Hamburg. Eine Spenderin ermöglichte die Anschaffung des Fahrzeugs. Wie Hamburgs Tierretter arbeiten, was ein Einsatz kostet, die häufigsten Fälle.
Wenn es Hund und Katze oder auch mal der Hausratte schlecht geht, dann kommt der Tierrettungswagen. 24 Stunden, sieben Tage die Woche bietet die Organisation Tier-Notruf die Hilfe an. Hamburg ist seit vier Jahren Standort. Jetzt haben die Helfer ein neues Fahrzeug und sehen sich deutlich besser aufgestellt als bisher.
„Wir haben das Fahrzeug einer Spenderin aus Baden-Württemberg zu verdanken“, sagt Harald Kürger, der Fachbereichsleiter Katastrophenschutz beim Tier-Notruf ist. Es ist ein Rettungswagen, der in Mannheim zuvor ganz ganz normal sechs Jahre im Rettungsdienst für Menschen eingesetzt war. „Wir haben einige Umbauten vorgenommen und ihn neu lackieren lassen“, so Krüger.
Hamburg: Tierrettungswagen ausgestattet wie ein normaler Rettungswagen
Einen festen Standort hat das Fahrzeug, ein Ford, nicht. „Der Kollege, der Dienst hat, hat den Wagen vor der Tür stehen. Verstärkung kommt direkt zur Einsatzstelle. Es ist ein Rendezvous-System“, so Krüger. Dafür stand in den letzten Jahre ein anderes Fahrzeug zur Verfügung, das allerdings so „durch“ war, dass es direkt auf dem Autofriedhof landete.
Ausgestattet ist der neue Rettungswagen wie ein gewöhnlicher Rettungswagen für Menschen. „Die Geräte sind natürlich den Tieren angepasst“, so Krüger. Auch die Ausbildung des Personals ist vergleichbar mit dem von normalen Rettungswagenbesatzungen. „Wir haben dafür eine eigenen Akademie, an der man eine Ausbildung zum Tierrettungssanitäter absolvieren kann. Auch die Weiterbildung zum Tiernotfallsanitäter ist möglich“, so Krüger.
Tier-Notruf – fast täglich ein Einsatz
In der Praxis gibt es täglich einen Einsatz. In Hamburg handelt es sich dann bei den Patienten fast ausschließlich um Haustiere. „Es gibt da nichts, was es nicht gibt“, sagt Krüger. Im Niendorfer Forst musste ein Hund versorgt werden, der sich beim Stöbern im Unterholz einen Ast quer durch die Brust gebohrt hatte. In einem anderen Fall war ein Wolfshund aus dem Fenster gesprungen.
Ein Feueralarm, der versehentlich ausgelöst wurde, als sich Herrchen ein Steak grillte, hatte das Tier in Panik versetzt. Beim Sprung aus dem Fenster brach sich der Hund beide Hinterläufe. Aber auch die Hausratte mit Luftnot war ein Fall für die Tierrettung.
Tierrettung: Oft müssen Hunde wegen einer Vergiftung versorgt werden
„Was sehr häufig vorkommt, ist, dass wir Hunde wegen einer Vergiftung versorgen müssen. Das kommt öfter vor, als man denkt“, so Krüger. Etwa jeder dritte Hund, zu dem der Tierrettungswagen gerufen wurde, litt an einer Vergiftung. Auch angefahrene Tiere, sind immer wieder ein Fall für die Besatzung des Tierrettungswagen.
Zu erreichen ist der Tierrettungswagen rund um die Uhr unter der kostenfreien Rufnummer 0800 111 15 15. Wer sie wählt, landet in der rund um die Uhr besetzen Notruf-Zentrale in Friesland, von wo aus die Rettungswagen der Organisation alarmiert werden.
Transport und Erstversorgung eines Tieres kostet etwa 140 Euro
Der Transport und die Erstversorgung eines Tieres kostet etwa 140 Euro. Zum Vergleich: Die Fahrt eines Menschen per Rettungswagen ins Krankenhaus wird mit rund 700 Euro berechnet. Die günstigeren Kosten sind auch möglich, weil die Helfer auf dem Tierrettungswagen alle ehrenamtlich arbeiten. Hat man eine Krankenversicherung für sein Tier, die diese Leistung mit abdeckt, bekommt man das Geld erstattet.
- Hamster hat dicke Backen – Tierärzte über skurrile Notfälle
- Notruf aus Hamburg: Tierschutz „steht Wasser bis zum Hals“
- Vom Olympiasieger zum weltweit gefragten Tierarzt
Gefahren werden verletzte oder erkrankte Tiere je nach Möglichkeit zu dem Tierarzt, der sich auch sonst um das Tier kümmert oder zu dem Tierarzt, der Notdienst hat. Zu komplizierteren oder aufwendigeren Behandlungen wird eine der Tierkliniken im Raum Hamburg angefahren. „Leider gibt es keine in Hamburg selbst“, so Krüger. Wir fahren dann nach Norderstedt oder Lüneburg“, sagt er. „Das sind dann voll ausgestattete Kliniken, die vergleichbar mit einem Krankenhaus sind.“