Hamburg. Die Nachfrage ist drastisch eingebrochen. Das könnte auch mit Hamburgs Politik zu tun haben. Was das für Bürger bedeutet.

Nach dem Beginn des Ukraine-Krieges und immer neuen Rekorden bei der Höhe der Energiepreise hatte die Wärmewende im vergangenen Jahr rasant an Fahrt aufgenommen: Immer mehr Hausbesitzer ließen sich Wärmepumpen einbauen und beantragten die vom Bund dafür zugesagten Zuschüsse. Mittlerweile aber hat sich diese Entwicklung sehr deutlich abgeschwächt.

Die Nachfrage nach Wärmepumpen ist dramatisch zurückgegangen – auch und gerade in Hamburg, das sich gerne als Vorreiter in Sachen Klimaschutz sieht. Das belegen dem Abendblatt vorliegende Zahlen des Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA), bei dem Zuschüsse für den Einbau von Wärmepumpen beantragt werden können.

Wurden im vergangenen August, dem Höchststand des Jahres 2022, noch 966 Anträge zur Förderung neuer Wärmepumpen aus Hamburg beim Bund gestellt, so waren es im Mai 2023 gerade noch 72 und im Juni noch 95 Anträge – im gesamten ersten Halbjahr 2023 insgesamt nur 465. Das zeigt die Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage des Hamburger CDU-Bundestagsabgeordneten Christoph Ploß, die dem Abendblatt vorliegt.

Wärmepumpen Hamburg: Nachfragerückgang gefährdet Klimaziele des Senats

Der dramatische Nachfragerückgang bei Wärmepumpen könnt auch die Klimaziele des Hamburger Senats gefährden. Denn die Umrüstung vieler Gebäude auf klimafreundliche Heizungen ist ein Kernpunkt der Hamburger Klimapolitik. In einem von der Umweltbehörde beim Hamburg Institut in Auftrag gegebenen Gutachten gingen die Experten im vergangenen Jahr noch davon aus, dass die Zahl der Wärmepumpen sehr schnell steigen werde.

„Schlüsseltechnik bei der dezentralen Wärmeversorgung ist die Wärmepumpe“, heißt es im Papier „Entwicklungsszenarien für neue Klimaziele. Szenario B“, auf das sich die Klimaschutzplanung des Senates in Teilen stützt. „Bis 2030 werden in Hamburg im heutigen Gebäudebestand rund 63.000 und bis 2045 rund 159.000 Wärmepumpen installiert (hinzu kommen die Wärmepumpen im Neubau).“

Energie Hamburg: Bisher nur 5200 Wärmepumpen in Hamburg verbaut

Zuletzt waren allerdings gerade einmal 5200 Wärmepumpen in Hamburg verbaut, wie der Senat in seiner Antwort auf eine Kleine Anfrage der CDU im März 2023 mitteilte. Zum Vergleich: Es gibt derzeit laut Senatsangaben etwa 350.000 konventionelle Heizungsanlagen und gut 20.000 Nachtspeicherheizungen sowie dazu ebenfalls etwa 20.000 Fernwärmeversorgungen.

Das heißt: Um das bisherige Szenario zu erreichen, müssten in den sieben Jahren bis 2030 noch mehr als 57.000 Wärmepumpen eingebaut werden. Angesichts des drastischen Nachfragerückgangs scheinen diese Ausbauziele des Senats derzeit kaum noch erreichbar zu sein.

Ampel-Regierung schlingert – und Hamburg verschläft die Wärmeplanung, so die CDU

„Diese düsteren Zahlen zeigen, dass Hamburgs Wärmepumpenausbau nicht nur stockt, sondern regelrecht in einer Sackgasse steckt“, sagt CDU-Umweltpolitiker Sandro Kappe. „Die vielversprechenden Förderanreize des Bundes verpuffen offenbar wirkungslos, und das Vertrauen der Bürger in Wärmepumpen schwindet.“

Neben dem „Schlingerkurs, der insbesondere von der Bundesregierung eingeschlagen wurde“ gebe es auch spezielle Hamburger Gründe für den Nachfragerückgang bei den Wärmepumpen, so Kappe. „Eine Ursache ist, dass der Senat immer noch keinen Wärmeplan vorgelegt hat. Die CDU Hamburg ist empört über die Untätigkeit und mangelnde Ernsthaftigkeit des Senats in Bezug auf die Wärmeplanung.“

Wärmeplanung: Andere Bundesländer und Städte sind deutlich weiter als Hamburg

Während andere Bundesländer wie Baden-Württemberg, Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Hessen bereits erfolgreich eine kommunale Wärmeplanung eingeführt hätten, dümple Hamburg weiterhin in einer „Planungsleere“, so der CDU-Politiker. „Der fehlende Wärmeplan führt zu Fehlinvestitionen und Ressourcenverschwendung, während die Energiewende weiterhin auf der Strecke bleibt. Niemand kauft sich eine Wärmepumpe, wenn weiterhin die Möglichkeit besteht, an das Fernwärmenetz angeschlossen zu werden.“

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Für die Bürger sei entscheidend, „welches Heizsystem am effektivsten für die eigenen Immobilien ist“, sagt Kappe. „Die Stadt München hat bereits vor einem Jahrzehnt mit den Vorbereitungen eines umfassenden Wärmeplans begonnen, der es ermöglicht, für jedes Gebäude die kostengünstigere Wärmeversorgung zu ermitteln.

München kann für jedes Gebäude sagen, welche Wärmeversorgung die günstigere ist. Im Vergleich dazu hinkt Hamburg immer noch bei der Festlegung von Wärmeplänen für Wohnquartiere hinterher.“

Wärmepumpen Hamburg: „Bürger wissen nicht, woran sie sind“

Erst 2022 habe die Stadt mit einem Wärmeplan begonnen. Frühestens solle dieser 2024 fertiggestellt sein. „Es ist an der Zeit, dass der Senat endlich aus seinem Dornröschenschlaf erwacht und entschlossen handelt“, so Kappe. „Wir brauchen endlich einen Wärmeplan, damit die Bürgerinnen und Bürger wissen, woran sie sind. Ohne diese Informationen investiert niemand.“