Hamburg. Vorwurf: Beteiligung an einem brutalen Überfall auf eine Shisha-Bar. Video von vermeintlicher Polizeigewalt in Hamburg ging 2020 viral.

Es waren schwer bewaffnete Beamte des Hamburger SEK, die vergangene Woche in zwei Wohnungen in der Hamburger Neustadt zwei 17 und 19 Jahre alte Brüder verhafteten. Ihnen wird die Beteiligung an einem brutalen Überfall auf eine Bar an der Scheplerstraße in Altona vorgeworfen, bei der drei Gäste, einer davon durch eine scharfe Schusswaffe, verletzt wurden. Der Vorwurf: versuchter, gemeinschaftlicher Mord. Einer der Festgenommenen ist nach Abendblatt-Informationen polizeibekannt. 2020 hatte er als Opfer angeblicher Polizeigewalt bundesweit für Schlagzeilen gesorgt.

Am 8. November vergangen Jahres waren, so die Ermittlungen der Polizei, die beiden zusammen mit zwei Komplizen in die Shisha-Bar an der Scheplerstraße Ecke Gilbertstraße gestürmt. Maskiert und bewaffnet mit einer Pistole und Messern, waren sie auf Geld aus. Doch der Überfall lief nicht wie geplant. Drei Gäste, Männer im Alter von 30 bis 47 Jahren, wehrten sich. Das Quartett wurde kurzzeitig in die Flucht geschlagen. Dann kehrten, so die bisherigen Erkenntnisse, die Brüder und ihre Komplizen zurück. Es fiel ein Schuss, bei dem ein 37-Jähriger schwer verletzt wurde. Die beiden anderen Gäste wurden mit Messern attackiert.

Überfall auf Shisha-Bar in Hamburg: Verdächtige wegen versuchten Mordes in Haft

Das Quartett war damals per Auto und E-Roller entkommen. Die Tatwaffe hatten sie vor dem Lokal weggeworfen. Die Mordkommission übernahm die Ermittlungen. Jetzt der Erfolg. Die beiden Brüder sowie ein 20- und ein 16-Jähriger wurden als die Männer identifiziert, die nach bisherigen Ermittlungen der Polizei den Überfall begingen. Der 20-Jährige wurde bereits am 11. Juni in Stellingen verhaftet. Dort entdeckte die Polizei bei der anschließenden Wohnungsdurchsuchung neben Marihuana auch eine scharfe Schusswaffe.

Zielfahnder der Hamburger Polizei spürten die Brüder auf

Die beiden Brüder Ulan und Kadir wurden am vergangenen Mittwoch von Zielfahndern aufgespürt und verhaftet. Auch der 16-Jährige ging der Polizei ins Netz. Bei den Durchsuchungen der Wohnung der drei Festgenommenen entdeckten die Beamten eine Machete, Schreckschuss- und Softairwaffen.

Der heute 19 Jahre alte Kadir war im Jahr 2020 Mittelpunkt eines Videos gewesen, das zeigte, wie er an der Straße Kohlhöfen von mehreren Polizisten an eine Wand gedrückt wird. Auslöser war, dass er mit einem E-Roller über den Bürgersteig fuhr, angehalten wurde und nicht seine Personalien herausgeben wollte. Der Video-Schnipsel zeigt, wie sich Polizisten mit dem Jugendlichen rangeln, von ihm ablassen und in dem Moment, als er sein T-Shirt auszieht, packen und schließlich zu Boden bringen. Hinter ihm auf der Hauswand war der Spruch „I can’t breathe!“ zu lesen. In Anlehnung an den Polizeieinsatz in den USA, bei dem der Afroamerikaner George Floyd zu Tode kam, als ein Polizist auf seinem Hals kniete.

Video von angeblicher „Polizeigewalt“ hatte sich im Jahr 2020 schnell verbreitet

Das Video aus der Straße Kohlhöfen verbreitete sich schnell. Es gab Demos der linken Szene. Der Vater des damals 15-Jährigen gab Interviews und stilisierte seinen Sohn zum Opfer übertriebener Polizeigewalt. Seinen Sprössling stelle er als kleinen Jungen mit Asthma dar, der wegen kleiner Fehltritte mal leicht auf die schiefe Bahn geraten war.

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Erst nach und nach wurde bekannt, dass Kadir schon als Jugendlicher mehrmals straffällig geworden war. Er war zu dem Zeitpunkt bereits wegen Diebstählen und Gewaltdelikten aufgefallen und auch verurteilt worden. Unter anderem, weil er einem Lehrer in den Unterleib getreten haben soll. Auch später hatte die Polizei mit ihm zu tun. Unter anderem wegen der Beteiligung an Schaukämpfen während der Corona-Pandemie, was damals ein Verstoß gegen die Kontaktregeln war.