Hamburg. „Revolution im Wohnungsbau“: Beim „Gebäudetyp E“ wie „einfach“ sollen Standards gesenkt und Kosten gespart werden. Was SPD und Grüne planen.
Von der „größten Krise seit Jahrzehnten“ war die Rede, als das Statistikamt am Donnerstag die Zahlen zum Wohnungsbau in Hamburg bekannt gab. Nicht einmal 6000 neue Wohnungen sind im vergangenen Jahr in der Hansestadt fertiggestellt worden – so wenig wie seit 2012 nicht. SPD und Grüne sehen sich auch durch diese unschönen Zahlen in dem Ziel bestätigt, den Wohnungsbau günstiger zu machen, damit wieder mehr gebaut wird.
Sie wollen in Hamburg mit zwei Bürgerschaftsanträgen die Einführung eines sogenannten „Gebäudetyps E“ weiter vorantreiben, bei dem das E für „einfach“ und „experimentell“ steht. Bei diesem sollen Vorgaben und Standards etwa bei Statik, Schall und Dämmung abgesenkt werden, um Kosten zu reduzieren.
Immobilien Hamburg: Bauen soll günstiger werden
Mit den Anträgen solle die bundesweite Entwicklung eines neuen Gebäudetyps E „auch in Hamburg mithilfe eines umfassenden Maßnahmenpakets begleitet werden“, wie SPD und Grüne mitteilten. „Unter anderem bei Baustoffen, DIN-Normen und Standards sollen Reduzierungspotenziale genutzt werden, um die Kosten für Bauvorhaben zu senken. Ein Ideen- und Realisierungswettbewerb soll zusätzliche Impulse liefern.“
Die Einführung des neuen kostensparenden Gebäudetyps sei „nicht weniger als eine Revolution im Wohnungsbau“, sagte SPD-Stadtentwicklungspolitikerin Martina Koeppen. „Allen ist klar: Die Baukosten müssen runter. Damit kostenreduziertes Bauen möglich wird, braucht es passende Rahmenbedingungen. In Hamburg haben wir uns früh und konstruktiv in die Fachdiskussion zu einem neuen Gebäudetyp E eingebracht und die Idee unterstützt. Der Bund muss nun Änderungen im Vertragsrecht und eine generelle Leitlinie auf den Weg bringen.“
Wohnen Hamburg: Neuer Gebäudetyp ist „eine Revolution“ beim Bauen
Parallel dazu wolle Hamburg „Nägel mit Köpfen“ machen und „mehr Gestaltungsspielraum beim Bauen ermöglichen und Kostenfaktoren so weit wie vertretbar reduzieren“. Um herauszuarbeiten, an welchen Stellen am besten gespart werden kann, ohne etwa Statik oder Brandschutz zu beeinträchtigen, wolle die Stadt sich „mit allen am Bau Beteiligten“ zusammensetzen.
„Ab 2025 soll eine Hamburger Handreichung für Bauherren die Möglichkeiten des kostenreduzierten Bauens aufzeigen“, so Koeppen. „Um dies schnellstmöglich in die Praxis umzusetzen, bringen wir einen Ideen- und Realisierungswettbewerb für den Gebäudetyp E auf den Weg.“ Ziel sei es, „das Bauen für den Rest des Jahrhunderts entscheidend zu verändern“.
Miete Hamburg: Bauen soll „einfacher, schneller und günstiger“ werden
Auch die Grünen tragen die Idee mit, Vorgaben für Bauherren zu reduzieren. Der „Gebäudetyp E“ habe „das Zeug, Bauen einfacher, schneller und günstiger zu machen, und wird daher von uns politisch tatkräftig unterstützt“, sagte Grünen-Wohnungsbaupolitiker Olaf Duge.
„Derzeit arbeiten die zuständigen Stellen noch an einer wichtigen Handreichung für den Gebäudetyp E, der den Bauträgern helfen wird. Damit einfaches Bauen auch passende rechtliche Rahmenbedingungen bekommt, strebt die Stadt außerdem Gesetzesänderungen auf Bundesebene an.“
Immobilien Hamburg: Bürgerschaft soll Anträge am Mittwoch beschließen
Zudem würden mit dem rot-grünen Antrag „die Weichen für einen spannenden Ideenwettbewerb mit der Hamburger Wohnungswirtschaft“ gestellt. „Mit diesem Pilotprojekt soll der Gebäudetyp E in Hamburg erstmals richtig zum Einsatz kommen und zeigen, wie einfaches Bauen mit Qualität möglich ist“, so Duge. „Manchmal geht eben mehr durch weniger. So setzen wir erneut Maßstäbe im Wohnungsbau und zeigen, dass Hamburg für mutige Zukunftsprojekte der richtige Partner ist.“
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Bereits vor gut einem Jahr hatte die Bürgerschaft einstimmig beschlossen, den „Gebäudetyp E“ in Hamburg voranzubringen. Es folgten eine Expertenanhörung im Stadtentwicklungsausschuss und eine Senatsanhörung. Der aktuelle rot-grüne Antrag soll an diese Vorarbeiten anknüpfen und wird am kommenden Mittwoch in der Bürgerschaft beraten.