Hamburg. Eine Studie der Bürgerinitiative will die geplante S-Bahn in Rahlstedt enden lassen. Die S4neo würde die Strecke nach Lübeck stark verändern.
- Eine Studie zu einer „S4neo“ schlägt vor, die S-Bahn aus Richtung Hamburg nur bis Rahlstedt zu bauen.
- Das hätte für die Menschen in Rahlstedt zahlreiche Vorteile, etwa einen bahnsteiggleichen Umstieg von der S-Bahn in die Regionalbahn.
- Beifall für die Studie kam von den Hamburger Linken. Die Bahn will an den bisherigen Lösungen festhalten.
Die Bürgerinitiative an der Bahnstrecke Hamburg–Lübeck hat für die im Bau befindliche S-Bahn-Linie S4 eine neue Idee vorgelegt. Die von den Bahnexperten Dieter Doege und Jens Ode verfasste Studie zu einer „S4neo“ schlägt im Kern vor, die S-Bahn aus Richtung Hamburg nur bis Rahlstedt zu bauen. Im weiteren Verlauf der Strecke Richtung Ahrensburg, Bad Oldesloe und Lübeck sollen Regionalbahnen in einem engeren Takt verkehren (alle 15 Minuten).
Der Clou daran: Die S4 würde in Rahlstedt eingleisig zwischen den beiden Gleisen der Regionalbahn halten. Somit wäre ein bahnsteiggleicher Umstieg von der S-Bahn in die Regionalbahn oder umgekehrt möglich. Die Bahn und die Länder Hamburg und Schleswig-Holstein planen, die S4 von Hamburg aus auf einer eigenen zweigleisigen Trasse bis Ahrensburg zu führen. Sie entsteht aktuell neben den bestehenden beiden Gleisen, auf denen Regionalbahnen, ICE und Güterzüge fahren. Im Jahr 2027 soll die S4 nach Rahlstedt fertig sein, 2029 dann die Strecke bis Bad Oldesloe.
S-Bahn Hamburg: S4 soll 2027 bis Rahlstedt fahren, 2029 dann bis Bad Oldesloe – auf eigener Trasse
Die Bürgerinitiative spricht jedoch von „Planungspannen bei der Bahn“. Einer ihrer Sprecher, Thomas Kaiser, sagte, es gebe auch eine Denkblockade in der Hamburger Politik. Die S4 müsse bürgerverträglich sein. Wer aus Bad Oldesloe nach Hamburg wolle, fahre lieber mit dem Regionalexpress.
Wer in die S-Bahn umsteigen wolle, könne das mit der neuen Idee einer S4neo in Rahlstedt tun. Dort sei die geplante Trassenführung ohnehin so eng, dass sich bestimmte Güterzüge gar nicht begegnen könnten. Das widerspreche dem Ziel, die Verbindung zwischen Hamburg und Lübeck auch für den Wirtschaftsverkehr schneller und besser zu machen.
Studienautor Dieter Doege sagte, der Güterverkehr werde mit den bestehenden Plänen sogar geschwächt. Denn die S-Bahn kreuze hinter Ahrensburg ja wieder die bestehende Strecke. „Zu diesen Zeitpunkten ist die Strecke Hamburg–Lübeck quasi gesperrt.“
Zudem hätten die neuen Triebwagen der Deutschen Bahn mit ihrer erhöhten Passagierkapazität die Entwicklungen der S-Bahn überholt. Doege sprach auch von Nachteilen für die Menschen in Rahlstedt, einem der bevölkerungsreichsten Hamburger Stadtteile. Sie verlören mit der S4 ihre Schnellverbindung zum Hauptbahnhof.
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Mit der S4neo könne sie erhalten bleiben und werde gleichzeitig um eine Anbindung an das S-Bahn-Netz ergänzt. In die andere Richtung, nach Lübeck und zur Ostsee, behielten die Rahlstedter die Verbindung. Doege rechnete vor, dass die für die S4 veranschlagten Kosten von derzeit 1,8 Milliarden Euro auf die Hälfte gedrückt werden könnten.
Beifall für die Studie kam von den Hamburger Linken. Sie hoben hervor, dass mit dieser S4neo ein Eingriff in das Naturschutzgebiet Tunneltal überflüssig wäre. Die Fahrzeit zwischen Bad Oldesloe und dem Hauptbahnhof verkürze sich gegenüber der S4 um 14 Minuten.
Die verkehrspolitische Sprecherin Heike Sudmann sagte: „Mit dieser Studie werden mehrere Probleme auf einmal gelöst. Kein Eingriff mehr in das Naturschutzgebiet, kein störanfälliger S4-Mischverkehr mit mehrfachen Kreuzungen von Regional- und Fernverkehr und ein Regional-Express-Angebot für den größten Stadtteil Hamburgs.“
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Sie erwarte vom rot-grünen Senat und der Deutschen Bahn, diese Idee „intensiv“ zu prüfen. „Für den bereits im Bau befindlichen Abschnitt der S4 ergeben sich keine Änderungen, auch bis Rahlstedt kann die Planung weitestgehend beibehalten werden. Dadurch halten sich auch Zeitverzögerungen bei der Planung in Grenzen und können sogar durch eine kürzere Bauzeit aufgefangen werden.“
Ein Bahnsprecher sagte, alle Ideen und Einwände zur S4 seien über Jahre diskutiert worden. Bahn, Hamburg, Schleswig-Holstein und der Bund hielten an den gefundenen Lösungen fest.