Hamburg. Deutlicher Rückgang im ersten Quartal. Senat nennt mögliche Ursache. Auch ein sehr umstrittenes Verkehrsmittel wird weniger genutzt.

Na klar, die Verkehrspolitik ist schon jetzt ein wichtiges Wahlkampfthema in Hamburg. Das zeigen auch die Plakate aus dem laufenden Europa- und Bezirkswahlkampf. Dafür, dass das Thema auch bis zur Bürgerschaftswahl im Frühjahr 2025 im Zentrum der Debatten bleibt, sorgt die Opposition durch ein Dauerfeuer an Senatsanfragen, Anträgen und Pressemitteilungen. Nun hat eine Antwort des Senats auf eine CDU-Anfrage ein Ergebnis gebracht, das dem Senat vermutlich nicht, den Unionsabgeordneten aber offenbar ganz gut gefällt: Der so stark geförderte Radverkehr nämlich ist im ersten Quartal 2024 an Werktagen deutlich zurückgegangen – um satte zehn Prozent gegenüber dem ersten Quartal 2023.

Für die CDU ist diese Entwicklung ein Beleg dafür, dass der rot-grüne Senat in seiner Politik zu sehr auf das Verkehrsmittel Fahrrad setze – auch auf Kosten des Autoverkehrs. Dabei würden die Hamburger nach wie vor viel und gerne das Auto nutzen, so CDU-Verkehrspolitiker Richard Seelmaecker. Auch das belege die aktuelle Senatsantwort, denn demnach hat der Autoverkehr in Hamburg im vergangenen Jahr um drei Prozent gegenüber 2022 zugenommen.

Verkehr Hamburg: „Autoverkehr nimmt trotz Dauerschikane zu“

„Meine Anfrage zeigt, dass trotz rot-grüner Dauerschikane der Autoverkehr auf Hamburgs Straßen im Jahr 2023 erneut zugenommen hat. Im Gegenzug ist der Fahrradverkehr im ersten Quartal 2024 eingebrochen. Das ist ein verheerendes Signal für die Verkehrspolitik des Senats“, resümiert Seelmaecker. „Denn trotz Parkplatzvernichtungskampagne, Spurenreduktion und katastrophalen Baustellenmanagements gibt es in der Hansestadt immer mehr Autos und Autoverkehr.“

Diese Deutung allerdings geht laut Verkehrsbehörde weit an der Realität vorbei. Der Rückgang des Radverkehrs im ersten Quartal sei ausschließlich auf das schlechte Wetter im Januar zurückzuführen, sagt Behördensprecher Dennis Heinert. „Der Radverkehr wird insgesamt stärker als der Kfz-Verkehr von der Witterung beeinflusst. Das bedeutet, dass wir saisonale Effekte haben, aber auch dass Vergleiche zu Vorjahresmonaten aufgrund des unterschiedlichen Wetters schwankend sein können“, so Heinert.

Radverkehr: Behörde spricht von „glätte- und schietwetterbedingtem Rückgang“

„So lag der Januar 2024 beispielsweise glätte- und schietwetterbedingt 36 Prozent unter dem Januar 2023 – im März 2024 haben wir in Hamburg dagegen einen Anstieg des Radverkehrs um 14 Prozent gegenüber dem März 2023 verzeichnet. Seriös kann man deshalb nicht einzelne Monate oder Quartale miteinander vergleichen, sondern muss auf die Jahreswerte schauen oder besser noch die mehrjährige Entwicklung.“ Hier sei der Trend sehr eindeutig: „Die vier Jahre 2020 bis 2023 waren die vier stärksten Jahre des Radverkehrs in Hamburg. Gegenüber der Vor-Corona-Situation ist der Radverkehr in diesem Zeitraum um rund 30 Prozent angestiegen. Seit 2011 hat sich der Radverkehr in Hamburg sogar verdoppelt. Das zeigt: Das Fahrrad wird in Hamburg gerade auch für die Alltagsmobilität immer beliebter.“

Zugleich zeigten die Daten, dass der Autoverkehr langfristig deutlich zurückgehe. „Was die Jahreswerte angeht, so ist der sinnvolle Vergleich für den Kfz-Verkehr der zwischen 2019 und 2023. Die Jahre dazwischen sind stark durch die Corona-Pandemie geprägt, was zunächst zu einem extremen Rückgang des Kfz-Verkehrs und danach wieder zu einem nachvollziehbaren Anstieg geführt hat. Im Verhältnis zu 2019 ist der Kfz-Verkehr in Hamburg im vergangenen Jahr um rund neun Prozent zurückgegangen. Auch hier wird die Mobilitätswende durch die Menschen in unserer Stadt also schon gelebt.“

Autoverkehr in Hamburg laut Senat seit 2000 um 17 Prozent zurückgegangen

Aktuell zeige sich zudem für das erste Quartal 2024 ein Rückgang des Kfz-Verkehrs um fünf Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal. „Auch dies entspricht alles einem sehr langfristigen Trend“, so der Sprecher von Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne). „Bereits zwischen 2000 und 2019 ist der Kfz-Verkehr auf Hamburgs Stadtstraßen um acht Prozent zurückgegangen, sodass wir insgesamt einen Rückgang seit 2000 um 17 Prozent verzeichnen.“ Auch der Bestand an privaten Pkw gehe in Hamburg zuletzt zurück.

CDU-Mann Seelmaecker aber lässt sich auch von solchen Zahlen nicht überzeugen. „Zwar sind die Werte aus 2019 noch nicht wieder erreicht, der Trend der letzten Jahre zeigt jedoch klar: Die Hamburger nutzen das Auto gerne“, sagt er. „Daten, die uns der Senat zur Entwicklung des Fahrradverkehrs seit 2000 vorgelegt hat, zeigen, dass dieser nicht überall in der Stadt angestiegen ist – in Teilen Hamburgs wird heute um 20 Prozent weniger Fahrrad gefahren als vor über 20 Jahren.“

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Das Fazit des CDU-Bürgerschaftsabgeordneten: „Der grüne Verkehrssenator dichtet sich die Welt, wie sie ihm gefällt. Mit der Realität hat dies jedoch wenig zu tun. Wie die CDU schon lange fordert, müssen jetzt endlich wieder alle Verkehrsteilnehmer gleichermaßen berücksichtigt werden.“

E-Scooter: Umstrittene Roller werden zuletzt weniger genutzt

Nebenbei hat die Senatsantwort übrigens noch eine Entwicklung aufgezeigt, die vor allem den Kritikern der E-Scooter gefallen dürfte: Mit den umstrittenen Rollern wurde im ersten Quartal 2024 in Hamburg weniger gefahren als im Vorjahreszeitraum. Die Nutzung ging laut Senat um „sieben Prozentpunkte“ zurück.