Hamburg. Die Erstaufnahmeeinrichtung ist immer wieder überlegt. Mitarbeitende fordern mehr Plätze und Personal. Was die Sozialbehörde entgegnet.

Gewalt in Beziehungen, vor allem Gewalt gegen Frauen hat in Hamburg zuletzt wieder deutlich zugenommen. Frauen, die Opfer von Gewalt werden, können in Hamburg Schutz in einem der sechs Frauenhäuser mit derzeit 229 Plätzen finden. Zunächst müssen sie sich dafür bei der Zentralen Notaufnahme mit dem Namen 24/7 an der Amandastraße melden. Dort gibt es derzeit 15 Übergangsplätze, von denen die Frauen dann in eines der Frauenhäuser ziehen. Mittlerweile aber ist das 24/7 offenbar zu fast einem Drittel des Jahres überbelegt – und nun schlagen die Mitarbeitenden Alarm und fordern mehr Unterstützung vom Senat.

„In den letzten Jahren hat die 24/7 immer wieder mehr Personen aufgenommen, als Plätze zur Verfügung stehen. 2022 war die 24/7 an 138 Tagen überbelegt. 2023 waren es 99 Tage“, heißt es in einer Mitteilung der Einrichtung. „Es ist so ätzend, wenn ich bei der Arbeit Angst davor habe, dass das Telefon klingelt und eine Frau sagt, dass sie Schutz braucht, es hier aber schon alles voll ist und ich nicht weiß, wie ich sie unterbringen soll“, so Mitarbeiterin Jana Marx. Es müssten immer wieder Frauen vertröstet werden, und bei einer Überbelegung könne man den belasteten Frauen nicht mehr gerecht werden, ergänzen Kolleginnen laut dem von 24/7 verbreiteten Flyer.

Frauenhaus in Hamburg: Sicherheitsrisiko für Frauen und Mitarbeiterinnen der Einrichtung

„Die Frauen und Kinder sind in der Krise“, wird Mitarbeiterin Sylvia Cadera darin zitiert. „Es braucht Zeit, um gut unterstützen zu können und mit jeder Frau eine passende Perspektive zu entwickeln. Auch für die Sicherheit sind solche Situationen schwierig. Wenn nicht mehr genug Zeit ist, um in Ruhe die Bedrohungssituation zu besprechen und unsere Schutzmaßnahmen zu erklären, führt das zu einem Sicherheitsrisiko für uns alle.“

Um Frauen und Kindern „unbürokratisch, verlässlich und schnell Schutz zu bieten“, brauche die 24/7 mehr Plätze, so die Forderung aus der Einrichtung. „Wir können den Mangel nicht länger ausgleichen und fordern eine Vergrößerung der Notaufnahme der Hamburger Frauenhäuser auf 20 Plätze. Dafür brauchen wir mindestens vier neue Kolleginnen und entsprechend mehr Mittel, um z.B. die Kosten für mehr Lebensmittel tragen zu können.“ Gewalt gegen Frauen sei ein gesamtgesellschaftliches Problem. „Das Versprechen der Regierung, den Gewaltschutz auszubauen, muss endlich realisiert werden.“

Gewalt gegen Frauen: Sozialbehörde will Notaufnahme besser ausstatten

Die zuständige Sozialbehörde zeigte sich auf Abendblatt-Nachfrage verhandlungsbereit. „In Hamburg wird keine schutzsuchende Frau abgewiesen. Es ist weiterhin Ziel des Senats, Frauenhausplätze und Schutzplätze bedarfsgerecht auszubauen“, sagte Anja Segert, Sprecherin von Sozialsenatorin Melanie Schlotzhauer (SPD). „Die Zentrale Notaufnahme der Hamburger Frauenhäuser verfügt derzeit über eine Platzkapazität von 15 Plätzen. Der derzeitige Interimsstandort bietet ebenso wie der künftige neue Standort die Möglichkeit, die räumlichen Kapazitäten auf bis zu 20 Plätze zu erweitern.“

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Die Forderungen der 24/7 seien der Sozialbehörde bekannt, und man sei „im regelmäßigen Austausch mit der Einrichtung“, so Segert. „In den letzten Jahren wurde der Stellenanteil der 24/7 immer wieder bedarfsgerecht angepasst.“ Aktuell werde eine personelle Aufstockung um 1,82 Stellen (VZÄ=Vollzeitäquivalente) zunächst befristet bis Ende 2024 vorbereitet. „Auch die Sachkosten sollen in diesem Zuge erhöht werden“, sagte die Behördensprecherin. „Für 2025 sind die Planungen und Gespräche noch nicht abgeschlossen, da auch die Aufstellung des Haushaltsplan-Entwurfs 2025/2026 noch nicht abgeschlossen ist. Zum aktuellen Zeitpunkt sind daher auch keine Aussagen zu konkreten Ansätzen beziehungsweise zu Veränderungen gegenüber dem aktuellen Haushalt möglich.“