Hamburg. Misshandelte Frauen sollen hier unterkommen. Aber Frauenhäuser sind total überlastet. Nun gibt es Vorschläge, wie sich das ändern soll.

Die Hamburger Frauenhäuser haben zuletzt immer wieder Alarm geschlagen. Sie hätten zu wenig Personal, zu wenig Plätze und könnten den bei ihnen Schutz suchenden Frauen deswegen bisweilen nicht mehr voll gerecht werden. Das hat auch mit der zunehmenden Gewalt gegen Frauen zu tun. Ähnlich äußerten sich Vertreterinnen der sechs Frauenhäuser offenbar bei einem Treffen mit Vertretern der CDU-Bürgerschaftsfraktion. Und die fordert den Senat nun in einem parlamentarischen Antrag auf, die Lage in den Unterkünften für misshandelte Frauen schnell und deutlich zu verbessern – und macht dazu auch konkrete Vorschläge.

„Die Mitarbeiterinnen der Frauenhäuser sind wütend. Eine ausreichende Versorgung Schutzbedürftiger kann nicht gewährleistet werden. So der Tenor beim gemeinsamen Gespräch“, schreibt die CDU in dem Bürgerschaftsantrag, der dem Abendblatt vorliegt. „Zahlreiche Beispiele machen deutlich, dass es an allen Ecken und Enden brennt. Die zwei dringendsten Themen sind der Personal- und Fachkräftemangel, sowie die fehlenden Plätze in den Frauenhäusern selbst, aber auch die hohen Hürden bei der Weitervermittlung der Frauen in Wohnungen.“

Gewalt gegen Frauen nimmt zu: Frauenhäuser sind mittlerweile zunehmend überlastet

Derzeit sei eine Mitarbeiterin in den Frauenhäusern für acht Frauen zuständig. Dieser Betreuungsschlüssel von 1:8 bringe die Mitarbeiterinnen aber „an ihre Belastungsgrenze, der Krankenstand ist dementsprechend hoch“, so der CDU-Antrag. „Für die am Arbeitsmarkt begehrten Fachkräfte sind die Positionen in den Frauenhäusern durch befristete Arbeitsverträge und geringe Bezahlung oft unattraktiv.“

Gleichzeitig aber würden bei der Suche nach neuem Personal von der zuständigen Sozialbehörde „hohe Auflagen in Bezug auf die Qualifikation der Bewerberinnen gemacht“. So werde die Beschäftigung von „Quereinsteigerinnen (z.B. auch ehemaligen Bewohnerinnen) unmöglich“, moniert die CDU. Dadurch gingen „wertvolle Arbeitskräfte in diesem Berufsfeld verloren, obwohl sie die besten Voraussetzungen für diesen besonderen Job mitbringen würden“.

Personalmangel Hamburg: Können Quereinsteigerinnen den Frauenhäusern helfen?

Um dies zu ändern, solle die Sozialbehörde die Frauenhäuser „bei der Personalauswahl dahingehend unterstützen, dass auch Quereinsteiger zu regulären Gehältern tätig werden können“. Zudem müsse der Betreuungsschlüssel „auf kurzfristig 1:6 und langfristig auf 1:4“ verbessert werden. Dafür solle der Senat genügend Geld bereitstellen.

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Auch gebe es deutlich zu wenig Plätze, sowohl in der Erstaufnahmeeinrichtung mit dem Namen 24/7, als auch in den Frauenhäusern selbst. Das liege auch daran, dass Frauen oft nicht in reguläre Wohnungen weitervermittelt werden könnten, so der CDU-Antrag. Ursache sei einerseits der allgemeine Wohnungsmangel, andererseits aber auch die Tatsache, dass manche Frauen keinen dafür nötigen Dringlichkeitsschein bekommen. Denn davon seien Frauen ausgeschlossen, die keine für mindestens ein Jahr gültige Aufenthaltserlaubnis besäßen. Der Mangel an Frauenhausplätzen führe auch dazu, „dass Frauen mit ihren Kindern zum Täter zurückkehren“.

Bürgerschaft Hamburg: CDU fordert Senat auf, den Frauenhäusern zu helfen

Die Frauenhäuser Hamburgs leisteten wichtigste Arbeit in einem sehr schweren Umfeld, sagte CDU-Sozialpolitiker Andreas Grutzeck dem Abendblatt. Es sei nicht hinnehmbar, dass Frauen zu gewalttätigen Männern zurückziehen müssten. Der Senat müsse deutlich mehr in den Frauenhäusern schaffen und auch Wohnungskontingente für die Betroffenen bereithalten. „Es geht bei der Betreuung der Frauen um teilweise krasseste Notfälle und dramatische Lebensumstände“, so der CDU-Politiker. „Rot-Grün muss jetzt aufwachen und endlich handeln.“