Hamburg. Polizei erwartet 2000 Teilnehmer. Zweite Demonstration zieht durch die Innenstadt. Es wird mit starken Verkehrsbehinderungen gerechnet.
Rund 2000 Islamisten wollen am Sonnabend erneut in St. Georg demonstrieren. Anmelder ist Joe Adade Boateng, der sich auch gern Raheem Boateng nennt. Er gilt als führender Kopf der vom Verfassungsschutz beobachteten Gruppierung Muslim Interaktiv, die der verbotenen islamistischen Organisation Hizb ut-Tahrir nahesteht und deren Propaganda übernimmt. Vergangene von Boateng durchgeführte Demonstrationen hatten teilweise für bundesweites Aufsehen gesorgt, weil dort die Errichtung eines Kalifats gefordert wurde.
Unter dem Tenor „Stoppt den Genozid gegen unsere Uigurischen Geschwister in Ostturkistan“ wollen die Islamisten am Kreuzweg Ecke Steindamm ab 16.30 Uhr eine dreieinhalbstündige Kundgebung durchführen. Dort hatten in der Vergangenheit bereits zwei Demonstrationen von Muslim Interaktiv stattgefunden. Im April war dabei in Parolen und auf Schildern die Errichtung eines Kalifats als „Lösung“ propagiert worden.
Muslim Interaktiv demonstrierte wiederholt an derselben Stelle
Etwa zwei Wochen später hatte Muslim Interaktiv dort erneut demonstriert. In diesem Fall war die Forderung nach einem Kalifat untersagt worden. Obwohl der Verfassungsschutz vor einer Teilnahme warnte, kamen 2300 Teilnehmer und damit mehr als zur ersten Demo.
Diesmal erwarten die Sicherheitsbehörden eine vergleichbar große Teilnehmerzahl. Gerade in den letzten Tagen habe Muslim Interaktiv intensiv über soziale Netzwerke mobilisiert.
Zweite Demo vom „Hamburger Bündnis für Palästina“ zieht durch die City
Bereits ab 13 Uhr wird am Sonnabend unter dem Tenor „Es reicht!! Frieden und Gerechtigkeit für Palästina“ ein Aufzug vom Hachmannplatz zum Gänsemarkt ziehen. Initiator ist das Hamburger Bündnis für Palästina. Dort werden ebenfalls um die 2000 Teilnehmer erwartet.
Polizei geht von friedlichem Verlauf beider Demos aus
„Es wird insgesamt grundsätzlich zunächst von einem störungsfreien Verlauf beider Demonstrationen ausgegangen“, sagt ein Beamter. Trotzdem wird die Polizei mit einem Großaufgebot im Einsatz sein. Unterstützt wird die Einsatzführung von Islamwissenschaftlern und Dolmetschern, um schnell zu erkennen, wenn verbotene Parolen gerufen oder auf Transparenten gezeigt werden. In dem Fall, so heißt es aus Kreisen der Polizei, werde man „sofort einschreiten“.
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Eine dritte Demonstration, auf der Unterstützer der nach dem Verbot des Trägervereins Ende Juli geschlossenen Blauen Moschee an der Außenalster deren Wiedereröffnung fordern wollten, wurde dagegen zwischenzeitlich vom Anmelder abgesagt. Dort waren ursprünglich bis zu 3500 Teilnehmer erwartet worden.
Auch so rechnet die Polizei für den Tag mit starken Verkehrsbehinderungen im Innenstadtbereich, die noch durch die Sperrung der A7 und des Elbtunnels durch Ausweichverkehr verschärft werden.