Hamburg. Seit Monaten ist die Zuwanderung rückläufig – im Juni setzt sich die Entwicklung fort. Warum die Unterbringung weiterhin schwierig ist.

Die Flüchtlingszahlen sind in Hamburg im ersten Halbjahr 2024 zum Teil deutlich zurückgegangen: So sank die Zahl der registrierten Neuankömmlinge in den ersten sechs Monaten um rund ein Viertel auf 8269 Personen. Von ihnen verblieben 5841 Menschen in Hamburg, ein Rückgang von 28 Prozent. Im Juni lag das Minus ebenfalls bei rund einem Viertel. Offenbar wirken die Kontrollen an den Grenzen zu Polen, Tschechien, Österreich und Schweiz, die die Bundesregierung im Oktober 2023 eingeführt hatte.

Hinzu kamen während der Fußball-Europameisterschaft Kontrollen auch an den Grenzen zu Frankreich, den Niederlanden, Belgien und Dänemark. Hier zählte die Bundespolizei immerhin ein Drittel der unerlaubten Einreisen. Insgesamt wurden in den zurückliegenden fünf Wochen 7.700 Menschen an der Einreisen gehindert, mehr als zwei Drittel wurden nicht nach Deutschland gelassen, weil ein früherer Asylantrag bereits abgelehnt worden war. Es zeigt sich: Grenzkontrollen dämpfen die irreguläre Migration.

Flüchtlinge in Hamburg: Besonders viele Afghanen kommen

Rückläufig waren im Juni sowohl die Zugänge aus der Ukraine als auch aus den großen Asylherkunftsländern. Aus der Ukraine verblieben im ersten Halbjahr 2560 Schutzsuchende in Hamburg, im Vorjahreszeitraum waren es noch 4092. Bei den Asylbewerbern, die in der Stadt blieben, sank die Zahl zwischen Januar und Juni von 4034 auf 3291.

Weiterhin besonders hoch ist in Hamburg die Zahl der Afghanen – im ersten Halbjahr kamen 888 Menschen aus dem Land am Hindukusch, ein Anteil von 27 Prozent. Bundesweit hingegen stellen die Syrer mit fast einem Drittel die größte Gruppe von Asylsuchenden vor Afghanistan (16,1 Prozent) und der Türkei (13 Prozent). Hamburg gilt schon als Jahrzehnten als Stadt mit einer der größten afghanischen Gemeinschaften weltweit.

Flüchtlinge in Hamburg: DIe Unterbringung ist weiterhin an der Grenze

Angespannt bleibt die Lage bei der Unterbringung – weiterhin sind fast alle verfügbaren Plätze belegt: Mit den Ankunftszentren gibt es laut Lagebild an Elbe und Alster 49.180 Plätze für Schutzsuchende, wovon aktuell 47.150 Plätze belegt sind – das entspricht einer Quote von 96 Prozent. Ohne die Ankunftszentren, die angesichts der sinkenden Zuwanderung etwas mehr freie Kapazitäten haben, liegt die Auslastung bei 98 Prozent.

Rechnet man die vorübergehenden Standorte und die Noteinrichtungen heraus, ergibt sich eine klare Überbeanspruchung der Kapazitäten in Hamburg: Demnach liegt die Auslastung bezogen auf das Regelsystem bei 135,5 Prozent. Immerhin ist auch dieser Wert rückläufig, im Februar lag er noch bei 139,3 Prozent. Allerdings dürfte sich die Lage bald wieder zuspitzen, erfahrungsgemäß steigen die Zahlen der Asylbewerber im zweiten Halbjahr deutlich. Deshalb hält die Behörde weiter Ausschau nach neuen Flächen zur Unterbringung.

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Leicht positiv entwickelt sich die Beschäftigung bei schutzberechtigten, schutzsuchenden und geduldeten Geflüchteten: Die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten stieg zum Jahresende um elf Prozent auf 24.604 Personen; die Zahl der Arbeitslosen in dieser Gruppe wuchs zeitgleich um neun Prozent auf 11.557.