Eimsbüttel. Sie ringen seit Jahren um Ämter. Nun streiten Ex-CDU-Chef Heintze und Ex-MdB Kruse um Bundestagskandidatur. Den Ausschlag gibt ein Dritter.

Sie kennen sich seit einer Ewigkeit und sind sich in herzlicher Dauerkonkurrenz verbunden: Seit vielen Jahren haben Roland Heintze (51) und Rüdiger Kruse (63) immer wieder in Eimsbüttel um Ämter und Mandate gegeneinander gekämpft. Und nun wollen die (mittel-)alten CDU-Recken es noch ein letztes Mal miteinander aufnehmen: Beide möchten bei der Bundestagswahl 2025 als CDU-Direktkandidaten im Hamburger Wahlkreis Eimsbüttel antreten. Und beide werben derzeit in der Partei dafür um Unterstützung. Am 11. Juli wird eine Wahlkreismitgliederversammlung den Kandidaten in einer offenen Kampfabstimmung auswählen.

Keiner der beiden galt zuletzt durchweg als Gewinnertyp. Kruse, der manchen in der CDU als unnahbar erscheint, fuhr bei der Bundestagswahl 2021 mit einem eigenwilligen Wahlkampf ein schlechtes Ergebnis ein und verlor das Bundestagsmandat, das er seit 2009 ausgeübt hatte.

CDU Hamburg: Roland Heintze hatte eine politische Pechsträhne

Heintze scheiterte 2014 und 2019 mit einer Europakandidatur, flog 2015 aus der Bürgerschaft, setzte sich im selben Jahr aber gegen Kruse im Kampf um den Hamburger CDU-Vorsitz durch.

Als Vorsitzender führte er die Partei bei der Bürgerschaftswahl 2020 dann aber zu einem historischen Wahldebakel mit nur 11,2 Prozent der Stimmen. Allerdings halten viele in der Partei Heintze zugute, dass ihm die vorgesehene Bürgermeisterkandidatin Aygül Özkan wegen einer Erkrankung kurzfristig abgesagt hatte und die CDU dafür mit dem parteilinken Notkandidaten Marcus Weinberg antreten musste.

Rüdiger Kruses engste CDU-Vertraute wandte sich von ihm ab

Obgleich Heintze, derzeit Schatzmeister der Hamburger CDU, also auf eine längere Pechsträhne zurückblickt, gilt er im Rennen um die Eimsbütteler Kandidatur als klarer Favorit – aus mehreren Gründen. Zum einen ist er deutlich jünger, und Kruse saß bereits für drei Wahlperioden im Bundestag. Zum anderen erinnern sich viele an Heintzes gute Arbeit als Finanzpolitiker der CDU in der Bürgerschaft. Er gilt als Geschäftsführer und Gesellschafter der Agentur Faktenkontor zudem als beruflich erfolgreich und gewissermaßen mitten im Leben stehend. Und: Der größte Ortsverband Lokstedt/Niendorf/Schnelsen, dessen Vizechef Heintze ist, hat sich bereits für ihn ausgesprochen.

Das kam für manche CDU-Mitglieder in Eimsbüttel durchaus überraschend, denn Chefin des Ortsverbandes ist die Bürgerschaftsabgeordnete Silke Seif. Und die galt lange als engste Vertraute von Rüdiger Kruse. Der hatte Seif nicht nur politisch in der Partei unterstützt und ihr den Weg in die Bürgerschaft geebnet.

Eimsbüttel: Kruse gilt als guter Redner und Umweltexperte

Kruse hatte sie als langjähriger Chef der Schutzgemeinschaft deutscher Wald auch beruflich gefördert. Dass Seif mittlerweile dennoch Heintze unterstützt, könnte damit zu tun haben, dass dieser als Favorit und besser vernetzt gilt – und Seif dem Vernehmen nach auch 2025 wieder für die Bürgerschaft antreten will.

Kruse allerdings will noch lange nicht aufgeben. Hört man sich in der Partei um, so spricht für ihn etwa, dass er als sehr guter Redner gilt, was er sowohl im Bundestag als auch zuvor in der Bürgerschaft unter Beweis gestellt hat. Auch seine Expertise in Umweltfragen und seine durch zwölf Jahre Bundestag guten Verbindungen auf Bundesebene sind unbestritten.

Duell in der CDU: Den Ausschlag könnte der politische Nachwuchs geben

Den Ausschlag bei der Nominierung am 11. Juli könnte bei all dem ein junger Mann geben: der Eimsbütteler Vorsitzende der CDU-Nachwuchsorganisation Junge Union (JU), Maxim Loboda, der gerade durch eine kuriose Mitgliederwerbeaktion für Schlagzeilen gesorgt hatte. Denn nach Angaben Lobodas hat die JU in Eimsbüttel mehr als 140 Mitglieder. Wenn ein Großteil davon bei der Nominierung erscheint, könnte die JU sehr großen Einfluss auf das Ergebnis nehmen. Eine offizielle JU-Linie soll es bei der Abstimmung allerdings bisher nicht geben, hieß es.

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Offziell äußern wollte sich auf eine Abendblatt-Anfrage keiner der beiden Kandidaten. Der Eimsbütteler CDU-Kreisvositzende Philipp Heißner gibt sich angesichts des Duells der alten Fahrensleute Heintze und Kruse derweil entspannt und möchte den Zweikampf als Vorzug seiner Partei verstanden wissen. „Es spricht für die CDU Eimsbüttel, dass wir gleich zwei erfahrene Bewerber in unseren Reihen haben, die Eimsbüttel hervorragend im Deutschen Bundestag vertreten würden“, sagte Heißner dem Abendblatt. „Darüber sprechen wir jetzt intern in unseren Verbänden, was teilweise auch schon geschehen ist. Anders als etwa bei der SPD stimmen unsere Mitglieder dann direkt über die Kandidatur im Wahlkreis ab. Diese Entscheidung fällt am 11. Juli.“

Landesvorstand hat jetzt seinen Vorschlag für die Landesliste präsentiert

Ob sich der Kampf um die Kandidatur am Ende für den Sieger überhaupt auszahlt, wird die Bundestagswahl im September 2025 zeigen. Ein Direktmandat im grün-rot dominierten Eimsbüttel zu holen ist für den CDU-Kandidaten wohl illusorisch, hier haben CDU-Wahlkreiskandidaten in der Regel nur eine Chance, wenn sie durch einen guten Platz auf der Landesliste abgesichert werden.

Der CDU-Landsvorstand hat jetzt am Sonnabend seinen Vorschlag für diese Landesliste vorgelegt. Danach soll Roland Heintze auf Platz vier stehen – hinter den aktuellen Hamburger CDU-Bundestagsabgeordneten Christoph Ploß, Franziska Hoppermann und Christoph de Vries.

CDU Hamburg: Um das Mandat zu gewinnen ist auch Glück nötig

Als relativ sicher gelten allerdings nur die ersten drei Plätze, es gibt aber auch durch das neue Wahlrecht und die Bewegung in den Umfragen noch viele Unwägbarkeiten. Abschließend wird die Hamburger CDU-Landesliste erst von einer Landesvertreterversammlung am 15. Juli bestimmt. Sollte sich Kruse (wider Erwarten) beim Kampf um die Eimsbütteler Direktkandidatur gegen Heintze durchsetzen, könnte diese Versammlung ihn also auch noch auf die Liste wählen, so er dafür antritt.

Ein bisschen Glück werden entweder Heintze oder Kruse auf jeden Fall brauchen. Denn wenn es schlecht läuft, setzt sich die Pechsträhne womöglich fort – und die Eimsbütteler CDU entsendet 2025 wieder keinen Abgeordneten in den Bundestag.