sei nicht besonders gut organisiert, das sorge für volle S-Bahnen. Richard Seelmaecker, verkehrspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion, sagt, es sei natürlich verständlich, dass es im Zuge des Baus der U5 zu temporären Einschränkungen bei der Nutzung des ÖPNV kommt. „Wenn es durch die Einschränkungen bei der U1 zu Überlastungen der S-Bahn kommt, muss aber der S-Bahn-Takt verdichtet werden.“
Wolfgang Kühl, Vorsitzender des Fachausschusses Verkehr der CDU in Hamburg, stimmt seinem Kollegen zu und ergänzt: „Es kann nicht sein, dass sich die Menschen in der Erkältungssaison in die übervolle S-Bahn quetschen.“ Es fehle an gut organisiertem Ersatzverkehr, so könne die Belastung für die Menschen minimiert werden.
Derweil geht der Bau weiter: „Zum Jahresende steht ein großer Meilenstein an: Der erste von zwei Bahnsteigen an der Sengelmannstraße wird fertiggestellt. Der U1-Betrieb wechselt dann dorthin, damit wir mit dem Neubau des südlichen Bahnsteigs beginnen können“, erklärt Klaus Uphoff, technischer Geschäftsführer der Hochbahn U5 Projekt GmbH.
Eigentlich braucht die U1 gar keinen neuen Bahnsteig – die Linie muss zugunsten der U5 weichen. Zunächst werden beide U1-Gleise (stadtein- und stadtauswärts) an den neuen, nördlichen Bahnsteig verlegt. Dann baut die Hochbahn den südlichen Bahnsteig um. Von 2029 an sollen dann an beiden Bahnsteigen Züge der Linien U1 und U5 halten, damit Fahrgäste möglichst bequem umsteigen können.
U1 Sengelmannstraße: Grundstein für neuen Bahnsteig schon in den 70ern gelegt
Den „Grundstein“ für den neuen, nördlichen Bahnsteig hat die Hochbahn übrigens schon in den 1970er-Jahren gelegt, als von der U5 noch lange nichts zu ahnen war. Damals wurde an der Haltestelle Sengelmannstraße ein zusätzlicher Steig für eine mögliche Netzerweiterung gebaut, der jetzt als Grundkonstrukt für den neuen Bahnsteig dient. Auch die tragenden Mauern der Gebäudestruktur darunter kann die Hochbahn als Schalterhalle weiternutzen.
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Mit ein wenig Fantasie lässt sich bereits erahnen, wie die U5 in ein paar Jahren in die Haltestelle Sengelmannstraße einrollt. Die sieben Meter hohe Stahlkonstruktion des Haltestellengebäudes steht bereits, schon bald soll sie überdacht sein. Auch der nördliche Bahnsteig nimmt Form an, und im Leitstellengebäude liegt schon der Estrich.
Hochbahn Hamburg: Hier fährt die U5 schon bald im Testbetrieb
Dass ausgerechnet die Haltestelle Sengelmannstraße die zweite U-Bahn-Leitstelle (neben der Zentrale an der Steinstraße) erhält, kommt nicht von ungefähr. Diese „sekundäre Leitstelle“ ist notwendig, damit der Testbetrieb der vollautomatischen U5 zwischen den Stationen Sengelmannstraße und City Nord von 2027 an gesteuert und überwacht werden kann.
Die kurze Strecke bietet sich deshalb für den Testbetrieb an, weil die U5 hier gleich eine Reihe von Herausforderungen meistern muss: das Fahren und Halten an einer oberirdischen (Sengelmannstraße) sowie einer unterirdischen Station (City Nord) und die Auffahrt dazwischen. Außerdem ist die U5 über die Haltestelle Sengelmannstraße schon im Probebetrieb an das Bestandsnetz angeschlossen.
Nach zwei Testjahren wird der Abschnitt auch der erste sein, auf dem die U5 im Jahr 2029 in den regulären Fahrgastbetrieb geht. Dann ist die Haltestelle Sengelmannstraße die erste von insgesamt acht Verknüpfungen zwischen der U5 und dem Hamburger Schnellbahnnetz.