Hamburg. Wo Mädchen und Jungen keine allzu freizügige Kleidung tragen dürfen. Diese Vorgaben macht die Behörde. Die Elternschaft ist gespalten.

Minirock, bauchfreies T-Shirt oder Tank Top: Bei derzeit höheren Temperaturen dürften viele Hamburgerinnen und Hamburger diese Woche zum Sommeroutfit greifen. Allzu freizügige Kleidung können sich Schülerinnen und Schüler jedoch nicht erlauben – einige Schulen verbieten dies per Hausordnung. Auch zu legere Kleidung ist teilweise nicht erwünscht. Das gilt jedoch nicht für alle, denn Hamburger Schulen legen ihre Kleiderordnung selbst fest. Während also die einen schwitzen, dürfen die anderen auf ein bisschen Stoff verzichten. Die Eltern sind gespalten.

„Wir alle tragen Kleidung, die der schulischen Lernsituation angemessen ist. Unser Respekt voreinander drückt sich auch in der Art unserer Kleidung aus“, heißt es in der Hausordnung der katholischen Sophie-Barat-Schule in Hamburg-Rotherbaum. „Wir empfinden Strandkleidung, äußerst lässige Kleidung wie Jogginghosen, Kleidung mit politischen, diskriminierenden oder sexistischen Aufdrucken als unangemessen“, sagt Schulleiterin Gabriele Roosen.

Schule: Hamburger Gymnasium erinnert Schüler an Kleiderordnung

Seit 2014 gibt es an der Sophie-Barat-Schule eine Kleiderordnung. Die damalige Mode wurde als für die Schule nicht passend empfunden. Heute seien damit sehr kurze Hosen, Röcke, bauchfreie Tops, Jogginghosen und Muskelshirts gemeint, sagt Gabriele Roosen. Die Kleiderordnung werde „überwiegend“ befolgt; bei einem Verstoß werden Schülerinnen und Schüler auf unangemessene Kleidung angesprochen. Schüler und Eltern wünschten sich eine konkretere Kleiderordnung, die Schulleitung habe mit der Schülervertretung und Lehrkräften einen Vorschlag erarbeitet.

An einem weiteren Hamburger Gymnasium wurden Schülerinnen und Schüler kürzlich durch eine E-Mail an die bestehende Kleiderordnung erinnert. „Bei sommerlichen Temperaturen ist auf zu freizügige Kleidung zu verzichten. Darunter verstehen wir z. B. übertiefe Dekolletés, bauchfreie Shirts, zu kurze Rücke etc.“ Weniger streng sind die Vorgaben am Gymnasium Allee in Altona. Das Tragen nicht religiös begründeter Kopfbedeckungen sei im Unterricht untersagt, ansonsten gebe es keine Kleiderordnung, heißt es von der Schule. Eltern und Schüler hätten in der Schulkonferenz diese Regel mit beschlossen, diskutiert werde darüber aktuell nicht.

Hamburger Schulbehörde macht keine Vorgaben, verbietet aber Uniformpflicht

Wie viele Schulen in Hamburg eine Kleiderordnung vorschreiben, ist schwer zu sagen. Von der Schulbehörde gibt es kaum Vorgaben. Nur eine Regel gilt: „Verpflichtende Schuluniformen sind in Hamburg nicht zulässig“, sagt ein Sprecher der Schulbehörde. Eine uniformartige Schulkleidung, die auf Freiwilligkeit basiere, sei jedoch möglich. „Schulkleidung soll oft die Identifikation mit der eigenen Schule und das Gemeinschaftsgefühl stärken“, heißt es von der Schulbehörde.

Eine Kleiderordnung, die darauf abzielt, dass Schülerinnen und Schüler sich weniger freizügig anziehen, ist unter Eltern umstritten. Christiane Gotte, Vorsitzende des Bundeselternrats (BER), wandte sich 2023 mit dem Wunsch nach Kleidungsregeln an Schulen an die Öffentlichkeit, um „unangemessene, lottrige, zerrissene oder freizügige Kleidung“ von den Pausenhöfen und aus den Klassenräumen zu verbannen.

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Die Hamburger Elternkammer reagierte damals entsetzt: „In Hamburg fahren wir schon lange einen modernen Kurs, der es den Kindern ermöglicht, sich selbst zu verwirklichen und ihre eigene Persönlichkeit auszudrücken“, sagte Simone Kohl, Vorsitzende der Elternkammer Hamburg, im September 2023. „Wir sind der Ansicht, dass Menschen grundsätzlich nicht anhand ihrer Kleidung beurteilt werden sollten.“ Verbote würden wenig bringen und seien kontraproduktiv.