Hamburg. Die Bombardements im Gazastreifen und die Angriffe auf den Libanon zerstören das höchste Gut im Nahen Osten: die Hoffnung auf Frieden.
Israel ist ein großartiges Land: Wer das Glück hatte, seine historischen Stätten und seine wunderbare Landschaft zu bereisen, wird sich in diesen Flecken Erde – nur etwas größer als Hessen – verlieben. Doch Israel ist nicht nur Geschichte, konzentriert unter dem Brennglas, sondern auch ganz viel Zukunft.
Der Streifen am Meer ist eine der innovativsten Regionen der Welt, eine Start-up-Nation, die Deutschland zum Vorbild gereicht. Israel ist ein Land der Wissenschaft und der Toleranz. Es ist das einzige Land in einer Region der Finsternis, in dem beispielsweise Homosexuelle die gleichen Rechte haben und sie auch offen und fröhlich leben.
Israel ist nicht nur Hoffnungsland für Juden, sondern alle Demokraten
Israel ist seit seiner Gründung nicht nur das Hoffnungsland für Juden, sondern für alle Demokraten in der Region: Das Land hat es geschafft, einen Wüstenstreifen fruchtbar zu machen und zu einem Wohlfahrtsstaat auszubauen; es hat auch vermocht, trotz vielerlei Feinde und Bedrohungen die Demokratie zu bewahren.
Im renommierten Human Development Index, der Gesundheit, Bildung, Einkommen und Lebensbedingungen weltweit bewertet, steht Israel auf Rang 25 – und damit beispielsweise noch vor Frankreich (Deutschland ist übrigens noch Siebter). Die Nachbarn finden sich hingegen erst weit hinten: Iran ist 78., Jordanien 99., Ägypten 105., Irak 128. und Syrien 157.
Mit der Terrorattacken starben auch die Hoffnungen auf Entspannung
Bis vor Kurzem wuchsen die Hoffnungen auf eine Entspannung im Nahen Osten: Israel und Saudi-Arabien näherten sich an, Juden und Araber kamen erstmals seit Jahrzehnten der Feindschaft ins Gespräch. Diplomaten erzählen, dass arabische Diplomaten nicht mehr den Raum verließen, sobald ein Israeli auftauchte. Der Boykott gegen Israel schien aufzubrechen.
Doch diese Friedens- und Hoffnungszeichen ertränkten die Terroristen der Hamas in einem Blutbad, einer völkermordgleichen Orgie der Gewalt: Die Terrortaten vom 7. Oktober 2023 erschütterten nicht nur das Land, das seinen Besuchern nach dem Holocaust eine sichere Heimstatt versprochen hatte, sondern die ganze Welt. Die demonstrative Menschenverachtung der Hamas gegen Zivilisten, sie war böse, blutrünstig, barbarisch.
Das zynische Kalkül der Terroristen könnte aufgehen
Nur blind war sie nicht.
Denn die Hamas wollte Israel bis aufs Blut reizen, die Politik geradezu zur Weißglut treiben. Den berechnenden Strategen der Palästinenser ging es nicht um Terror an sich – sie wollten die Reaktion des israelischen Staates provozieren, wissend, dass dieser ein solches Massaker nicht unbeantwortet lassen kann. An diesem finsteren Sonnabend im Oktober starben mehr als 1200 Israelis von nicht einmal zehn Millionen Einwohnern.
Bei den verheerenden Terroranschlägen des 11. Septembers 2001 starben knapp 3000 Menschen – und die USA überzogen daraufhin mehrere Länder mit Krieg und Zerstörung. Damals tappte George W. Bush in die Falle, die ihm al-Qaida gestellt hatte. Der Kampf der Kulturen hat 2001 begonnen, das Trennende zwischen Muslimen und dem Westen haben die Anschläge und die Kriege gegen Afghanistan und den Irak betont.
Benjamin Netanjahu tappt in die Falle der Terroristen
Nun tappt der israelische Ministerpräsident Premierminister Benjamin Netanjahu in dieselbe Falle wie Bush. Er will Stärke demonstrieren, die Gunst der Stunde nutzen und setzt auf eine militärische Lösung. Dabei erzielt er durchaus Erfolge. Die Hamas in Gaza ist schwer getroffen, nun wird die Terrororganisation Hisbollah im Libanon klein gemacht. Israel versucht dabei auch, Zivilisten so weit wie möglich zu schützen.
Aber Krieg ist auch im 21. Jahrhundert kein chirurgischer Eingriff, es gibt weiterhin die sogenannten Kollateralschäden: tote Kinder, verstümmelte Zivilisten, zerstörte Städte, Elend, Seuchen, Verderben. Er sät Hass für Generationen. Frieden wächst unheimlich langsam, Krieg aber lässt das Böse wuchern.
Joe Biden und Emmanuel Macron erhöhen den Druck
Es ist gut, dass eine große Staatengruppe, initiiert von den beeindruckenden Staatsmännern Joe Biden und Emmanuel Macron, nun auf einen Waffenstillstand drängt und den Druck auf die israelische Regierung erhöht. In Jerusalem regiert nämlich längst ein Bündnis von Rechten und Radikalen, die kein Interesse mehr an Ausgleich und Entspannung haben. Das wurde spätestens im Juni deutlich, als der frühere Militärchef Benny Gantz das israelische Kriegskabinett verließ. Seitdem ist die Regierung abhängig von rechtsextremistischen Hardlinern.
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Man muss in diesen Zeiten für Israel sein. Aber nicht mehr für Premierminister Benjamin Netanjahu.