Hamburg. Polizei und Zoll gelingt in Hamburg empfindlicher Schlag gegen Drogenschmuggel. Zwölf Festnahmen. Rauschgift war in Bananenkisten versteckt.

Den Sicherheitsbehörden in Hamburg ist ein empfindlicher Schlag gegen das organisierte Verbrechen gelungen. Die Beamten der Gemeinsamen Ermittlungsgruppe aus Zoll und Polizei, kurz GER, haben nicht nur 2,1 Tonnen Kokain sichergestellt. Die Beamten nahmen auch zwölf Männer fest. Zehn von ihnen wurden dabei überrascht, als sie das Kokain in einer Lagerhalle aus dem Versteck holen wollten. Zwei weitere Männer wurden im Anschluss festgenommen. Das Kokain ist die größte Menge, die Hamburger Sicherheitsbehörden direkt im Zusammenhang mit der Festnahme von Beteiligten jemals sicherstellen konnten.

Als am vergangenen Mittwoch der Kühlcontainer mit 20 Paletten Bananen von einem Lastwagenfahrer am Containerterminal Altenwerder abgeholt wurde, lagen Fahnder bereits auf der Lauer. Sie bekamen mit, dass er nicht zur Containerröntgenanlage in Waltershof fuhr, in der sein Fahrzeug durchleuchtet werden sollte. Hingegen steuerte der Mann sein Fahrzeug zu einer Lagerhalle an der Straße Mühlenhagen im Stadtteil Rothenburgsort. Dort warteten bereits neun Männer auf ihn. Sie waren gut vorbereitet. In der Halle standen Kartons mit Bananen bereit, die gegen Kartons mit Kokain getauscht werden sollten. Auf diese Weise – so das Kalkül – wäre später nicht aufgefallen, dass von der Ladung etwas fehlte.

Polizei Hamburg: Drogenbande wurde beim Auspacken des Kokains überrascht

Als die Männer beim Auspacken waren, griffen Beamte des Spezialeinsatzkommandos (SEK) der Polizei Hamburg zu. Die Aktion verlief blitzschnell. „Widerstandslos“, so ein Beamter, hätten sie sich festnehmen lassen. Festgenommen wurden auch zwei Männer, die die Fahrt des Lasters vom Hafen zu der Lagerhalle beobachtet hatten.

Kokain
Eine junge Frau in Bikini ist das Markenzeichen eines Kartells, das sein geliefertes Kokain so kennzeichnet.

Gegen acht der Männer wurde Haftbefehl erlassen. Zwei von ihnen – die beiden, die als Aufpasser hinter dem Laster hergefahren waren – kamen wieder auf freien Fuß.  Im Anschluss der Aktion wurden noch in der Nacht und am folgenden Tag Wohnungen durchsucht und zwei weitere Männer festgenommen. Unter ihnen soll der Organisator des Schmuggels sein. Bei der Aktion stellten die Einsatzkräfte 45.000 Euro, aber auch eine scharfe Schusswaffe und Munition sicher. Die Festgenommenen stammen aus der Türkei, Afghanistan, Irak, Albanien, Syrien und Indien, sind zwischen 21 und 43 Jahre alt und alle in Hamburg oder Schleswig-Holstein gemeldet.

Polizei feiert großen Erfolg: Der Tipp kam aus einem europäischen Land

Eine besondere Rolle bei dem Erfolg spielte das Hafensicherheitszentrum, das im Mai seine Arbeit aufgenommen hatte. Es war Ansprechpartner für eine andere europäische Behörde, von der der Tipp gekommen war, der Ende August die Ermittlungen auslöste. In den vergangenen Wochen hatten die Beamten der GER in dem Zusammenhang Telefone abhören und Verdächtige beobachten lassen. Unter ihnen waren einige „alte Bekannte“, die schon in Verbindung mit Drogendelikten teilweise „erheblich“ aufgefallen waren.

Was den LKA-Chef Jan Hieber besonders freut: Mit dem Lastwagenfahrer und auch seinem Chef, der sich ebenfalls unter den Festgenommenen befindet, sind zwei sogenannte „Innentäter“ den Ermittlern ins Netz gegangen. Bei ihnen handelt es sich um Mitarbeiter im Hafen, die ihr Insiderwissen nutzen, die solche großen Schmuggelaktionen erst möglich macht. „Nun warten auf diese Menschen statt eines Geldsegens eine lange Gefängnisstrafe“, so Hieber.

Die 2,1 Tonnen hochreines Kokain haben nach Einschätzung von Hieber einen Straßenverkaufswert von mehr als 100 Millionen Euro. Gestreckt, weiß der Spitzenbeamte, wird das Rauschgift kaum noch. Zu groß ist die Menge des verfügbaren Kokains, das jedes Jahr nach Europa geschmuggelt wird. Anbieter von gestrecktem Kokain würden deshalb keine Käufer mehr finden.

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Im Jahr 2018 hatten die Behörden in Hamburg im gesamten Jahr 2,6 Tonnen Kokain sichergestellt. „Daran kann man auch sehen, wie sich die Situation entwickelt hat“, sagte Grote. „Wir haben hier eine hochprofessionelle, internationale, kriminelle Struktur, die mit enormer Intensität versucht, ihre Vertriebswege und ihren Absatz in Europa auszubauen“, sagte der Senator. „Wir brauchen daher eine genauso professionelle, schlagkräftige, auch international vernetzte Sicherheitsorganisation, die wir dem gegenüberstellen.“

Die vor einem Jahr ins Leben gerufene „Allianz sicherer Hafen“ habe sich in diesem Fall ausgezahlt. „Ohne das Hafensicherheitszentrum wäre dieser Schlag in dieser Form nicht möglich gewesen“, sagte Grote. „Wir erhöhen kontinuierlich den Druck auf die kriminellen Strukturen. Es wird ungemütlicher für sie im Hamburger Hafen“, so Hamburgs Innensenator. Dies gelte vor allem für sogenannte Hafeninnentäter. Sie seien der Schlüssel für alle Geschäftsmodelle der organisierten Drogenkriminalität. Auch diesmal seien ein 60-Jähriger und ein 22-Jähriger als Logistiker in den Fall verwickelt, sagte LKA-Chef Hieber.