Hamburg. Innenbehörde will sich Beteiligung von Christian Schwarz genau ansehen. Ex-Feuerwehrchef war nach internen Querelen lange krankgeschrieben.
Seit mehr als eineinhalb Jahren ist der ehemalige Chef der Hamburger Feuerwehr, Christian Schwarz, nicht mehr im Dienst. Im Januar 2023 hatte er sich nach Querelen um die Führung von Deutschlands zweitgrößter Feuerwehr krankgemeldet. Obwohl er noch bei der Stadt Hamburg als Beamter im höheren Dienst geführt wird, scheint er sich langsam neu zu orientieren. Schwarz ist Teilhaber in einer per Gesellschaftsvertrag im April gegründeten und im Mai dieses Jahres im Handelsregister eingetragenen GmbH, die sich mit der „Aus-, Fort- und Weiterbildung sowie Beratungsleistungen im gesamten Themenfeld der nicht polizeilichen Gefahrenabwehr“ befasst.
„Es ist richtig, dass Herr Dr. Christian Schwarz Gesellschafter in unserem Unternehmen ist. Eine Tätigkeit übt er bei uns nicht aus“, heißt es vom Geschäftsführer Albert Wirth. Diese Klarstellung ist hilfreich. Denn auf der Internetseite des Unternehmens wirkt das etwas anders. So lehnt Hamburgs Spitzenbeamter auf der Seite „Team“ locker an einem auf Feuerwehrfahrzeug gestylten Audi.
Der Text fängt es etwas auf. Dort ist von einem „einzigartiges Netzwerk an ausgewiesenen und hochrenommierten Fachexperten/innen, Dozenten/innen und Beratern/innen zu verschiedensten Frage- und Problemstellungen im Bereich der gesamten nicht polizeilichen Gefahrenabwehr“, die Rede, von dem „die eigentliche Dienstleistung“ erbracht werde. Schwarz gehöre demnach zu den drei Experten, „die ihre jeweilige Fachexpertise sowie das angesprochene Expertennetzwerk zur Gründung der Firma beigesteuert haben“.
Feuerwehr Hamburg: Ex-Chef ist Gesellschafter in Firma bei München
Der Sitz der Firma ist in Vaterstetten, einem kleinen Ort östlich von München, dem Geburtsort von Schwarz. Dort residiert das Unternehmen auf einer Art Gehöft gleich neben einer Pferdeklinik.
In Hamburg wirkt man ein wenig irritiert. Man werde sich „sein Engagement bei der Firma anschauen“, hieß es aus der Innenbehörde. Mit Hinweis auf den Personaldatenschutz wolle man sich nicht offiziell äußern.
Hamburgs Innensenator Andy Grote holte Feuerwehrchef aus Bayern
Schwarz war im November 2018 Chef der Hamburger Feuerwehr geworden. Zuvor war der promovierte Chemiker verantwortlich für die Aus- und Fortbildung der Feuerwehren und Katastrophenschutzkräfte in Bayern gewesen. Damals hatte man gelobt, dass Schwarz „eine hohe Expertise für die Entwicklung der personellen und strategischen Zukunftsfähigkeit der Feuerwehr insgesamt“ mitbringe. Innensenator Andy Grote (SPD) hatte damals noch gehofft, dass Schwarz „mit seiner analytischen Stärke und Innovationsorientierung in den nächsten Jahren die entscheidenden Impulse für die Weiterentwicklung unserer hochprofessionellen Großstadt-Feuerwehr setzen wird“.
Im Alltag lief es offenbar nicht so gut. Im August 2022 wurde Kathrin Schuol, eine ausgewiesene Expertin für Innere Sicherheit und Katastrophenschutz, mit dem Projekt „Neuausrichtung der Feuerwehr“ betraut. Sie wurde Schwarz damit „vor die Nase gesetzt“. Der meldete sich ein paar Monate später krank.
Hamburgs Feuerwehrchef Schwarz hatte 2000 Überstunden in vier Jahren angehäuft
Was folgte, waren anhaltende interne Querelen, Mobbing-Verdächtigungen und ein Prozess vor dem Verwaltungsgericht. Denn die Behörde hatte Schwarz in die Innenbehörde umgesetzt. Schwarz war nicht nur lange krank. Er hatte in seiner aktiven Zeit an der Spitze der Hamburger Feuerwehr von November 2018 bis Dezember 2022 insgesamt 2239 Überstunden aufgebaut, die er nach seiner Gesundung hätte „abbummeln“ müssen.
Die Behördenleitung hatte bei diesen Aussichten Schwarz umgesetzt und den Leitenden Branddirektor Jörg Sauermann kommissarisch zu Hamburgs Feuerwehrchef gemacht. Schwarz klagte gegen die Umsetzung, auch weil er noch keine richtige neue Verwendung hatte, sondern lediglich dem Staatsrat direkt unterstellt werden sollte. Denn Posten sind in seiner Besoldungsgruppe B4, die mit mehr als 9100 Euro im Monat vergütet wird, dünn gesät. Schwarz verlor über zwei Instanzen.
Stelle für den Chef der Hamburger Feuerwehr wurde neu ausgeschrieben
Für die Behördenleitung ist Schwarz kein Thema mehr. Zumindest nicht als Feuerwehrchef. Die Stelle wurde bereits neu ausgeschrieben. Das Bewerbungsverfahren sei bereits durch, hieß es aus der Behörde. Eine Entscheidung über den neuen Chef der Feuerwehr sei aber noch nicht gefallen.
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Den Aktivitäten von Schwarz tat das keinen Abbruch. Neben seinem Engagement bei der Firma ist er auch unter die Buchautoren gegangen. Demnächst soll ein Taschenbuch mit dem Titel „Professionalisierung der Aus- und Fortbildung im Ehrenamt“ herauskommen. Herausgeber sind Christian Schwarz und seine Frau.