Hamburg. Viel Prominenz bei Trauerfeier im Michel: Bewegende Worte für Hans-Ulrich Klose, den jüngsten Bürgermeister, den Hamburg je hatte.

Es dauert zwar etwas, bis sich die Reihen füllen, doch als um 12 Uhr am Freitagmittag die Geigen in D-Moll mit Johann Sebastian Bach ertönen und das innere Dunkel des Michels durch dämmernde Lichter an den Wänden erhellt werden, sitzen sie allesamt da, gekleidet in tiefes Blau und Schwarz: Politikerinnen und Politiker aus der Bundes- und Landespolitik sowie Familie und Freunde eines politischen Talents, das mit Klarheit und Haltung „Vieles für Hamburg und die politische Geschichte dieses Landes“ bewirkt hat, wie Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) bei der Trauerfeier für Altbürgermeister Hans-Ulrich Klose (SPD) sagt.

Auch Rolf Mützenich, Vorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion, die ehemalige Bundestagspräsidentin Rita Süßmuth (CDU) sowie die aktuelle Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) sind zu der Feier angereist und leisten Bürgerschaftspräsidentin Carola Veit (SPD) und Bürgermeister Tschentscher in der ersten Reihe Gesellschaft. Aus der Hamburger Landespolitik nehmen unter anderem Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne), Justizsenatorin Anna Gallina (Grüne), Finanzsenator Andreas Dressel (SPD) sowie Dennis Thering, CDU-Fraktionsvorsitzende der Hamburgischen Bürgerschaft, an der Trauerfeier für den Ex-Bürgermeister und späteren Bundestagsabgeordneten teil.

Trauer: Hamburg nimmt Abschied von Hans-Ulrich Klose

Mützenich spricht in seiner Rede von einem „politischen Poeten, ja einem wahren Feingeist“, von dem er und viele weitere Bundestagsabgeordnete auf eine imponierende Art zu verstehen gelernt hätten. Ihr „Uli“, wie viele Klose in der „Gemeinschaft“ der Bundestagsfraktion nannten, hatte zwar seinen Platz im Parlament, seine Leidenschaft jedoch in der Außenpolitik.

Doch auch wenn der Altbürgermeister nun tot sei, so werde der Hamburger Ex-Bürgermeister und spätere Bundestagsabgeordnete dem Fraktionsvorsitzenden durch sein Gesagtes „auch in Zukunft immer wieder begegnen“ – sowohl in humorvollen als auch in ernsten Momenten. Wie etwa, als sich Klose als leidenschaftlicher Transatlantiker gegen die damalige Irakpolitik von Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) stellte, der einer Beteiligung an der US-Invasion in den Irak nach den Terroranschlägen am 11. September eine Absage erteilte.

Klose zwar selbstbestimmt, jedoch „bescheiden“ mit viel Sinn für Bürgernähe

Dass Klose zwar selbstbestimmt, jedoch „bescheiden“ mit viel Sinn für Bürgernähe war, sagt auch der heutige Bürgermeister. Deshalb, so erinnert Tschentscher, habe Klose sich auch nicht etwa selbst für die Wahl des Bürgermeisters 1974 ins Spiel gebracht, sondern sei empfohlen worden. Mit 37 Jahren wurde der gebürtige Breslauer (Polen) damals zum jüngsten Regierungschef der Hansestadt. Dies habe sich ausgezahlt: „Pragmatisch“ habe Klose die damaligen politischen Herausforderungen mit dem Wandel von einer Industrie- hin zur Dienstleistungsgesellschaft besonnen angenommen und bewältigt.

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Sieben Jahre lang, von 1974 bis 1981, leitete der Ex-Bürgermeister die Geschicke im Hamburger Rathaus, bis er im Mai 1981 überraschend zurücktrat. Zwei Jahre später wechselte er als Abgeordneter in den Deutschen Bundestag und blieb dort über 30 Jahre lang bis 2013.

Trauer in Hamburg: Stiller Moment der Andacht im Michel

Neben einem Herz aus roten Rosen, das am Freitag vor dem hellen Sarg steht, schmückt ein Blumenbouquet aus roten und korallfarbenen Rosen den Sarg, der zum Ende der Feier von sechs Sargträgern hinaus in den strömenden Regen getragen wird. Während der stillen Momente der Andacht, liturgisch geleitet von Michel-Hauptpastor Alexander Röder, kann man dem Regen lauschen, wie er auf den Asphalt prasselt.

Kloses Leidenschaft für Poesie wird mit einem Gedicht („Durch die Wüste“) gedacht, das ein Junge aus dem Kreise der Familie vorträgt. Darin heißt es: „Er stieg auf einen Berg und blickte rings umher. Aber die Wüste war leer und still. Und Gott sah, dass er allein war.“

Außer Bürgermeister Peter Tschentscher (v.r.), nahmen auch der SPD-Bundestagsfraktionsvorsitzende Rolf Mützenich, die Bürgerschaftspräsidentin Carola Veit (SPD), Britta Ernst, Ehefrau von Bundeskanzler Olaf Scholz sowie die Bundestagsvizepräsidentin Bärbel Bas (SPD) an der Trauerfeier teil.
Außer Bürgermeister Peter Tschentscher (v.r.), nahmen auch der SPD-Bundestagsfraktionsvorsitzende Rolf Mützenich, die Bürgerschaftspräsidentin Carola Veit (SPD), Britta Ernst, Ehefrau von Bundeskanzler Olaf Scholz sowie die Bundestagsvizepräsidentin Bärbel Bas (SPD) an der Trauerfeier teil. © dpa | Marcus Brandt

Doch selbst, wenn dieses Gedicht autobiografisch gedeutet werden könnte, so war Klose nie allein. Bis zum letzten Tag und darüber hinaus begleitete ihn seine Ehefrau Anne Steinbeck-Klose, die ebenfalls bei der Feier anwesend ist. Und dies wusste der Bundestagsabgeordnete, Ehemann und Vater auch zu schätzen, denn wie Mützenich erklärte, habe Klose einmal gesagt: „Zu Hause ist, wo meine Frau ist.“

Altbürgermeister Klose litt an Alzheimer, wie seine Frau jetzt bekannt machte

Klose verstarb am 6. September Im Alter von 86 Jahren und war zuletzt schwer krank. Dass er in den letzten Jahren an Alzheimer litt, wie Ehefrau Anne bekannt machte, blieb der Öffentlichkeit jedoch weitgehend verborgen. Das Matthiae-Mahl im Februar war eine der letzten größeren Veranstaltungen in der Hansestadt, an der das Paar teilgenommen hatte.

Seit 1998 widmete er sich auf Bundesebene der Außen- und Sicherheitspolitik, war Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses und wurde 2010 zudem Koordinator für die transatlantische Zusammenarbeit im Auswärtigen Amt – ein Posten, den er 2011 aus familiären Gründen vorzeitig wieder aufgab.