Hamburg. Verfassungsschutz hatte lange gewarnt. Jetzt reagiert der Bund. Vorwürfe der CDU greifen zu kurz: Innenminister der Union tatenlos.

Hier, an der allerfeinsten Hamburger Adresse, taucht eher selten die Polizei auf, erst recht nicht vermummt, mit Kettensägen bewaffnet und in Mannschaftsstärke: Schöne Aussicht 36. Viel attraktiver und zugleich hamburgischer geht es kaum. Nur dass das, was hier hinter Zäunen und Mauern passierte, alles andere als hanseatisch war.

Seit Jahren wirft der Hamburger Verfassungsschutz dem Islamischen Zentrum Hamburg, das hinter der Blauen Moschee an der Außenalster steht, vor, der „verlängerte Arm des Iran“ nach Deutschland zu sein. Mithilfe seiner Hamburger Statthalter im IZH habe das Mullah-Regime über Jahre versucht, seine antidemokratisch und antisemitisch geprägte iranische Staatsideologie in Deutschland zu etablieren. Damit ist jetzt Schluss.

Das Bundesinnenministerium hat das IZH am Mittwoch nach Jahrelanger Überlegung und Prüfung geschlossen. Das ist nicht nur richtig, sondern auch überfällig.

Verbot der Blauen Moschee in Hamburg war überfällig

Selbstredend geht Gründlichkeit vor Schnelligkeit. Kein Demokrat kann ein Interesse daran, haben, dass Gerichte unter islamistischem Applaus ein Verbot wieder einkassieren und dem iranischen Außenposten recht geben müssen – nur weil das Verfahren hastig zusammengeschustert wurde. Allerdings verging im Fall des IZH trotz intensiver Warnungen und konkreter Beobachtungen (zu) viel Zeit bis zu einem Verbot durch Nancy Faeser. Nur: Sie hat es dann ausgesprochen, anders als die Bundesinnenminister der Union in den knapp 20 Jahren zuvor.

Islamisches Zentrum: Bilder von der Razzia in Blauer Moschee

Razzien gegen Islamisten - Blaue Moschee Hamburg
Dabei waren sie mit mehreren Mannschaftswagen und Hunderten Beamten vor Ort. © DPA Images | Daniel Bockwoldt
IZH
Im Zuge einer Razzia hat die Polizei in Hamburg 30 Objekte durchsucht, unter anderem die Blaue Moschee an der Schönen Aussicht. © André Zand-Vakili | André Zand-Vakili
Razzien gegen Islamisten - Blaue Moschee Hamburg
Die Imam-Ali-Moschee (Blaue Moschee) auf dem Gelände des Islamischen Zentrums Hamburg (IZH) an der Außenalster. Bundesinnenministerin Nancy Faeser hat die Organisation am Mittwoch verboten. © DPA Images | Daniel Bockwoldt
2024-07-24 Polizei durchsucht Blaue Moschee an der Alster
Die Polizei hat am frühen Mittwochmorgen erneut das Gelände des IZH in Hamburg gestürmt und durchsucht. © Michael Arning | Michael Arning
Razzien gegen Islamisten - Blaue Moschee Hamburg
Einsatzkräfte der Polizei während der Razzia auf dem Gelände vom IZH © DPA Images | Daniel Bockwoldt
IZH
Zuletzt wurden die Räumlichkeiten des IZH im November 2023 durchsucht. © André Zand-Vakili | André Zand-Vakili
IZH
Bei den Razzien im November wurden auch die Gebetsräume des IZH durchsucht. © André Zand-Vakili | André Zand-Vakili
IZH
Deutschlandweit wurden 53 Objekte durchsucht. 30 davon alleine in Hamburg. © André Zand-Vakili | André Zand-Vakili
2024-07-24 Polizei durchsucht Blaue Moschee an der Alster
Um 6 Uhr am Mittwochmorgen verschafften sich die Beamten Zugriff zu dem Gelände. © Michael Arning | Michael Arning
Razzien gegen Islamisten - Blaue Moschee Hamburg
Dem Verbot der Organisation waren monatelange juristische Prüfungen vorausgegangen. © DPA Images | Daniel Bockwoldt
2024-07-24 Polizei durchsucht Blaue Moschee an der Alster
Auch dem IZH zugehörige Organisationen wurden verboten. © Michael Arning | Michael Arning
Auch an der Straße Heselstücken wurde ein Objekt des IZH durchsucht.
Auch an der Straße Heselstücken wurde ein Objekt des IZH durchsucht. © Michael Arning | Michael Arning
2024-07-24 Polizei durchsucht Blaue Moschee an der Alster
Faeser betont die Unterscheidung zwischen den rechtsextremen Islamisten und den Musliminnen und Muslimen, die friedlich ihren Glauben leben. © Michael Arning | Michael Arning
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Das Verbot vom Mittwoch steht in einer Reihe von Äußerungen und Entscheidungen, mit denen die SPD auf Bundes- und Landesebene das Themenfeld Innere Sicherheit zu besetzen versucht. Abschiebungen von Straftätern auch nach Afghanistan: Auf einmal soll es möglich gemacht werden. Das rechtsextreme „Compact“-Magazin: verboten. Hamas und Samidoun: in Deutschland nicht mehr erlaubt. Das IZH: geschlossen.

Jede dieser Entscheidungen und Vorhaben ist richtig, um die Demokratie zu schützen, Verfassungsfeinde zu stoppen und das Sicherheitsempfinden der Bevölkerung zu stärken. Aber auffällig ist die zeitliche Nähe zum Erstarken der AfD schon.

Radikaler Islamismus hatte über viele Jahre einen Platz in Hamburg

Das Verbot des IZH war längst fällig. Der Iran, der hinter der Blauen Moschee steckt, knechtet die eigene Bevölkerung, unterdrückt systematisch die Frauen und droht Menschen nur wegen deren Homosexualität mit dem Tod. Das Regime der Mullahs unterstützt die Terroristen der Hisbollah im Libanon, der Huthi-Rebellen im Jemen und der Hamas im Gaza-Streifen – und betreibt damit den Versuch, Israel zu zerstören. Hinter dem IZH stehe ein verbrecherischer Staat, der einen Terrorkrieg gegen die westliche Welt und Israel führt. So hat es der Zentralrat der Juden kürzlich erst formuliert.

Radikaler Islamismus hatte über viele Jahre einen Platz in Hamburg: an der Außenalster und als Teil eines überregionalen Netzwerkes. Von hier aus wurde proiranische Propaganda ins Land getragen, von hier aus wurden Menschen in Bussen zu israelfeindlichen und antisemitischen Demonstrationen nach Berlin gefahren. Mit dem Überfall der Hamas auf Israel und der Ermordung oder Verschleppung von rund 1400 Jüdinnen und Juden am 7. Oktober ist der Handlungsdruck auf die Bundesregierung nochmals gestiegen. Dem ist Faeser endlich nachgekommen.

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Das Verbot hat die Bundesregierung erlassen, die Vorarbeit hat Hamburg geleistet. Ohne die kontinuierliche Beobachtung, die eindringliche Warnung und die Hartnäckigkeit des Verfassungsschutzes wäre die Blaue Moschee an der Alster vermutlich weiterhin der schöne Schein – und nicht die (jetzt geschlossene) Zentrale von Verfassungsfeinden.