Hamburg. Nicht nur beim Prozess gegen Mörder Peter Zantop zeigte Birte Meyerhoff, was sie auszeichnet. Das sagt die Justizsenatorin zur neuen Personalie.

Vielleicht sollte man sich kurz eine legendäre Szene ins Gedächtnis rufen, die für die frischgebackene Landgerichtspräsidentin steht, für ihren zupackenden, durchsetzungsstarken und gleichzeitig so ruhigen Stil. Im Juni 2015 stand vor der damaligen Amtsrichterin Birte Meyerhoff einer der gefährlichsten Schwerverbrecher der Stadt, der sicherungsverwahrte Auftragsmörder Peter Zantop. Er machte sich einen Spaß daraus, die Richterin während der Verhandlung aufs Unflätigste zu bepöbeln.

Seelenruhig wies Meyerhoff daraufhin die Protokollantin an, jede noch so dümmliche Schmähung akribisch zu dokumentieren. „Bitte protokollieren Sie: Der Angeklagte sagt, die Vorsitzende sei eine F...“ Nach 70 Minuten, in denen die Richterin eine Engelsgeduld bewiesen und nicht für eine Sekunde die Contenance verloren hatte, reichte es ihr, sie hatte genug gehört: Sie ließ Zantop wegen „fortdauernder Ungebühr“ aus dem Saal entfernen – wie erwähnt: Alles zuvor sauber und seelenruhig protokolliert.

Zupackende Richterin zur neuen Landgerichtspräsidentin gewählt

Jetzt ist Birte Meyerhoff, bereits 2021 zur Vizelandgerichtspräsidentin berufen, vom Richterwahlausschuss zur neuen Landgerichtspräsidentin gewählt worden. Die Entscheidung fiel heute, am Mittwoch (11. September). Sie tritt damit die Nachfolge von Bernd Lübbe an, der das Landgericht als Präsident dreieinhalb Jahre führte und sich in den Ruhestand verabschiedet.

Voll des Lobes zeigt sich bereits Justizsenatorin Anna Gallina (Grüne). „Ich freue mich, dass sich der Richterwahlausschuss in seiner heutigen Sitzung für Birte Meyerhoff entschieden hat. Mit ihr übernimmt eine erfahrene und herausragende Juristin die Leitung des Landgerichts Hamburg“, sagte Gallina. „Durch ihre engagierte und zupackende Art hat sie schon als Vizepräsidentin das Gericht an entscheidender Stelle geprägt.“

Birte Meyerhoff, 1971 in Walsrode geboren, ist 1999 in den höheren Justizdienst in Hamburg eingetreten. Über reichlich Erfahrung im Richterdienst verfügt sie allemal. In ihren ersten zehn Jahren, so die Hamburger Justizbehörde, war sie als Vorsitzende in den Straf-, Jugendstraf- und Zivilabteilungen verschiedener Hamburger Amtsgerichte tätig. Ein Jahr lang leitete sie zudem eine Teilanstalt für Jugendarrest der JVA Hahnöfersand.

Neue Landgerichtspräsidentin engagiert sich vielfältig

2010 zur Richterin am Oberlandesgericht ernannt, ließ sie sich drei Jahre später ans Amtsgericht Hamburg versetzen, wurde Leiterin des Jugendgerichts und Vorsitzende einer Abteilung für Erwachsenen- und Jugendstrafsachen sowie einer Haft-, Ermittlungs- und Vernehmungsabteilung. Acht Jahre lang habe sie diese Position ausgeübt, so die Justizbehörde. Als Vizepräsidentin des Landgerichts umfänglich in Verwaltungsaufgaben eingebunden, übernahm sie von 2021 bis 2023 überdies den Vorsitz einer Kleinen Strafkammer und von 2024 an den einer Großen Strafkammer.

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Von der Justizbehörde heißt es, dass Birte Meyerhoff über ihr Richteramt hinaus noch vielfältig engagiert ist. Hier nur ein Auszug: So habe sie in der Vergangenheit ein Netzwerk der Jugendrichter und Jugendstaatsanwälte organisiert und an verschiedenen Projekten und Lenkungsgruppen der Hamburger Justiz mitgewirkt, etwa im Projekt „Justizvollzug 2020“, zum Childhood-Haus und zu audiovisuellen Zeugenvernehmungen. „Darüber hinaus übernimmt sie wichtige Dozentinnentätigkeiten bei der Behörde für Justiz und Verbraucherschutz, der Generalstaatsanwaltschaft und der Akademie der Polizei“, so die Behörde.