Hamburg. Immer mehr Kinder und Jugendliche sind von atopischer Dermatitis betroffen. Zwei Hamburger Ärztinnen erklären, was Eltern wissen sollten.

Die Haut ist unser größtes Organ. Sie schützt uns vor Umwelteinflüssen wie Kälte, Hitze, vor Feuchtigkeit und Trockenheit; sie hilft uns, Sinneseindrücke wahrzunehmen, und produziert das lebenswichtige Vitamin D. Was aber, wenn diese Barrierefunktion gestört ist und die Haut stattdessen anfängt, sich zu röten, zu verdicken – und vor allem stark zu jucken?

Gut zehn Prozent aller Kinder und Jugendlichen sind von Neurodermitis betroffen. Meist tritt die Erkrankung, die auch atopische Dermatitis genannt wird, bereits im ersten oder zweiten Lebensjahr auf. „Die allermeisten Verlaufsformen sind so, dass es im kleinen Kindesalter besonders schwerwiegend ist und im Laufe des Lebens deutlich besser wird – mit Ausnahmen“, sagt die Hamburger Kinderärztin Dr. Claudia Haupt im Podcast „Die KinderDocs“.

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Neurodermitis bei Kindern und Jugendlichen: Was Eltern tun können

Die KinderDocs - der Eltern-Ratgeber-Podcast

Neurodermitis bei Kindern: Was einen Schub auslösen kann

Ob es zu der Erkrankung kommt, darauf haben wir nach dem aktuellen Stand der Forschung kaum Einfluss. „Es ist aber sicher so, dass die Kinder ein höheres Risiko haben, die in Familien geboren werden, wo schon ein Geschwisterkind oder ein Elternteil eine Erkrankung des atopischen Formenkreises wie Asthma, Heuschnupfen oder Neurodermitis hat“, sagt Haupts Kollegin Dr. Charlotte Schulz. Kommt es dann zur Erkrankung, werden die betroffenen Stellen zum Einfallstor für Allergene wie Pollen, Katzenhaare oder Hausstaubmilben.

Allergien sind in der Mehrzahl der Fälle tatsächlich nicht der Auslöser eines Neurodermitis-Schubs. Haupt: „Es gibt auch Infektionen, die solche Schübe triggern – und Babys und Kleinkinder machen permanent Infektionen durch –, weil es Irritationen geben kann durch Kälte, durch Hitze, durch Schwitzen, durch Reibung, durch Wettereinflüsse.“

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Aber auch Stress kann Neurodermitis begünstigen. Charlotte Schulz, Sprecherin des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte Hamburg: „Vor allem bei den älteren Kindern und den Jugendlichen ist das oft ein großes Thema. Da kann man tatsächlich sagen, dass die Haut der Spiegel der Seele ist.“ Wobei die betroffenen Stellen je nach Alter unterschiedlich seien: Bei Säuglingen etwa seien es vor allem die Wangen und die Außenseiten von Armen und Beinen. Aber nicht jedes Ekzem ist gleich eine Neurodermitis. Bei den älteren Kindern sind die betroffenen Stellen oft an Armbeugen, Kniekehlen, Handrücken, Augenlidern und Ohrläppchen ausgeprägt.

Neurodermitis (atopische Dermatitis) tritt meistens schon im frühen Kleinkindalter auf.
Neurodermitis (atopische Dermatitis) tritt meistens schon im frühen Kleinkindalter auf. © picture alliance / imageBROKER | Jacek Sopotnicki

Umso wichtiger ist es, die Ekzeme in den Griff zu bekommen. Zumal der Juckreiz bei vielen Betroffenen einen hohen Leidensdruck auslöst. Kratzen allerdings verschlimmert das Ekzem nur – und verstärkt den Juckreiz noch. Was also tun, um den Teufelskreis zu durchbrechen? „Die allermeisten Kinder profitieren davon, wenn sie zum Beispiel fünf Minuten baden oder kurz duschen und dann sehr schnell mit rückfettenden Substanzen eingecremt werden“, sagt Claudia Haupt, Vorsitzende des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte Hamburg.

Neurodermitis? Bitte keine Feuchttücher!

Übermäßiges und häufiges Einseifen der Hände, womöglich gepaart mit der Reibung eines Waschlappens, sei aber kontraproduktiv – und habe in der Pandemie zu einer deutlichen Zunahme von Handekzemen geführt. In den ersten Lebensmonaten sei Wasser völlig ausreichend, bei etwas älteren Kindern seien seifenfreie oder neutrale Waschlösungen zu empfehlen. Auch sollte das Wasser nicht zu heiß sein.

Schulz weist auf einen weiteren Fehler hin, den es unbedingt zu vermeiden gelte: Feuchttücher. „Kinder, die so eine empfindliche Haut haben, bitte nicht damit von oben bis unten permanent abwischen. In den Feuchttüchern sind oft Substanzen drin, die die Hauptbarriere schädigen.“

Neurodermitis bei Kindern: Wenn die Haut um Hilfe ruft

Basispflege sei bei akuten Ekzemen die Grundlage der Therapie und müsse mehrmals täglich erfolgen. Im Grunde könnten sich Eltern an eine einfache Regel halten, sagt Haupt: „Wenn sich die Haut seidig und glatt anfühlt, dann brauchen Sie die nicht einzucremen. Aber überall, wo die Haut rau und gerötet ist, müssen Sie sie unterstützen. Die ruft ja um Hilfe.“

Wie man Kinder und Jugendliche dazu bringen kann, selbst auf die Pflege zu achten, warum Eltern von Betroffenen unbedingt auf das Rauchen verzichten sollten, warum ein ganz akutes Ekzem anders zu pflegen ist und welche Therapiemöglichkeiten es gibt, das erklären die KinderDocs Claudia Haupt und Charlotte Schulz im gleichnamigen Podcast.