Hamburg. Linken-Redner kontert AfD-Zwischenrufer mit Zitat aus Richard Wagners Walküre und wird ermahnt. AfD beruft Ältestenrat ein.

Es ging ums Geld, genauer gesagt um die bessere finanzielle Ausstattung der Abgeordneten. Und beim Geld hört der Spaß bekanntlich auf – auch in der Hamburgischen Bürgerschaft. Als der Linken-Redner Stephan Jersch am Mittwochabend die von einer Kommission vorgeschlagene Erhöhung der Bezüge und Übergangsgelder für die Teilzeitparlamentarier verteidigte, schrie ein AfD-Abgeordneter wütend dazwischen. Die AfD ist nämlich als einzige Fraktion gegen die bessere finanzielle Ausstattung der Parlamentarier.

Und wie reagierte Jersch? Er rief dem AfD-Mann ein gelassenes „Ruhig, Brauner!“ entgegen. Das sorgte zwar im Plenum für hörbare Erheiterung, bei der AfD allerdings für ebenso hörbare Empörung. Das Bürgerschaftspräsidium griff zunächst nicht ein. Nachdem Jersch seine Rede beendet hatte, ermahnte ihn der Präsident allerdings dann doch. Pferde- bzw. Tiervergleiche entsprächen nicht dem „parlamentarischen Sprachgebrauch“, betonte er. Und zu diesem sollten doch bitte alle zurückkehren.

AfD Hamburg: Abgeordnete fühlen sich durch Wagner-Zitat verunglimpft

Dabei aber wollte die AfD es nicht belassen. Sie forderte eine sofortige Sitzung des Ältestenrates. Der besteht aus „der Präsidentin, den vier Vizepräsidentinnen und -präsidenten sowie weiteren von den Fraktionen zu benennenden Mitgliedern“ und tritt auch bei Streitfällen zusammen. Zwar beantragte der frühere SPD-Chef Mathias Petersen noch, den Ältestenrat doch bitte erst am Ende der Bürgerschaftssitzung tagen zu lassen. Es war schließlich heiß genug, und außerdem läuft bekanntlich gerade eine Europameisterschaft, da muss man politische Debatten ja nicht unnötig in die Länge ziehen. Dem aber hätte einstimmig zugestimmt werden müssen, und die AfD blieb bei ihrer Forderung, das noble Gremium sofort und unmittelbar über die Bedeutung der Redewendung „Ruhig, Brauner“ beraten zu lassen.

So geschah es dann auch. Fast eine Viertelstunde lang tagte der Ältestenrat. Ergebnisse wurden zunächst nicht bekannt – auch nicht, ob irgendeiner der Abgeordneten die Herkunft des Ausdrucks kannte. Der ist nämlich keinesfalls zur Beschwichtigung von politisch „Braunen“, vulgo: Nazis kreiert worden. Und er stammt auch nicht ursprünglich aus einem Karl-May-Film. Nein, es handelt sich um ein Zitat aus Richard Wagners „Walküre“. In dem beruhigt die Helmwige ihr Pferd mit den Worten: „Ruhig, Brauner! Brich nicht den Frieden!“

Bürgerschaft Hamburg: Abgeordnete bekommen künftig mehr Geld

Der Frieden war dann nach der Sitzung auch wieder halbwegs hergestellt, ohne dass Linken-Redner Jersch weitere Ermahnungen bekam. Man redete einfach weiter über Geld. Übrigens gab es einen ähnlichen Vorfall schon mindestens einmal, als nämlich ein Grünen-Abgeordneter besagte Redewendung im Bundestag in Richtung AfD benutzte. Ob Jersch sich von dem Grünen oder direkt von Wagner inspirieren ließ, ist nicht bekannt. Und letztlich auch egal.

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Bekannt dagegen ist, dass es in der Bürgerschaft eine Mehrheit für eine Erhöhung der eigenen Bezüge gab. Auch die Bezirksabgeordneten sollen künftig übrigens besser gestellt werden. Bereits im Vorwege hatte es viel Kritik vor allem daran gegeben, dass auch sie durch diese Entscheidung viel mehr Geld bekommen werden. Denn ihre Bezüge sind an die der Bürgerschaftsabgeordneten gekoppelt.

Geld allein macht allerdings bekanntlich auch nicht glücklich, und wie Kenner ergänzen: Man muss sich davon schon ein Pferd kaufen.