Hamburg. Laut Senat konnten sich 37,8 Prozent der Teilnehmer verbessern. Trotzdem sagt Linken-Chefin: „Mittel sind alles andere als gut eingesetzt.“
Seit dem Schuljahr 2011/12 erhalten Schülerinnen und Schüler, deren Leistungen vor allem in den Hauptfächern Deutsch, Mathematik und Englisch „schwach ausreichend“ (Vier minus) oder schlechter sind, eine kostenlose Lernförderung am Nachmittag. Die bundesweit einmalige staatliche Nachhilfe ist aus Sicht von Schulsenatorin Ksenija Bekeris (SPD) ein Erfolg, weil unter anderem der Anteil der Klassenwiederholungen dadurch deutlich gesenkt werden konnte. Jetzt meldet Linken-Bürgerschafts-Fraktionschefin Sabine Boeddinghaus Zweifel an dem Modell und den Ergebnissen an.
Boeddinghaus beruft sich auf die Senatsantworten auf eine Große Anfrage ihrer Fraktion: Danach haben im Schuljahr 2022/23 insgesamt 60.943 Schülerinnen und Schüler mit schlechten Leistungen an den Kursen zur Lernförderung teilgenommen, wobei allerdings Mehrfachteilnahmen möglich sind.
Laut Senatsantwort konnten 37,8 Prozent der Jungen und Mädchen ihre Leistungen so verbessern und stabilisieren, dass eine weitere Teilnahme nicht erforderlich war und die Versetzung in die nächste Klasse erfolgen konnte. Die Erfolgsquote ist gegenüber den Vorjahren angestiegen: Im Schuljahr 2021/22 lag sie bei 30,1 Prozent und im Schuljahr davor bei 34 Prozent.
Kritik der Linken-Fraktionschefin: kostenlose Nachhilfe kein Erfolgsmodell
„Anders als der Senat behauptet, sind die Mittel für die Lernförderung alles andere als gut eingesetzt: 37,8 Prozent ist keine Erfolgs-, sondern eine eindeutige Misserfolgsquote“, sagt Boeddinghaus. An den Grundschulen habe der Anteil der Schülerinnen und Schülerinnen, die mit Erfolg an der Lernförderung teilgenommen haben, im vergangenen Schuljahr sogar bei nur 23,8 Prozent gelegen. Laut Senatsantwort lag die Erfolgsquote an den Stadtteilschulen bei 48 Prozent und an den Gymnasien bei 46,4 Prozent.
Die Linken-Schulpolitikerin kritisiert außerdem, dass es „keine einheitlichen Standards der Qualität der Lernförderung“ gebe. Lehrkräfte, Studentinnen und Studenten, Referendare sowie ältere Schülerinnen und Schüler und Pensionäre, aber auch gewerbliche Anbieter geben den kostenlosen Nachhilfeunterricht. „Einen behördlichen Standard für Qualifizierungen und Qualität des Unterrichts gibt es jedoch nicht“, moniert Boeddinghaus.
Schule Hamburg: Ausfall der Lernförderung wird nicht zentral erfasst
Boeddinghaus weist darauf hin, dass der Monitoringbericht zur Lernförderung für das Schuljahr 2021/22 noch festgestellt habe, dass schulformübergreifend mehr als 20 Prozent der Nachhilfestunden ausgefallen seien. Laut aktueller Senatsantwort wird der Ausfall des Nachmittagsunterrichts jedoch nicht zentral erfasst. „Das geht nicht zusammen. Wie will die Behörde eigentlich steuern, dass Schülerinnen und Schüler sinnvoll gefödert werden?“, fragt die Linken-Politikerin.
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Boeddinghaus fordert, aus den Ergebnissen der Senatsantworten schnell Konsequenzen zu ziehen. „Die Organisation muss prinzipiell überdacht werden. Es scheint, als würden hier Ressourcen nutzlos verbrannt. Wenn wir Mittel einsetzen, dann nur mit der gewünschten Wirkung für nachhaltige Bildung“, sagt Boeddinghaus.