Hamburg. Verbindung zwischen Innenstadt und HafenCity soll attraktiver gestaltet werden. Große Pläne, aber kaum Fortschritte. Das sagen Kritiker.
Die Neugestaltung der sogenannten Domachse gilt als eines der wichtigsten Vorhaben in der Hamburger Innenstadt. Denn sie soll eine attraktive Verbindung zwischen der traditionellen City und der neuen HafenCity schaffen und damit „große Einkaufslagen sowie die attraktiven Promenaden an der Binnenalster mit denen an der Elbe“ verbinden, wie der Senat schreibt. Ziel sei es, „die Domachse durch merkliche Steigerung der Lauf- und Radwegeverbindungen als attraktive Wegeverbindung zu etablieren“. Mit großem Aplomb hatte die Stadt im Herbst ein Beteiligungsverfahren zu dem wichtigen Thema gestartet. Konkret passiert ist allerdings bis heute nicht sehr viel. So jedenfalls sieht es die CDU und verweist dabei auf eine Senatsantwort auf eine von ihr eingereichten Kleinen Anfrage.
Der Bedarf sei groß, die Hamburger Innenstadt habe mit enormen Herausforderungen zu kämpfen, sagte CDU-Stadtentwicklungspolitikerin Anke Frieling. Die Umsetzung allerdings sei bisher „vor allem mangelhaft und teuer“. Die im Herbst 2023 bei einem „Werkstattverfahren“ gesammelten Ideen seien erst jetzt umgesetzt worden, so Frieling. „Bodenaufkleber wurden angebracht sowie Infotafeln, Fahnen und Grünkübel aufgestellt, Letztere wurden vom Jungfernstieg zur Domachse verlagert.“ Aufwand und Ertrag stünden dabei „in keinerlei Verhältnis“. Denn die Kosten für Werkstattverfahren und Umsetzung hätten laut Senatsantwort bereits 856.000 Euro betragen.
HafenCity und Innenstadt: „Horrende Kosten“ für „minimalinvasive Maßnahmen“
„Hier erzeugen minimalinvasive Maßnahmen horrende Kosten“, kritisierte Frieling. „Für viele Passanten sind die angebrachten Aufkleber und sonstigen Hinweise nicht einmal zu verstehen. Mit Stückwerk und temporären Lösungen werden Gelder verschleudert, ohne dass der Hamburger Innenstadt damit geholfen wird. Es zeigt sich wieder einmal: Es fehlt bei der Innenstadtentwicklung ein überzeugendes Gesamtkonzept.“
Der Senat hat naturgemäß einen etwas anderen Blick auf das Thema. „Ein Wunsch aus diesem Werkstattverfahren und aus dem Runden Tisch Innenstadt war, dass bis zur Eröffnung des südlichen Überseequartiers eine Reihe von temporären Maßnahmen umgesetzt werden sollten, die auf die Verbindung der historischen Innenstadt mit der HafenCity über die Domachse hinweisen sollten“, schreibt er in der Antwort auf die Frieling-Anfrage.
Domachse soll mithilfe von Tafeln und Aufklebern ins Bewusstsein kommen
„Gleichzeitig mit der Ideenfindung für diese Maßnahmen ergab sich die Möglichkeit, die Pflanzbehältnisse vom Jungfernstieg umzusetzen, sodass diese als Ausgangspunkt für eine ebenfalls temporäre Gestaltung der Domachse dienen konnten.“ Zudem seien weitere „temporäre Maßnahmen, die auf die Domachse insgesamt und einzelne bedeutende Orte hinweisen“ umgesetzt worden, sodass „eine gut lesbare Wegeführung mit einer starken und qualitätsvollen Identität entstanden“ und „neue Aufenthaltsbereiche geschaffen“ worden seien.
„Mit Blick auf die weitere bauliche Entwicklung der Domachse sollen in einem weiteren Schritt die Ergebnisse des Werkstattverfahrens im Zuge einer Rahmenplanung ausgearbeitet werden“, so der Senat weiter. „Die Vorbereitung einer Ausschreibung läuft, und das Verfahren wird noch dieses Jahr begonnen werden.“
Innenstadt Hamburg: Am teuersten waren bisher die Pflanzenkübel
In der Antwort werden auch die Kosten für die bisher umgesetzten Arbeiten genau aufgelistet. Die „temporären Maßnahmen“ haben demnach 530.000 Euro gekostet, wobei etwa 430.000 Euro davon auf „Pflanz- und Pflegemaßnahmen im Zusammenhang mit den Pflanzkübeln“ entfielen. Für „Kommunikationsmaßnahmen“ seien rund 44.000 Euro veranschlagt.
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„Die weiteren Kosten verteilen sich auf Planungskosten für die beteiligten Büros sowie die Herstellung und Montage der Bodenaufkleber, Fahnen, Manschetten und Infostelen.“ Für das „Werkstattverfahren“ selbst sind demnach Kosten von etwa 210.000 Euro entstanden. Hinzugekommen seien „die Kosten für die Verfahrensbetreuung sowie Nebenkosten wie Saalmieten, Materialien, Modellbau etc. mit insgesamt ca. 116.000 Euro“.