Hamburg. Umweltbehörde nutzt erstmals künstliche Intelligenz zur Berechnung. Das Ergebnis beruht aber nicht auf den jüngsten verfügbaren Daten.
Infolge des Klimawandels wird es bekanntlich auch in Hamburg wärmer. Spürbar werden könnten die Auswirkungen vor allem in stark versiegelten Vierteln der Hansestadt, weil eine großflächige Bebauung und Überdeckung des Bodens die Entstehung von Wärmeinseln begünstigt – insbesondere bei windarmen Wetterlagen. Welchen Grad der Bodenversiegelung es aktuell in Hamburg gibt, ist allerdings unklar.
Die Umweltbehörde (BUKEA) legt nun ein neues Versiegelungsmonitoring vor, das präziser sein soll als frühere Schätzungen. Erstmals werteten Fachleute der BUKEA hochaufgelöste Luftbilder mithilfe von künstlicher Intelligenz (KI) aus, um die Landbedeckung in Hamburg abzubilden. Allerdings nutzten sie dafür Daten aus dem Jahr 2020. Den Berechnungen zufolge lag der Grad der Bodenversiegelung damals bei 31 Prozent – und damit um acht Prozent unterhalb des Werts, der anhand der alten und laut Behörde „deutlich ungenaueren Methodik“ für das Jahr 2020 geschätzt worden war: 39 Prozent.
Bodenversiegelung in Hamburg war 2020 laut Behörde geringer als bisher geschätzt
Warum gibt es immer noch keine Berechnung mit aktuellen Daten? Die Umweltbehörde erklärt das wie folgt. Im Jahr 2019 hatte sich der rot-grüne Senat mit der Volkinitiative „Hamburgs Grün erhalten“ geeinigt. Der damals geschlossene Vertrag sieht unter anderem vor, dass der Senat ein neues Monitoring der Bodenversiegelung auf der Basis satellitengestützter Datenerfassung erarbeitet und dieses bis zum 30. Juni 2024 vorlegt. Bis zu dieser Vereinbarung war die Bodenversiegelung auf Grundlage der sogenannten Biotopkartierung geschätzt worden, also anhand der Erfassung von Lebensräumen in der Hansestadt, die in erster Linie auf Geländebegehungen basiert.
Die Umweltbehörde erklärt, sie habe nach der Einigung mit der Volksinitiative zunächst verschiedene Computermodelle geprüft und dann im Jahr 2021 begonnen, ein KI-gestütztes Rechenmodell zu trainieren – mithilfe der damals jüngsten verfügbaren hochaufgelösten Luftbilder aus dem Jahr 2020. Das Training des Computermodells sei aufwendig und komplex gewesen, weshalb erst jetzt – aber pünktlich zum vereinbarten Zeitpunkt – ein Ergebnis vorliege.
KI-Modell soll helfen, dass Bodenversiegelung in Hamburg nicht weiter zunimmt
Derzeit werde das KI-Modell für die Luftbilder der Jahre 2021 und 2022 angepasst, um „erste Tendenzaussagen zu ermöglichen“. Eine entsprechende Auswertung sei für den Herbst geplant. Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne) betont, die Stadt verfüge nun „wie verabredet und fristgerecht“ erstmals über eine „präzise Datenlage“ zur Versiegelung in Hamburg. „Mit diesem KI-gestützten Modell können wir Entwicklungen aufzeigen und wenn nötig gegensteuern“, so Kerstan. „Das ist ein wichtiger Schritt, um sicherzustellen, dass die Versiegelung in unserer Stadt nicht weiter zunimmt.“
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Dass Hamburg wärmer und auch nasser wird infolge des Klimawandels, hatte der Deutsche Wetterdienst (DWD) schon 2015 nach einer Studie bilanziert, in der es um die mögliche Klimaentwicklung der Hansestadt bis zur Mitte des Jahrhunderts ging. Die vor Kurzem von der Umweltbehörde vorgestellte Stadtklimaanalyse 2023 zeigt, dass Hamburgs Quartiere womöglich unterschiedlich von Hitzestress betroffen sein werden: Demnach gibt es vor allem in der inneren Stadt stark verdichtete und versiegelte Viertel, in denen Wärmeinseln ein Problem werden könnten.